plus-video

"Ich schwimme ein bisschen mit auf der Welle"

Julian Baumgartlinger nennt die Gründe für seine neu entdeckte Treffsicherheit.

Man kann Julian Baumgartlinger viele positive Eigenschaften auf dem Fußballplatz nachsagen. In die Verlegenheit, sich als „Goalgetter“ feiern zu lassen, kam er in seiner bisherigen Karriere jedoch noch nicht.

Ein Attribut wie dieses ist natürlich weiterhin übertrieben, aber für die Torjäger-Maßstäbe des 28-Jährigen sind zwei Treffer in den sieben jüngsten Bundesliga-Spielen für Mainz eine erstaunliche Ausbeute.

Schließlich waren die Treffer gegen Schalke und Werder die ersten beiden Tore in seiner inzwischen 118 Spiele andauernden Bundesliga-Laufbahn.

„Es ist nicht normal, dass ich in kurzer Zeit zwei Mal treffe“, schmunzelt Baumgartlinger, „das ist schön, aber natürlich auch dem geschuldet, dass wir im Verein momentan eine sehr gute Phase haben und erfolgreichen Fußball zeigen. Da schwimme ich ein bisschen mit der auf der Welle.“

Ab in den Strafraum!

Mainz schnuppert als Siebter an den internationalen Rängen, auf Rang vier und den damit verbundenen CL-Qualifikations-Platz fehlen derzeit nur drei Punkte.

Der mannschaftliche Erfolg ist aber wohl nur ein Teil des Geheimnisses, warum der Name Baumgartlinger plötzlich nicht mehr nur für wertvolle und unermüdliche Arbeit im Mittelfeld, sondern auch für Torgefahr steht. Der Salzburger hatte stets betont, dass er an diesem Manko arbeiten will.

„Es ist schwer zu sagen, warum es jetzt klappt, weil ich es schon länger sage und oft nicht genau gewusst habe, woran der letzte Schritt scheitert“, meint Baumgartlinger, der sein Offensivspiel durchaus adaptiert hat:

„Momentan kommt mir vor, dass ich noch öfter den Weg bis in den Sechzehner suche. Mitgehen bis zum Strafraum – schön und gut, aber meine beiden Tore habe ich von innerhalb des Elfmeter-Punkts gemacht. Das wird wahrscheinlich ein Mitgrund sein.“

Übertragbar auf das ÖFB-Team?

Mainz-Trainer Martin Schmidt forciert den neu entdeckten Offensivdrang seines Kapitäns.

„Wir haben als Sechser keine festen Rollen mehr. Einer bleibt und einer geht und das kann auch variabel sein. Es heißt nicht, dass ich automatisch bleibe“, verdeutlicht Baumgartlinger.

Für Österreich hat er in 42 Länderspielen ein Mal getroffen, und zwar mit einem herrlichen Weitschuss 2014 im Testspiel in Tschechien.


Ob sich diese etwas geänderte Herangehensweise auf seine Rolle im Nationalteam übertragen lasse und er auch im System von Teamchef Marcel Koller den Strafraum als seinen Spielplatz entdecken könne?

„Das sagt er immer wieder. Der Teamchef ist sowieso ein Freund davon, dass man auch aus dem Mittelfeld immer wieder einmal den Abschluss sucht. Das muss nicht immer von innerhalb des Sechzehners sein, sondern kann auch bedeuten, einmal aus der zweiten Reihe zu schießen - gerade wenn wir, wie wir es jetzt schon oft hatten, dominante Spiele mit langen Ballbesitzphasen haben.“

„In unserem System vielleicht nicht perfekt“

Eins zu eins lässt sich das Mainzer Spiel von Baumgartlinger jedoch nicht auf die ÖFB-Elf umlegen.

Warum ist leicht erklärt: „Im Nationalteam sind wir einfach von der Ausrichtung her anders. In unserem System ist es so, dass wir zwar teilweise mit einem 4-2-3-1 starten, das aber zwischenzeitlich wie ein 4-1-4-1 ausschaut. Wenn ich dann als der eine vor der Abwehr auch noch durch den Sechzehner laufe, dann ist das vielleicht in unserem System nicht perfekt.“

Aber sollte sich die Gelegenheit ergeben, möchte Baumgartlinger bestimmt auch im ÖFB-Dress sein jüngstes Selbstvertrauen vor dem gegnerischen Tor unter Beweis stellen.

Peter Altmann

Bild 1 von 11
Bild 2 von 11
Bild 3 von 11
Bild 4 von 11
Bild 5 von 11
Bild 6 von 11
Bild 7 von 11
Bild 8 von 11
Bild 9 von 11
Bild 10 von 11
Bild 11 von 11

Kommentare