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Cup-Drama! Frust, Tränen - Rapid fühlt gar nichts

Emotionale Achterbahnfahrt für Rapid, die Auswirkungen auf Zukunft haben kann.

Cup-Drama! Frust, Tränen - Rapid fühlt gar nichts Foto: © GEPA

Es waren Szenen, die man nicht allzu oft zu sehen bekommt.

Weinende Männer auf dem grünen Rasen, abgekämpfte Spieler, die 121 Minuten alles - auch mit zwei Mann in Unterzahl - unternommen hatten, um mit dem SK Rapid die Sensation gegen Meister RB Salzburg zu schaffen.

Ultras nahmen ihre Spieler trotz Niederlage in den Arm, um sie zu trösten. Die 20.400 Zuschauer im Allianz-Stadion verbrachten die Verlängerung größtenteils mit Standing Ovations - ein Gefühl des Zusammenhalts und des Stolzes, den man in Wien-Hütteldorf schon seit langer, langer Zeit vermisste.

Es erinnerte an die guten, alten Zeiten, wo der volle Einsatz auch gewürdigt wurde, wenn die Ergebnisse nicht passten. Das Resultat bleibt aber niederschmetternd: Alles gegeben, aber trotzdem aus dem ÖFB-Cup ausgeschieden.

Kein Wunder, dass nach knapp 60 Minuten mit einem und knapp 30 Minuten mit zwei Mann weniger die Akkus leer waren. Richard Strebinger brachte es treffend auf den Punkt: "Größer kann der Frust nicht sein. Ich fühle irgendwie noch gar nichts, weil es so unglaublich ist. Ärger kann es nicht sein."

Nach "ungewöhnlicher Leistung" fehlten 20 Sekunden

Der Matchplan ging zumindest bis zur 65. Minute - dem Ausschluss von Kapitän Stefan Schwab - perfekt auf. Kühbauer stellte im Gegensatz zu den letzten Spielen wieder einmal auf ein 3-5-2 um, seine Elf deckte die Räume gut ab, stand tief und nützte selbst das Umschaltverhalten, um zu guten Chancen zu kommen.

"Natürlich wurde das von den Jungs sehr gut umgesetzt, in Anbetracht dessen, dass wir schon in der regulären Spielzeit einen Mann weniger und in der Nachspielzeit schon zwei weniger gehabt haben. Da haben es die Jungs sehr gut gemacht", lobte Kühbauer, um dann doch die emotionale Komponente hervorzustreichen, nachdem er am Platz noch einen aufgelösten Christopher Dibon und Co. beruhigen musste.

"Es ist dann sehr schade, wenn man eigentlich das Elfmeterschießen schon im Kopf hat und dann fehlen dir 20 Sekunden - dann wäre nämlich alles möglich gewesen. Das war eine ungewöhnliche Leistung, die Jungs hätten sich das auch verdient gehabt. Jetzt tut es mir wirklich sehr leid für die Burschen, weil das war genau dieses Spiel, das wir erwartet haben."

Tatsächlich war es ein Abend, an dem Freud und Leid nah beinander waren. Enge und spielentscheidende Szenen sorgten für reichlich Diskussionsstoff und trugen ihren Teil zu einem wahren Thriller im Westen Wiens bei.

Neun gegen Elf - für alle bisher unvorstellbar

Über die Diskussionen über die Gelb-Roten Karten von Stefan Schwab und Dalibor Velimirovic wurde bereits genügend geschrieben. Dazu kam etwa ein umstrittener Foulpfiff (Maximilian Hofmann und Patson Daka gingen beide mit gestrecktem Bein zum Ball), der prompt zum 0:1 durch einen Traumfreistoß von Dominik Szoboszlai führte.

Die Grün-Weißen jubelten über den Ausgleich, das Premierentor von Koya Kitagawa. Dafür hatte Rapid Glück, dass es nach einem Foul von Startelf-Debütant Filip Stojkovic an Takumi Minamino keinen Elfmeter für Salzburg gab.

Dann erreichte man die Verlängerung, überstand diese fast mit neun Mann - ehe doch alles für die Katz' war. "Das haben wir gut gemacht. Es wird noch selten in meinem Leben vorkommen, dass wir 40 Minuten mit zwei Mann in Unterzahl sind. Das haben wir gut verteidigt, aber darum können wir uns nichts kaufen. Dass man in der Partie alles – und noch mehr – raushaut, ist eh normal. Aber wichtiger ist vielleicht, auch wenn es wurscht ist, dass wir bei Elf gegen Elf wirklich mit der besten Mannschaft in Österreich mithalten konnten", war Strebinger von der Leistung des Teams angetan.

