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Wales: Das macht ihre Taktik so clever

Wales baut auf eine clevere Taktik, dennoch hat diese Schwachstellen:

Wales: Das macht ihre Taktik so clever

„Wales ist haushoher Favorit.“

Diese Aussage von Marc Janko mag für einige Experten überraschend kommen, doch dahinter steckt mehr als klassisches Fußball-Understatement.

Die Waliser gehören momentan tatsächlich zu den besten Nationalmannschaften der Welt. Nicht umsonst standen sie bei der EURO im Halbfinale.

Das Geheimnis hinter diesem Erfolg hängt nicht nur mit der überragenden Qualität von Superstar Gareth Bale zusammen. Viel mehr ist der Real-Profi Teil eines starken Kollektivs, das von Teamchef Chris Coleman ein geniales, taktisches Konzept verpasst bekommen hat.

Ungewöhnliche Formation

Im Gegensatz zu vielen anderen Nationalmannschaften agieren die "Roten Drachen" nicht mit einer Viererkette, sondern mit einem ungewöhnlichen 5-2-2-1-System. Gegen Österreich wird Coleman aufgrund des Ausfalls von Aaron Ramsey jedoch auf ein 5-3-2 setzen. 

Zuerst sticht dabei freilich die Defensive ins Auge. Hinten setzt Wales auf drei Innenverteidiger, die von zwei „Wing Backs“ unterstützt werden. Dieser Begriff, der aus dem englischen Fußball stammt, bezeichnet die Außenverteidiger der Fünferkette, die von ihrer Positionierung her als Mischung zwischen Abwehr- und Mittelfeldspieler zu sehen sind.

Bei Wales bekleiden Chris Gunter (Reading) und Neil Taylor (Swansea) diese Position. Im Gegensatz zum österreichischen 4-2-3-1, bei dem jeweils zwei Spieler pro Seite auf den Flanken agieren, sind bei Wales die beiden „Wing Backs“ die einzigen Außenbahnspieler. Dementsprechend stark legen die Briten den Fokus auf das Zentrum.

Pressing macht für ÖFB-Team keinen Sinn

Dort machen nicht nur die drei Innenverteidiger die Räume dicht. Hinzu kommen im Normalfall zwei Sechser (Joe Allen, Joe Ledley) und zwei Zehner (Ramsey und Bale). Da der Arsenal-Star jedoch verletzt ausfällt, gesellt sich zu Allen und Ledley mit Leicester-Profi Andy King ein dritter zentraler Mittelfeldspieler hinzu, während Bale noch offensiver agiert. 

Dieser kompakte Block aus Abwehr und Mittelfeld ist nur schwer zu durchbrechen. Bemerkenswert: In der letzten Qualifikation bekam Wales kein einziges Tor aus dem Spiel heraus. Nicht nur defensiv fahren die Briten damit jedoch hervorragend, auch im Spielaufbau macht sich der starke Zentrumsfokus bezahlt.


Gemeinsam mit den Innenverteidigern gelingt es den Sechsern immer wieder, den Ball in den eigenen Reihen lange zirkulieren zu lassen. Vor allem Ex-Liverpool-Profi Allen, nun Arnautovic-Kollege bei Stoke, besticht durch seine Fähigkeiten im Spielaufbau.

Aufgrund dieser ausgeprägten Pass-Sicherheit wird es für das ÖFB-Team kaum Sinn machen, den Gegner mit furiosem Angriffspressing unter Druck zu setzen. Das würde den Walisern nur die Räume öffnen. Zumal Österreich in den letzten Spielen immer wieder defensive Probleme mit den Abständen zwischen den Mannschaftsteilen hatte.

Das muss Österreichs Ziel sein 

Anstatt also zum Fore-Checking zu greifen, wird Koller seiner Mannschaft wohl eher eine abwartende Spielweise mit auf den Weg geben. Das Ziel ist klar: Österreich muss die Passwege in Richtung Bale zustellen. Denn genau das ist die große Schwäche der Waliser, sobald Ramsey ausfällt.

Normalerweise fungiert der Arsenal-Mittelfeldspieler als Bindeglied zwischen defensiven und offensiven Mannschaftsteilen. Ohne ihn tun sich die Waliser schwer, den Ball nach vorne zu bekommen. Das machte sich nicht zuletzt beim Aus im EURO-Halbfinale bemerkbar, als Ramsey gesperrt war. 

Bale reagierte auf dieses fehlende Puzzlestück, indem er sich selbst oft tief fallen ließ, um den Ball nach vorne zu treiben. Je weiter sich der ehemalige Tottenham-Profi jedoch vom gegnerischen Tor wegbewegt, umso weniger Schaden kann er anrichten. Gut möglich also, dass das ÖFB-Team versuchen wird, trotz Heimpublikum den Walisern das Spiel zu überlassen. So könnte man versuchen, den walisischen Aufbau zu isolieren und Bale damit aus dem Spiel zu nehmen. Ähnlich agierte auch Portugal im Semifinale der EURO.

Die Schwachstelle der Waliser 

Diese Aufgabe wird jedoch genau so knifflig wie die Herausforderung, das Defensiv-Bollwerk der "Roten Drachen" zu durchdringen. Auch dabei könnte man von der EM lernen. Neben Europameister Portugal fuhren nämlich in der Gruppenphase auch die viel gescholtenen Engländer einen Sieg gegen Wales ein. Schlüssel zum Sieg waren damals die vielen Diagonalbälle von Wayne Rooney, mit denen die Engländer ihre Überzahl an den Außenbahnen nutzten.

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Durch den hohen Zentrumsfokus der Waliser bieten sich immer wieder Räume auf den Flanken an. Wird der Pass dorthin gespielt, verschieben sie aber schnell und umzingeln damit den Gegner. Würde es den Österreichern jedoch gelingen, infolgedessen schnell den Ball auf die andere Seite zu verlagern, so könnten sich dadurch Chancen ergeben.

Zumal Teamchef Koller dafür die perfekten Spielertypen zur Verfügung stehen. Sowohl David Alaba, Julian Baumgartlinger als auch die beiden Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger können diese weiten Pässe auf den gegenüberliegenden Flügelspieler spielen. Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer, sofern er für Martin Harnik einspringt, haben wiederum das Potenzial, den Gegner im "Eins gegen Eins" stehen zu lassen, um den Abschluss zu suchen.

Kein Schlagabtausch

Wales verfügt also über ein perfekt eingespieltes und taktisch geniales System, das perfekt zu den Spielertypen der Mannschaft passt.

Dennoch tun sich für die Österreicher, nicht zuletzt durch das Fehlen von Ramsey, einige, potenzielle Schwachstellen auf. Gut möglich, dass die Zuschauer eher ein enger Kampf als ein offener Schlagabtausch erwartet.

Beide Teams werden in dieser frühen Phase der Qualifikation wohl eher weniger Risiko eingehen.

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