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Das unterscheidet Herzog von Arnautovic

ÖFB-Rekordspieler hat sich einst gegen lukrativen China-Wechsel entschieden.

Das unterscheidet Herzog von Arnautovic Foto: © GEPA

"Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, einen Prohaska, aber Arnautovic stellt sie alle in den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft", prophezeite Andreas Herzog im Jahr 2010 nach einem ÖFB-U21-Testspiel, in dem ein damals 20-jähriger Marko Arnautovic mit einem Treffer und einem Assist aufzeigte.

Zumindest in einer Hinsicht sollte der damalige ÖFB-U21- und jetzige Israel-Teamchef unrecht behalten: Während Erstere zumindest in kurzen Phasen ihrer Karriere für absolute internationale Top-Klubs kickten, reichte es bei Arnautovic "nur" für einen englischen Mittelständer.

In diesem Sommer entschied sich der 30-Jährige schließlich für einen lukrativen China-Wechsel zu Shanghai SIPG, wo er bisher in vier Pflichtspielen zwei Tore erzielen konnte und erst am Wochenende erstmals über 90 Minuten ran durfte. Ein Schritt, der einst auch Herzog angeboten wurde.

Warum sich der ÖFB-Rekordinternationale damals gegen den Weg ins Reich der Mitte entschieden hat und was er von Arnautovic erwartet, verrät er gegenüber LAOLA1:

"Hätte in China das Zehnfache verdient"

Anfang 2004 hatte der damals 35-jährige Andreas Herzog die beste Zeit seiner Karriere bereits hinter sich und war nach dem Ende seiner zweiten Rapid-Ära für ein halbes Jahr vereinslos. Also zog es den 103-fachen österreichischen Nationalspieler zu LA Galaxy in die Major League Soccer, wo er mit immerhin acht Scorerpunkten in einem Jahr zeigte, dass er es noch immer drauf hatte.

Dabei hätte damals alles ganz anders kommen können, wie Herzog verrät: "Ich habe damals ein super Angebot von Shanghai Shenhua gehabt, da hätte ich das Zehnfache wie in Amerika verdient. Ich bin aber lieber nach Amerika gegangen und bereue es nicht für eine Sekunde, dass ich auf das Geld verzichtet habe, dafür aber für das weitere Leben viele neue Erfahrungen gemacht und neue Kontakte geschlossen habe."

Im Nachhinein betrachtet zahlte sich der Schritt voll aus: Als Co-Trainer des lange Zeit erfolgreichen US-Teamchefs Jürgen Klinsmann erarbeitete sich Herzog inernational einen guten Trainerruf, der ihm im Vorjahr wohl auch den Job als Israel-Teamchef einbrachte.

Herzogs "Chinesen" in Israel

Im israelischen Nationalteam betreut er zwei Spieler, die ebenfalls wie seit Kurzem Arnautovic in China ihr Geld verdienen: Eran Zahavi ist mit 22 Treffern klarer Leader der Torschützenliste der chinesischen Super League und hat erst kürzlich gegen Österreich gezeigt, dass er auch auf internationalem Boden Top-Torjäger-Qualitäten hat. Zudem wagte mit Dia Saba erst im Winter ein weiterer Israeli den Schritt nach China und stellte sich mit 17 Scorerpunkten in 16 Partien mehr als ordentlich vor.

"Es ist immer gut, wenn deine Stürmer mit Erfolgserlebnissen zur Nationalmannschaft kommen", meint Herzog angesprochen auf seine beiden "Chinesen", wie er sie selbst nennt.

Dass das fußballerische Niveau in China ein deutlich anderes als in Europa ist, will der 50-Jährige aber nicht verleugnen: "Es ist klar, dass die chinesische Liga sportlich nicht zu den Top-Ligen zählt – aber finanziell tut sie das halt."

"Arnautovic wird überall seine Tore machen"

Viele österreichische Fans machten sich zuletzt Sorgen, dass mit Arnautovics Transfer ins ferne Asien deutliche Leistungseinbußen des ÖFB-Stürmers im Nationalteam einhergehen könnten. Diese entkräftet Herzog entschieden: 

"Marko wird überall seine Tore schießen und auch in Zukunft für Österreich ein extrem wichtiger Spieler sein." Seine Torjäger-Qualitäten bewies er mit bisher zwei Toren in den ersten vier Pflichtspielen (3x Liga, 1x Cup) für seinen neuen Arbeitgeber, wobei er erst beim vierten und bisher letzten Einsatz erstmals durchspielte.

Behält Herzog recht, wird Arnautovic wohl auch künftig noch viele weitere Spiele im ÖFB-Dress absolvieren. Bewahrt der 81-fache Teamspieler seine Quote von etwas über sieben Länderspielen pro Jahr, wird er in gut drei Jahren wohl Österreichs Rekordspieler werden und Herzog (103 ÖFB-Einsätze) ablösen.

Damit hätte Arnautovic zumindest Einen in den Schatten gestellt.

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