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Reals Unmut über die derzeitige Gesamtsituation

Selbst 10:2 erspart Real keine Pfiffe. Komplizierte Saison, Seitenhiebe auf Benitez und Perez.

Reals Unmut über die derzeitige Gesamtsituation

Real Madrid ist nicht mehr das, was es einmal war.

Etwa als 2014 „La Decima“ gebührend gefeiert wurde, oder zwei Jahre zuvor der letzte Meistertitel.

Auch vergangene Saison überzeugten die Königlichen mit ansehnlichem Offensivfußball, damals noch unter dem zukünftigen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti.

In wenigen Monaten unter Rafael Benitez hat sich das Blatt aber gewendet. Selbst das 10:2 gegen Rayo Vallecano kann über den Unmut über die Gesamtsituation nicht hinwegtäuschen.

„Seltsames Spiel“ als Beweis für Unzufriedenheit

Nicht umsonst sprachen einige Spieler nach dem Kantersieg von einem „seltsamen Spiel.“ Pfiffe machten im Bernabeu-Stadion die Runde, vor allem Rafael Benitez wurde als Schuldiger auserkoren.

Waren diese Unmutsäußerungen nach dem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand noch zu verstehen, hörte man diese teilweise auch noch, als sich Real gegen neun Gegenspieler in einen Torrausch spielte.

„Uns ist klar, dass wir es noch besser machen müssen“, wollte Benitez den Erfolg nicht überbewerten und verkniff sich Kommentare zum Schiedsrichter.

Anders als Rayo-Coach Paco Jemez: „Es war mindestens eine Rote Karte zu viel. So etwas Absurdes und Schändliches habe ich schon lange nicht mehr erlebt! Das hilft weder Real Madrid noch dem Fußball. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Heute hat der Fußball viel Glaubwürdigkeit verloren. Wir fühlen uns getreten und gedemütigt.“

„Das ist normal, weil wir nicht Erster sind“

Kapitän Roberto Trashorras brachte es auf den Punkt: „Sogar das Bernabeu merkte, dass wir besser als Madrid waren. Dann kam der erste vertretbare Platzverweis und dann der zweite, der völlig unnachsichtig war.“

Der erste Satz beschreibt den Auslöser für die Pfiffe und Kritik am Real-Kollektiv schon ganz gut.

„Es ist normal, dass sie so sind, weil wir nicht Erster sind. Das verlangen sie von uns. Wir stehen hinter dem Trainer und allen, die Teil von Real Madrid sind. Man muss geeint auftreten, wenn wir weiterhin Chancen haben wollen. Wir dürfen niemandem die Schuld zuschieben“, versuchte Keeper Keylor Navas zu beruhigen.

Doch es war nicht nur die Schwächephase zu Beginn der Partie, die den Fans sauer aufstieß. Vielmehr ist es die fehlende Konstanz und das bisher wenig erfolgreiche Rezept, das Benitez seinen Mannen in dieser Saison mit auf den Weg gibt.

Benitez trotz Angriffen auf seine Person abgebrüht

Der Trainer sieht es gelassen, spricht von Glück, dass er erst später aus der Kabine kam und somit dem Pfeifkonzert vor dem Anpfiff entging.

Das leidige Thema taucht aber immer wieder auf. Denn die Pfiffe ertönten auch während der Partie in unregelmäßigen Abständen.

„Ein Teil unseres Publikums ist in bestimmten Spielphasen nicht mit uns zufrieden und deshalb müssen wir die Meinungen dieser Zuschauer mit gutem Fußball, Toren und Siegen ändern. Das war auch heute der Fall. Ich als Trainer will, dass meine Mannschaft gut spielt und trifft“, so der 55-jährige Madrilene.

Aus den Reihen der Spieler vernimmt man noch viel mehr Verständnis für die Unzufriedenheit der eigenen Anhängerschaft.

„Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen“

Kapitän Sergio Ramos sprach von einer „komplizierten Situation“, in welcher sich die Königlichen aktuell befinden.

„Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen und das merken die Fans. Sie sind sehr fordernd und wollen, dass die Mannschaft gut spielt. Man muss Ruhe bewahren und geeint bleiben, um die Ziele zu erreichen. Die Fans fordern aufgrund unserer Geschichte das Beste von uns. Wir haben noch die ganze Spielzeit vor uns und werden sehen, was am Ende passiert.“

Auch Neuzugang Danilo, der gegen Rayo das 1:0 markierte, ist nicht überrascht, dass das Umfeld sehr hart mit den hochbezahlten Kickern ins Gericht geht.

„Die Fans haben das Recht, zu protestieren“, so der brasilianische Außenverteidiger. Nicht so einverstanden mit den Reaktionen von den Tribünen war Cristiano Ronaldo.

Verständnis für Ronaldos Geste in Richtung Fans

Reals Aushängeschild Nummer eins ließ das Publikum mit einer Geste wissen, was er von fehlender Unterstützung der eigenen Mannschaft hält.

„Cristiano ist ein Bezugspunkt und ein Spieler, der das mit dem Publikum machen kann. Der Rest muss weiterspielen und darf sich nicht vom Druck beeinflussen lassen“, meinte Danilo.

Ramos hatte auch dafür Verständnis: „Die Spieler können auch zeigen, was sie fühlen. In den schwierigen Momenten würde es uns gefallen, unterstützt zu werden. Dann, wenn wir es wirklich brauchen.“

Aktuell ist die Situation verfahren. Trotz des souveränen Aufstiegs in der Champions League mit nur einem Remis bei fünf Siegen schaut es in La Liga düster aus.

„Wir sind die Handlager, Perez der König“

Nach der Niederlage gegen Villarreal in der vorletzten Runde wuchs der Rückstand auf den FC Barcelona auf fünf Zähler an. Nur durch Barcas Klub-WM-Einsatz kam das weiße Ballett bei einem Spiel mehr durch das 10:2 bis auf zwei Punkte heran.

Platz drei, noch dazu hinter dem ewigen Widersacher und Stadtrivale Atletico, ist für die Ansprüche der Madrilenen eindeutig zu wenig.

Doch wie soll die Wende gelingen? Mit Benitez oder ohne? Denn trotz der erst kürzlich geäußerten Rückendeckung von Präsident Florentino Perez scheint nichts unmöglich zu sein.

Mit einer pikanten Aussage goss vor allem Kapitän Ramos noch Öl ins Feuer: „Wenn der Präsident sagt, dass Benítez die Lösung ist, wird das stimmen. Wir sind die Handlanger, Perez der König.“

Klingt nicht unbedingt nach Zufriedenheit. Unmut über die Gesamtsituation steht bei Real aber derzeit auf der Tagesordnung.


Alexander Karper

 

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