news

"Er hat die Laufarbeit für uns gemacht"

Sie waren jahrelang Teamkollegen, nun treffen sie als Trainer im Cup-Halbfinale aufeinander:

Admira gegen SKN St. Pölten.

Zugegeben, es gibt auf dem Papier schmackhaftere Cup-Halbfinali. Blickt man jedoch genauer hin, birgt das Duell einiges an Brisanz.

Es handelt sich um ein Derby, die Vormachtstellung in Niederösterreich steht auf dem Spiel. Es geht um den Einzug in das Cup-Endspiel und damit indirekt um die Europa-League-Teilnahme. Und es kommt zu einem ganz speziellen Trainer-Duell: Ernst Baumeister gegen Karl Daxbacher.

Sieben Meistertitel errangen die beiden in gemeinsamen Zeiten bei der Wiener Austria. Nach Daxbachers Weggang feierte der jetzige Admira-Coach noch einen und hat mit insgesamt acht „Tellern“ die Nase leicht vorne.

Der Blick zurück

Als Baumeister 1974 zu den „Veilchen“ wechselte, war Daxbacher schon drei Jahre beim Verein. „Er war damals noch sehr jung und hat in dieser Phase den Ernst des Profi-Lebens noch nicht erkannt“, lacht der Übungsleiter der „Wölfe“ im Gespräch mit LAOLA1. „Das musste er im Laufe seiner Karriere lernen, Herbert Prohaska hat ihm da sehr viel geholfen.“

Für den Spieler Ernst Baumeister findet der 63-Jährige nur lobende Worte: „Er war ein sehr guter Kicker, ist acht Mal Meister geworden und einer der ganz großen Figuren der über hundertjährigen Vereins-Geschichte. Er war ein hervorragender Fußballer.“

Ein Lob, das Baumeister gegenüber LAOLA1 postwendend zurückgibt. „Neben dem Feld war er ein sehr angenehmer Teamkollege, als Spieler war er sehr mannschaftsdienlich. Ein super Typ.“ Während der Spiele habe Daxbacher ihm und seinen Mitspielern den Rücken freigehalten: „Wir hatten damals sehr viele gute Spieler. Er war auch ein sehr guter Kicker, das ist aber nicht immer aufgefallen, weil er defensiv gespielt hat und die Laufarbeit für uns verrichtet hat.“

Keine enge Freundschaft

Elf Jahre verbrachten die beiden gemeinsam bei den Violetten, übermäßig viel ist davon jedoch nicht geblieben.

„Wir sehen uns nicht sehr oft, begegnen uns aber freundschaftlich und respektvoll. Es gibt keine negativen Geschichten zwischen uns beiden, das Verhältnis ist sehr gut. Wir haben lange Zeit gemeinsam gespielt, waren sehr erfolgreich – engere Freundschaft gibt es aber nicht“, berichtet Daxbacher.

Baumeister schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir sehen uns hin und wieder, sonderlich großen Kontakt haben wir nicht. Bei Veranstaltungen sehen wir uns öfter, hin und wieder laufen wir uns über den Weg. Wenn wir uns treffen plaudern wir, das Verhältnis ist gut. Allzu nah ist es aber nicht.“

Europa League zum Greifen nahe

Eng zugehen könnte es hingegen im Cup-Halbfinale am Dienstag (18 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker). Mit einem Final-Einzug wäre man nur noch einen (Final-)Sieg vom internationalen Geschäft entfernt.

Noch dazu würde der Admira im Falle einer Endspiel-Teilnahme so gut wie sicher auch eine Finalniederlage und der vierte Platz in der Bundesliga reichen, um die Europa-League-Quali zu erreichen. Denn seit heuer geht der EL-Platz nicht an den Cup-Zweiten, wenn der Cupsieger schon über die Liga international vertreten ist, sondern an den Liga-Vierten. Und im zweiten Halbfinale bekommt es die Austria mit RB Salzburg zu tun.

