news

"Die Mission vom Dragovic ist noch nicht vorbei"

Auch nach 90 Länderspielen hat Aleksandar Dragovic noch lange nicht genug.

Foto: © GEPA

Wann er das letzte Mal einen kompletten Nationalteam-Lehrgang verpasst hat, weiß Aleksandar Dragovic selbst nicht so genau.

"Das ist schon ein paar Jahre her, oder?", fragt der 30-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Das geht beinahe als Untertreibung durch. Im September 2011 verpasste der Innenverteidiger den letzten Lehrgang unter Teamchef Didi Constantini (2:6 in Deutschland, 0:0 gegen die Türkei).

Knapp zehn Jahre heißt es nun schon: Das ÖFB-Team ruft und Dragovic kommt.

Eine derartige Konstanz ist die Basis dafür, dass der Routinier beim Testspiel in England als erst vierter Spieler der ÖFB-Geschichte die Marke von 90 Länderspielen erreicht hat.

Dann gibt es keine zwei Meinungen

Ob es im vergangenen Jahrzehnt nie einen Moment gegeben habe, in dem er sich zumindest überwinden musste, die Reise zum Nationalteam anzutreten?

Abgesagt ist aufgrund einer Blessur schließlich schnell einmal.

"Ich bin immer stolz und dankbar, wenn ich einberufen werde und den Adler auf der Brust tragen darf. Es ist ein Privileg, für das Nationalteam spielen zu dürfen. Deswegen: Wenn ich fit bin und mich der Trainer einberuft, gibt es keine zwei Meinungen, dass ich auch komme", stellt der Wiener klar.

Natürlich würde es auch beim ÖFB-Team Phasen geben, in denen es nicht so schön ist: "Wenn du gewinnst, ist immer alles schöner und leichter. Wenn du verlierst, ist immer alles dramatischer und schlechter. Manchmal hat es auch schlechtere Phasen gegeben. Aber das gehört dazu zum Sport. Du kannst nicht immer nur gewinnen - außer Tom Brady", grinst Dragovic in Anspielung auf dieses LAOLA1-Interview.

Dragovic: "Habe noch ein paar Jahre vor mir"

Seit seinem legendären ÖFB-Debüt 2009 gegen Serbien in seiner zukünftigen Wahlheimat Belgrad hat Dragovic diverse Stimmungslagen miterlebt. Genug hat der zukünftige Roter-Stern-Legionär davon noch lange nicht:

"Es macht mich stolz, wenn ich alles Revue passieren lasse. Aber dennoch: Ich habe noch ein paar Jahre vor mir. Die Mission vom Dragovic ist noch nicht vorbei. Natürlich, wenn man nachts im Bett liegt, denkt man manchmal zurück, wie man als kleines Kind davon geträumt hat, im Nationalteam auflaufen zu dürfen. Jetzt bei 90 Länderspielen zu sein, hätte ich mir nicht erträumen lassen."

Gut möglich, dass aus der aktuellen ÖFB-Generation am Ende Dragovic den "Wettlauf" zum Hunderter gewinnt und gleichzeitig auch Rekord-Nationalspieler Andreas Herzog (103 Länderspiele) ins Visier nimmt.

Lange Zeit hatte diesbezüglich Marko Arnautovic, der bei 87 Länderspielen hält, die besten Karten. Der China-Legionär ließ seit Ende 2019 jedoch diverse ÖFB-Matches liegen.

Die ewige Länderspiel-Rangliste des ÖFB:

Platzierung Name Länderspiele
1. Andreas Herzog 103
2. Toni Polster 95
3. Gerhard Hanappi 93
4. ALEKSANDAR DRAGOVIC 90
5. MARKO ARNAUTOVIC 87
6. Karl Koller 86
7. Friedl Koncilia 84
. Bruno Pezzey 84
9. Herbert Prohaska 83
. JULIAN BAUMGARTLINGER 83
11. DAVID ALABA 80

"Das sind wir uns selbst schuldig"

So lange man noch aktiv ist, gibt es aber tendenziell Wichtigeres als solche Statistiken. Gerade wenn man kurz vor einer EURO steht - und diesbezüglich gehört Dragovic zu jenen ÖFB-Spielern, die nach der EM 2016 noch etwas gutzumachen haben.

"Eine EM ist etwas anderes als eine Quali, ein ganz anderer Druck. Ich glaube, es ist ein Vorteil für uns, dass wir schon einmal dabei waren und wissen, wie das abläuft. Aber am Ende des Tages gibt uns das keine Garantie, dass wir gewinnen. Wir müssen alle voll fokussiert sein und zu 100 Prozent unsere Leistung abrufen, damit wir etwas erreichen können", bekräftigt der Innenverteidiger.

Gleichzeitig hofft Dragovic in Erinnerung an den Stangenschuss von David Alaba beim 2016er-Auftakt gegen Ungarn auf den Faktor Glück.

Wie auch immer es gelingt, diesmal soll es unbedingt erfreulicher laufen: "Wir wollen es besser machen als bei der letzten EM, und das müssen wir auch. Das sind wir uns selber schuldig."

Gut mit dem Druck umgehen

Der Test in England war so gesehen ein Schritt in die richtige Richtung. "Wir können darauf aufbauen. Wir müssen die Fehler, die wir gemacht haben, analysieren und versuchen, es besser zu machen. Kurz vor dem Ende haben wir zwei hundertprozentige Chancen vergeben. Besser wir vergeben sie jetzt als bei der EM", meint Dragovic.

So lange ein fixer Bestandteil des Nationalteams zu sein und nicht zumindest ein K.o.-Spiel erlebt zu haben, ist natürlich nicht auszudenken.

"Ich werde alles daran setzen, dass wir es dieses Jahr schaffen", verspricht Dragovic und ist diesbezüglich auch guter Dringe:

"Ich weiß, welches Potenzial diese Mannschaft hat. Die meisten von uns spielen in der deutschen Bundesliga, wir haben alle die Qualität. Wir sind auch alle dem Druck gewachsen - wir müssen nur gut mit dem Druck umgehen. Wir müssen versuchen, die Gruppe zu überleben. Wenn wir nicht weiterkommen wollen, brauchen wir gar nicht hinfahren."


Kommentare