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Roman Mählich zwischen Freude und Realismus

Lustenau-Trainer glaubt an Cup-Chance und war vom LASK-Skandal nicht überrascht:

Roman Mählich zwischen Freude und Realismus Foto: © GEPA

"Es ist alles wieder relativ normal", sagt Austria-Lustenau-Trainer Roman Mählich im LAOLA1-Interview zum Training der Vorarlberger in Zeiten der Corona-Krise. Wenn der 48-Jährige sein Team im Cup-Finale am Freitag (20:45 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) beteuen wird, sind die Umstände aber alles andere als normal.

Das Endspiel gegen Serien-Meister Red Bull Salzburg wird das erste Bewerbs-Spiel in Österreich seit 8. März. Trotzdem sind die Umstände weit weg von "normal".

Wenn diese "normal" gewesen wären, von Corona unberührt, hätten die Lustenauer bereits zwei Tage vor dem Finale in die Kärntner Landeshauptstadt aufbrechen sollen - nun reist die Austria erst am Tag des Spiels an. "Ich weiß nicht, was uns im Hotel erwartet, aber ich denke, dass alles vorbereitet und organisiert ist. Da wird es keine Probleme für uns geben", gibt sich Mählich zuversichtlich.

Die Wörthersee Arena wird jedenfalls keine Zuseher empfangen - ein ungewöhnlicher Rahmen für ein großes Finale. Dennoch überwiegt bei Mählich die Freude.

"Wir sind überglücklich, dass wir das Cup-Finale spielen dürfen", sagt Mählich, der vor dem größten Spiel seiner bisherigen Trainer-Karriere steht. Der Niederösterreicher übernahm den Trainerposten im "Ländle" Mitte September 2019 und weist in der HPYBET 2. Liga eine ausgeglichene Bilanz von sechs Siegen und sechs Niederlagen aus zwölf Spielen auf.

David gegen Goliath

Ob das Finale überhaupt stattfinden könnte, "war vor einiger Zeit noch gar nicht so klar", betont Mählich. "Für uns Lustenauer ist es natürlich eine große Geschichte."

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Welches Kaliber auf den Siebenten der HPYBET 2. Liga wartet, ist Mählich bewusst. Die womöglich überstrapazierte biblische Geschichte, die vom Duell zwischen David und Goliath erzählt, kommt in den Sinn.

"Wir versuchen mit allem, was in uns drinnensteckt, uns auf das Spiel der Salzburger einzustellen. Das ist in der Theorie, oder wenn ich es auf Video zeige, oder auf dem Flipchart vorzeichne, oder mit den Clips auf dem Board herumfahre, relativ einfach, aber in der Praxis wird es wahrscheinlich schwieriger", erzählt der 48-Jährige auf der Pressekonferenz der Lustenauer vor dem Endspiel.

"Salzburg dominiert den österreichischen Fußball mindestens schon ein Jahrzehnt und war auch in den internationalen Bewerben ganz schwer zu bespielen für große Mannschaften, und die haben eine Gruppe von Analysten und trotzdem Probleme gehabt", erinnert Mählich.

Dabei kommen Sensationen im Cup immer wieder vor, auch in Endspielen. Noch gut in Erinnerung ist der Cup-Sieg von Pasching aus dem Jahr 2013. Der Regionalligist bezwang Rapid Wien, Red Bull Salzburg und im Finale die damals übermächtige Wiener Austria, die in dieser Saison mit Punkterekord Meister geworden war. Der FC Kärnten, 2001 Meister der damaligen Ersten Liga, konnte als Zweitligist den Meister der Vorsaison, den FC Tirol, im Finale entzaubern.

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"Wir wissen gegen wen wir spielen müssen. Wir wissen, dass wir natürlich krasser Außenseiter sind, aber wir sind Sportler und deswegen optimistisch und glauben an unsere Chance in diesem Spiel."

Roman Mählich

Bereits 2011 konnte die Lustenauer Austria als Zweitligist in ein Cup-Endspiel einziehen. Unter der Ägide von Edmund Stöhr unterlag Lustenau den Riedern von Paul Gludovatz in Wien mit 0:2.

Neun Jahre später könnte Mählich, der als Spieler den ÖFB-Cup dreimal mit Sturm Graz gewinnen konnte, seinen ersten großen Erfolg als Trainer einfahren.

"Wir haben die Chance, eine Sensation zu schaffen, Cup-Sieger zu werden", so Mählich, der sich kämpferisch gibt, die Lage aber auch realistisch einordnet. "Wir wissen gegen wen wir spielen müssen. Wir wissen, dass wir natürlich krasser Außenseiter sind, aber wir sind Sportler und deswegen optimistisch und glauben an unsere Chance in diesem Spiel."