Die Chancen, dass die Südstädter ihr kürzlich nach oben verbessertes Saisonziel namens „Europacup-Teilnahme“ erreichen, stehen also nicht schlecht. Baumeister dämpft die Euphorie jedoch etwas: „Ich denke, wir sollten uns mehr auf die Liga konzentrieren, dass wir den vierten Platz auch wirklich erreichen. Wir könnten sogar den dritten Platz schaffen, das ist möglich.“

Das Cup-Halbfinale sei in den letzten Tagen und Wochen fast schon zu präsent gewesen. „Wir haben davon intern zwar nie viel gesprochen, rundherum wird aber seit zwei bis drei Wochen nur vom Cup-Halbfinale geredet. Wenn du das die ganze Zeit hörst, lässt du dich beeinflussen. Es ist schwer, das Ganze aus den Köpfen der Spieler zu bekommen. Einige waren am Samstag gegen Grödig mit dem Kopf schon beim Cup-Match“, will die Austria-Legende eine Leistungssteigerung zum mauen 1:1 gegen Grödig sehen.

St. Pölten im Schongang?

Kritik auf hohem Niveau, schließlich feierte die Admira in den letzten fünf Runden drei Siege und musste sich nur Tabellenführer RB Salzburg geschlagen geben.

Noch besser läuft es bei den Mannen aus der Landeshauptstadt: Sechs Siege aus den letzten sieben Erste-Liga-Spielen, dazu die Tabellenführung erobert. Das Ziel lautet Aufstieg, der Cup scheint mehr eine Draufgabe zu sein.

„Der Aufstieg wäre für St. Pölten noch wichtiger als der Cup, Prioritäten setzen wir aber keine. Spielen müssen wir die Partie sowieso, warum sollten wir es also nicht ernst nehmen? Das eine Spiel werden wir auch noch verkraften“, hält Daxbacher nicht viel davon, mit Halbgas ins Semifinale zu gehen.

Die Admira lobt der Trainer-Routinier in höchsten Tönen: „Wir wissen, dass die Admira eine tolle Saison spielt, Rapid aus dem Cup geworfen und 4:0 im Happel-Stadion gewonnen hat. Ein gewisser Respekt ist da, wir sind aber überzeugt davon, auch gegen die Admira erfolgreich sein zu können.“

„Dann tun sie sich schwer“

„Es ist sicher keine einfache Aufgabe. Erstens ist es ein Derby, zweitens sind sie in der Liga gut drauf. Wir spielen eine Liga höher und sind Favorit, diese Rolle müssen wir annehmen. Es wird aber sicher nicht einfach“, streut auch Baumeister dem Gegner Rosen.

"Wir haben auch ihr Spiel gegen Grödig gesehen, wo sie sich sehr schwer getan haben. Das war ein kleiner Hinweis, wie man gegen die Admira spielen könnte."

So will Daxbacher die Admira knacken

Die Frage wird sein, wie St. Pölten die Partie anlegt. Baumeister erwartet eher defensiv eingestellte „Wölfe“. „Sie haben uns gegen Grödig beobachtet und gesehen, dass wir uns schwer tun, wenn eine Mannschaft tief steht. Das sind wir aber eh schon gewohnt, viele agieren nur mehr defensiv gegen uns. Bis auf die zwei bis drei vorderen Mannschaften spielen viele Teams auf Konter gegen uns. Ich denke nicht, dass St. Pölten so defensiv wie Grödig spielt. Sie haben ein spielerisch starkes Mittelfeld mit Mader und Thürauer. Sie wollen sicher etwas mehr mitspielen.“

Eine Einschätzung, die zuzutreffen scheint. Sein Gegenüber glaubt nämlich zu wissen, wie man die Admira knacken kann. „Man hat gesehen, dass sie sich schwerer tun, wenn sie das Spiel machen müssen. Wir haben natürlich einen Plan, wie wir es anlegen. Man muss abwarten, ob wir ihn durchziehen können, das kommt auch immer darauf an, wie stark man an diesem Tag ist. Wir haben auch ihr Spiel gegen Grödig gesehen, wo sie sich sehr schwer getan haben. Das war ein kleiner Hinweis, wie man gegen die Admira spielen könnte.“

Vorteile ob der jahrelangen Verbundenheit zwischen den Trainern ortet keiner der beiden. Schließlich schweifen beide nochmals ab und blicken zurück auf gemeinsame Zeiten. Daxbacher: „Egal, wer gewinnt, wir werden uns nachher gut vertragen und einander gratulieren. Es gibt keine Probleme zwischen uns.“

Angesprochen auf mögliche Anekdoten aus gemeinsamen Spieler-Tagen winken beide ab. Zu erzählen gebe es viele Geschichten – „aber die sind eher nicht zu verraten“, so die einhellige Meinung.

Das verschmitzte Lächeln der Trainer lässt aber darauf schließen, dass es beide faustdick hinter den Ohren hatten…

Matthias Nemetz

Kommentare