Die ÖFB-Elf wird zum Jahresabschluss im Test gegen die Slowakei ein verändertes Gesicht haben.
Teamchef Marcel Koller kündigt an, einigen Reservisten zu Spielpraxis verhelfen zu wollen: "Es wird sicher so sein, dass neue Spieler auf dem Platz stehen und wir etwas versuchen werden."
Experimente bezüglich System wird es wohl keine geben: "Wer glaubt, wir können locker-flockig alles auf den Kopf stellen und grundlegend etwas anderes versuchen, dem kann ich mitgeben, dass das nicht klappen wird."
Denn dafür würde es mehr Trainingseinheiten benötigen, um dies einzustudieren. Vor dem Slowakei-Spiel würde ihm jedoch nur das Abschlusstraining zur Verfügung stehen.
Dreierkette gegen Slowakei "zu riskant"
Rein grundsätzlich will der Schweizer Experimente, etwa den neuen Versuch einer Dreierkette, nicht ausschließen: "Das ist natürlich immer möglich. Die Spieler sind auf Nationalteam-Level auch taktisch flexibler einsetzbar, nichtsdestotrotz denke ich schon, dass wir eine gewisse Zeit brauchen. Daher wäre es zu riskant, wenn man dann auch noch vor hat, den einen oder anderen zu bringen, der nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen ist. Dann ist es besser, wenn man bei alten Tugenden bleibt."
Wem der Teamchef eine Chance geben will, bleibt weitestgehend sein Geheimnis, weswegen Spekulationen über die rot-weiß-rote Aufstellung gegen die Slowakei Kaffeesudleserei sind.
Stangl-Einsatz geplant
Lediglich bei vereinzelten Personalfragen lässt Koller seine Gedanken durchblicken. So ist etwa geplant, dass Stefan Stangl sein Länderspiel-Debüt feiern wird, wenngleich der 56-Jährige offen lässt, ob dies von Anfang an sein wird: "Er hat natürlich keinen Spielrhythmus, aber es ist schon vorgesehen, dass er zum Einsatz kommt, wenn alles so läuft, wie wir uns das erhoffen."
Dies klingt nach dem Plan, den Salzburg-Reservisten im Spielverlauf als Joker zu bringen. Somit könnte es von Beginn an eine neue Chance für den nach seiner schwachen Leistung gegen Georgien in Ungnade gefallenen Markus Suttner geben. Denn Kevin Wimmer will Koller zwar helfen, aber in einem Freundschaftsspiel sollte er sich wohl andere Optionen als den gelernten Innenverteidiger links in der Viererkette anschauen.
Lazaro-Premiere als Rechtsverteidiger?
Sehr wahrscheinlich ist, dass Valentino Lazaro eine Chance erhalten wird. Der Salzburg-Kicker wurde anders als Louis Schaub, Michael Gregoritsch und Alessandro Schöpf nicht zur U21 geschickt. In der Theorie ist der 20-Jährige die Alternative zu Rechtsverteidiger Florian Klein, in der Praxis hat man dies noch nie getestet.
"Bei Lazaro ist es so, dass wir uns mit U21-Teamchef Werner Gregoritsch abgesprochen haben und er die drei Offensivspieler wollte, und wir haben die Möglichkeit, Tino einzusetzen", erklärt Koller, der den Verbleib von Marcel Sabitzer beim A-Team wiefolgt begründet: "Marcel ist schon über zwei Jahre fix bei uns und hat eigentlich keinen Bezug zum U21-Team."
Eher Özcan als Lukse
Im Tor würde es sich anbieten, Andreas Lukse sein Debüt feiern zu lassen. Die Tendenz geht jedoch dahin, Ramazan Özcan von Beginn an aufzustellen.
Die Begründung des Teamchefs: "Özcan war jetzt praktisch fünf Jahre hinter Robert Almer die Nummer zwei, hat sich im Training voll reingehauen und die letzten beiden Spiele von Anfang an absolviert. Er hat jedoch noch nicht so viele Länderspiele absolviert, dass man überlegen müsste, wen man bringt oder ob man ihm die Möglichkeit gibt, ein weiteres Spiel zu machen und Sicherheit zu gewinnen. Er ist ja bei Leverkusen auch nicht der Stamm-Torhüter."
Selbst wenn es nicht für eine Nominierung in die Startelf reichen sollte, ist Koller jedoch voll des Lobes für Lukse: "Er hat eine sehr gute Entwicklung gemacht, das ist uns nicht verborgen geblieben. Altach ist in der österreichischen Liga vorne mit dabei, dazu hat er sicherlich viel beigetragen. Dadurch, dass Heinz Lindner nicht viel gespielt hat und Almer verletzt ist, hat er bei uns intern einen kleinen Sprung nach vorne gemacht, und er macht das auch gut im Training, ist da voll bei der Sache. Ob es zum Spielen reicht, lassen wir noch offen."
Mit Lukas Hinterseer und dem nachnominierten Karim Onisiwo haben zwei weitere Akteure schon länger kein Länderspiel mehr absolviert, der ebenfalls nachnominierte Michael Madl würde im Fall eines Einsatzes sein Länderspiel-Debüt feiern.
"Alaba ist im Zentrum unersetzbar"
Zurück zur Linksverteidiger-Diskussion: Weiter nicht auf dieser Position auflaufen wird David Alaba. Ein Entschluss, den Koller abermals bekräftigt: "Dass David auf der linken Seite spielen kann, wissen wir ja. Aber für mich ist das Thema, dass er im Zentrum für das Team wichtiger ist als auf der linken Seite, weil er mehr Einfluss nehmen kann. Das ist die Grundbasis, die man als Trainer überlegen muss und das wird auch in Zukunft so sein."
Eine Haltung, welche die volle Unterstützung von Alabas Nebenmann im zentralen Mittelfeld, Julian Baumgartlinger, findet: "David ist für uns im Zentrum in Sachen Torgefahr, Spielidee und Kreativität unersetzbar. Vor einem Jahr hat niemand gefordert, dass er woanders hingestellt werden sollte. Jetzt ist die Diskussion da, was auch normal ist, aber ich denke, dass jeder die Chance verdient hat, zu beweisen, dass er es kann. Der Trainer wird zum richtigen Zeitpunkt entscheiden, wer der Richtige ist."
Mit besagter Chance meint der Kapitän Suttner, Stangl und Wimmer: "Der Trainer hatte bisher auf der linken Seite nach der Ära von Christian Fuchs gerade einmal vier Spiele Zeit."
Generell sei das Kräftemessen mit der Slowakei laut Koller nach einem Jahr, in dem nicht alles rund gelaufen sei, "ein wichtiges Spiel für uns. Wir haben die Verpflichtung den Fans im Stadion und zu Hause an den TV-Geräten gegenüber, eine gute Leistung abzurufen und ein gutes Ergebnis zu erreichen - und ein gutes Ergebnis ist, das Spiel zu gewinnen, damit wir das Jahr positiv abschließen, um wieder mit Mut in das neue Jahr zu starten."
Peter Altmann