Dass der Cup-Titel ein riesiger sportlicher Erfolg wäre, steht außer Frage. Die Lustenauer würden mit einem Sieg in Klagenfurt den größten Erfolg der Vereinsgeschichte einfahren und obendrein in der kommenden Saison fix in der Gruppenphase der Europa League an den Start gehen. Der Ländle-Klub käme an die Millionen-Töpfe. Diese sind für Mählich aber vorerst zweitrangig, für ihn zählt nur das Geschehen auf dem Platz. "Wir denken in erster Linie an den sportlichen Erfolg", sagt der Lustenau-Trainer über sich und die Mannschaft.

Schwarz-weißer Schatten

Das Cup-Finale stellt das erste bewerbsmäßige Kräftemessen zwischen Mannschaften in Österreichs Profi-Sport seit dem Beginn der Corona-Krise dar. Eigentlich ein Grund zur Freude. Diese ist allerdings durch den Trainingsskandal des LASK schwer getrübt. Die Linzer absolvierten mehrere Mannschaftstrainings vor dem offiziellen Startschuss und gefährdeten damit nicht nur das Cup-Endspiel sondern auch den Re-Start-Plan der Bundesliga leichtfertig. Mittlerweile wurden die Linzer mit einem Punkteabzug von sechs Punkten und einer Geldstrafe von 75.000 Euro bestraft.

Für Mählich kam die "Bombe" wenig überraschend. "Mich hat es, wie die Bombe dann geplatzt ist, nicht mehr überrascht", sagt Mählich, der schon im Vorfeld von "Gerüchten" gehört haben will.

"Österreich ist nicht so groß, das spricht sich ja herum. Der eine oder andere Spieler kennt in dem Klub jemanden, in einem anderen Klub jemanden, wenn man dann so quatscht und dann überlegen sie nicht, was sie sagen, dann macht so ein Gerücht schon mal die Runde", erklärt der Niederösterreicher".

"Regierung hat guten Job gemacht"

Prinzipiell sieht Mählich die Corona-Maßnahmen, die in Österreich in Kraft gesetzt wurden, positiv. "Ich glaube, dass die Regierung in Österreich einen guten Job gemacht hat", sagt Mählich, der sich auf eine fallende Kurve der aktiven Erkrankten und der Situation im Ausland bezieht. "Wenn ich mir das anschaue, wie die Zahlen heruntergegangen sind, wenn ich mir ansehe, was in Nachbarländern los ist oder in Ländern in Südeuropa oder weltweit, dann glaube ich, dass alles gut war."

Auf den Sport bezogen, findet der Niederösterreicher, "dass eine Lösung gefunden worden ist, mit der wir alle Leben können". Sauer aufgestoßen sei ihm allerdings, dass anfangs nur Austria Lustenau trainieren durfte und die anderen Teams der HPYBET 2. Liga weiterhin pausieren mussten. "Der Umstand, dass die Profi-Teams der 2. Liga nicht trainieren durften, das hätte man hinterfragen können. Das habe ich nicht ganz verstanden", so der 48-Jährige, der trotzdem ein positives Fazit zieht. "Ende gut, alles gut, würde ich sagen. Jetzt darf die 2. Liga die Meisterschaft fertigspielen und ist alles gut."

Ob und wann es wieder Zuschauer in den Stadien geben kann, darüber möchte Mählich nicht spekulieren. Austria-Trainer Christian Ilzer erklärte auf einer Pressekonferenz vor dem Liga-Re-Start, dass er es sich mit seinem "Hausverstand" nicht erklären könne, warum die Zuseher im Gegensatz zu Kunst- und Kultur-Veranstaltungen nicht in die Stadien Österreichs zurückkehren dürfen.

"Ich bin jetzt kein Politiker und auch kein Gesundheitsexperte. Ich vertraue da schon den Verantwortlichen, dass sie da die richtige Entscheidung für den Sport treffen", sagt Mächlich, der eine vorsichtigere Position einnimmt als Ilzer.

Dennoch könnte man spektulieren, "ob es möglicherweise wieder früher Zuschauer in den Stadien gibt als es angedacht", erklärt der Lustenau-Trainer, der kein Risiko eingehen möchte. Ein Vereinssterben wegen der Geisterspiele und dem damit verbundenen Einnahmenverlust der Klubs, befürchtet Mählich jedenfalls nicht.

Das Finale im ÖFB-Cup wird jedenfalls als ein solches Geisterspiel in die Geschichte des österreichischen Fußballs eingehen. Und wenn es nach Mählich geht, sollten sich die Leute wohl lieber an ein Favoritensterben als leere Ränge erinnern.

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