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"Family-Tag" sorgt für ÖFB-Grinser vor EURO-Stress

Auszeit mit Familien soll EM-Kräfte mobilisieren. Menschlicher Zug von Foda.

Foto: © GEPA

Spezielle Situationen erfordern spezielle Maßnahmen.

Dass die EURO-Generalprobe mit dem 0:0 gegen die Slowakei nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst hat, liegt auf der Hand. Viel mehr Freude herrscht im ÖFB-Lager aber über den extra eingeschobenen "Familien-Tag".

Am Montag bekommen Spieler und Trainer frei zur Regeneration und dürfen unter strengen Verhaltensregeln und einem Testprozedere der Kontaktpersonen ihre Liebsten noch einmal in die Arme schließen, ehe die kräftezehrende Isolation für das Großturnier am Dienstag mit dem Camp in Seefeld seine Fortsetzung findet.

Die Spieler selbst sind davon angetan und glauben sogar daran, dass diese in Corona-Zeiten seltene Auszeit noch die nötigen Prozente vor dem EURO-Start herauskitzeln kann.

"Das ist extrem wichtig! Das kann man gar nicht hoch genug stellen. Die Stimmung ist überragend, es macht jedem extrem viel Spaß. Aber es sind doch noch hoffentlich - ich weiß nicht, wann das Finale ist (lacht) - vier Wochen oder zumindest die Gruppenphase drei Wochen. Das ist noch eine lange Zeit, die wir noch zusammen sind. Dieser eine Tag weg von dem Ganzen, den Schäd'l abschalten, das Handy weglegen, ich werde mir nichts durchlesen, was geschrieben wird. Einfach die Zeit bei der Familie genießen und dann mit vollem Fokus reinstarten", streicht Hoffenheim-Legionär Christoph Baumgartner die Bedeutung dieses Zuckerls hervor.

Nicht nur emotionaler Arnautovic sehnt sich nach Familie

Denn Arbeit steht danach noch genug an, das haben die Spiele gegen England und auch die Slowakei bewiesen. Laut Baumgartner müsse man sehr wohl im einen oder anderen Bereich noch nachlegen, ehe es in einer Woche im Auftaktspiel gegen Nordmazedonien um alles geht.

"Dann bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass wir das erste Spiel gewinnen werden", blickt der Youngster positiv auf die bevorstehenden Aufgaben und freut sich auf den freien Tag vor der Fahrt nach Tirol.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Wie emotional dieses Thema berührt, zeigte etwa Marko Arnautovic, als er fast in Tränen ausbrach. Der China-Legionär musste zuletzt aufgrund der Corona-Bestimmungen auf gemeinsame Momente mit seiner Frau und seinen Kindern verzichten, weshalb er sich auf den Familientag besonders freuen wird.

"Bin mir sicher, dass wir mit einem breiten Grinser zurückkommen"

Auch Konrad Laimer streicht hervor, wie schwer es vorzustellen ist, solange Zeit mit den gleichen Teamkollegen zusammenzuleben - weit weg von Familie, Freunden und Angehörigen. "Lager-Koller" war bei der EM 2016 ein durchaus entscheidendes Thema, das im Nachhinein unter Marcel Koller aufkochte.

Teamchef Franco Foda und sein Team steuern bewusst entgegen und gönnen den Schützlingen diese Auszeit, obwohl der Countdown zum Fußball-Highlight des Jahres unaufhörlich hinunterläuft.

Laimer bewertet diese Idee als "sehr gut". "Das tut jedem gut, die Familie und meine Freundin kurz einmal zu sehen und im gewohnten Umfeld zu sein. Jeder kann noch ein bisschen Kraft tanken, um noch frischer zurückzukommen. Es wird uns allen gut tun," ist sich Laimer sicher und legt noch einen nach: "Ich bin mir sicher, dass wir am Dienstag alle mit so einem breiten Grinser zurückkommen und hochmotiviert ins Turnier starten. Ich habe noch nie bei einer EURO gespielt und freue mich unmenschlich drauf."

Nummer-1-Status tröstet über Sehnsucht nach Frau und Kindern hinweg

Auch in dieser Situation gibt es jedoch Spieler, die nicht Freundin, Frau oder Kinder in die Arme schließen können. Torhüter Daniel Bachmann, als Nummer 1 bei der EURO bestätigt, wird mit seinen Eltern einen schönen Tag verbringen.

Frau und Kinder verweilen in der Wahlheimat England. "Es ist nicht leicht, das hat man bei Marko gesehen, noch extremer ist es mit Kindern und Familie. Ich bin jetzt zum ersten Mal so lange von den Kindern weg. Das ist schon ein bisschen schade, aber es geht im Moment halt nicht mit den Einreisebedingungen in Österreich. Aber da muss ich durch."

Die Botschaft, dass er das Tor bei der EURO hüten wird, wird ihn ein wenig darüber hinwegtrösten, zum Glück bleiben auch noch Video-Telefonie und Co., um mit den engsten Verwandten in Verbindung zu bleiben. Beim England-Spiel in Middlesbrough konnte er zumindest seine Frau für ein paar Minuten vor Ort sehen, ehe es zurück nach Wien ging. "Das war trotzdem schön."

Umso wichtiger ist es, den Schalter im richtigen Moment umzulegen. Denn wie Bachmann betont, handelt es sich um eine spezielle Situation, nicht immer hat man die Chance, sein Land bei einer Europameisterschaft zu vertreten, deshalb muss man auch kleine Opfer bringen. "Wir sind jetzt bei der EURO, das ist jetzt so. Es ist natürlich schade und tut ein bisschen weh, aber die Vorfreude auf die EURO überwiegt."

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