Auch Kapitän Stefan Schwab schwärmte vom Teamspirit und hatte insgeheim wohl ein schlechtes Gewissen, dass er gelbbelastet so in den Zweikampf ging, dass er bereits früh in der zweiten Hälfte vom Platz musste.

"Viel besser kann man im Moment nicht gegen Salzburg spielen"

Das restliche Spiel sah er auf einem TV-Bildschirm in der Kabine und fieberte mit. Die Enttäuschung hielt sich auch bei ihm nicht in Grenzen.

"Es tut weh, dass wir ausgeschieden sind. Wir hätten uns das Elferschießen sicher verdient, dann wäre es noch eine Spur fairer gewesen. Nichtsdestotrotz Hut ab vor der Mannschaftsleistung, da muss man jeden Einzelnen loben. Was die auf den Platz gebracht haben, jeder hat Gras gefressen und rausgehaut was geht. Zu neunt gegen eine Mannschaft, die jedes Spiel im Schnitt fünf Tore macht, so zu verteidigen, war überragend von uns. Leider haben wir uns dann nicht belohnt. Die Mannschaft hätte es sich verdient gehabt, im Elfmeterschießen die Chance zu bekommen, weiterzukommen", holte Schwab aus.

Dabei ist der Saalfeldner der klaren Meinung, dass Rapid mit elf Mann die Sensation schaffen hätte können. Tatsächlich waren die Hütteldorfer sehr gut im Spiel, hatten auch gute Chancen auf weitere Treffer und ließen defensiv wenig zu.

"Es war ein überragendes Spiel von uns. Viel besser kann man im Moment gegen Salzburg nicht spielen. Mit elf Mann bin ich überzeugt davon, dass wir die Chancen kriegen, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Ob wir es dann nützen, ist eine andere Geschichte, aber wir waren gut im Spiel und das hat – wenn Salzburg mit der vollen Garnitur antritt – noch keiner geschafft. Aber es hilft uns nichts, weil wir ausgeschieden sind, deshalb sind wir riesig enttäuscht."

Schwab: "Das war Rapid mit Leib und Seele"

Besonders positiv erlebten die grün-weißen Beteiligten auch die Atmosphäre im Stadion. Die Fans trugen die Mannschaft durch die Verlängerung und zeigten anders als nach vorschneller Kritik in den letzten Wochen, Monaten und Jahren, dass hier durchaus ein Zusammenrücken aufgrund der kämpferischen Leistung möglich ist.

"Wir sind jetzt natürlich enttäuscht, aber im Großen und Ganzen wird uns das stärker machen. Das war heute Rapid mit Leib und Seele, das gibt es in Österreich nur bei Rapid, nur bei uns da im Stadion. Das ist sensationell, so was ist Fußball, das macht Spaß. Und generell sind wir in den letzten Wochen zusammengewachsen, die Leistungen werden von Woche zu Woche besser und wir können stolz sein, dass wir so eine Mannschaft mit so einer Qualität so fordern. Und es zeigt einfach, was wir für Qualität haben. Deshalb müssen wir drauf bleiben", strich Schwab den Gemeinschafts-Faktor hervor.

"Drei Tage lang im Bett liegen und herumweinen oder..."

Was man nun aus diesem einschneidenden Erlebnis - negativ aus sportlicher, positiv aus mentaler Siicht -  macht, bleibt den Protagonisten überlassen. Kühbauer denkt hingegen schon an die kommenden Aufgaben.

"Es wäre falsch, jetzt in Selbstmitleid zu verfallen. Das muss uns Kraft geben für Sonntag, um Hartberg zu schlagen. Wir spielen eine sehr gute Saison, ich muss schauen, welche Spieler jetzt zurückkommen. Kitagawa war im Spital, sein Ausfall wäre bei unserer Personalsituation nicht schön. Aber wir werden elf Mann auf den Platz bringen und die nötige Kraft aufbringen, um einen Dreier einzufahren."

Noch etwas emotionaler reagierte Strebinger auf die Frage, wie man dieses Spiel vergessen machen kann. "Im Endeffekt hilft es auch nichts, zu lange darüber zu hadern. Es ist ein Wahnsinn, aber jetzt kann man drei Tage lang zu Hause im Bett liegen und herumweinen oder man steht morgen auf und sagt: Okay, jetzt haben wir die Liga, das ist eine Riesen-Herausforderung und die meistern wir."

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