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Xavi brachte die Barca-DNA zurück

Barcelona blüht unter Xavi wieder auf! Braucht es Messi überhaupt noch?

Xavi brachte die Barca-DNA zurück Foto: © getty

August 2021: Der FC Barcelona liegt im Tal der Tränen.

Klub-Ikone Lionel Messi heult beim Abschied in Richtung PSG Rotz und Wasser, die Klub-Konten sind maßlos überzogen und sportlich ist Barca nur noch ein Klub von vielen.

Acht Monate später kickt Messi immer noch in Paris und der Schuldenberg ist weiter enorm, aber sportlich geht es wieder bergauf.

Auch wenn der Meistertitel in La Liga praktisch an Erzrivale Real Madrid vergeben ist (Tabelle), ist die Euphorie bei den Barca-Fans groß wie schon lange nicht.

Denn die Katalanen spielen endlich wieder attraktiven und erfolgreichen Fußball.

Das hat vor allem einen Grund: Xavi.

"Xavi hat die Philosophie eingeführt, die wir für viele Jahre hatten"

Die Klub-Legende hat im November den Cheftrainer-Posten vom glücklosen Niederländer Ronald Koeman übernommen und Barca wieder neues Leben eingehaucht. Nach einem katastrophalen Saisonstart gelang unter Xavis Regie doch noch der Turnaround, aktuell ist man seit 13 Spielen ungeschlagen.

Der frühere Mittelfeld-Star der Katalanen hat es geschafft, das Team nach Jahren von einem Spiel loszulösen, das auf einen einzelnen Spieler ausgerichtet war. Barca war lange Zeit abhängig von Lionel Messi. Spielte der Argentinier gut, war Barca gut – aber auch umgekehrt.

Xavi hat nun die alte Barca-DNA wieder zurückgebracht: Das Spiel im Team.

"Ein neuer Trainer ist gekommen und hat viel verändert. Alles ist jetzt anders: Unsere Mentalität und auch unser Selbstbewusstsein. Xavi hat die Philosophie wieder eingeführt, die wir für viele Jahre hatten", erklärt Sergio Busquets.

Viele Fans und Experten erinnert das heutige Barca sogar an die Zeiten, als Xavi, Iniesta und Co. unter Pep Guardiola das "Tiki-Taka" perfektionierten und die größten Erfolge der Klub-Geschichte feierten.

Was auf jeden Fall stimmt: Die Blaugrana spielt aktuell wieder attraktiven, offensiven Fußball. Im gewohnten 4-3-3 wird viel Wert auf Ballbesitz und aggressives Gegenpressing gelegt.

Dass Barcas Spiel variabler geworden ist, beweist auch folgende Statistik: Allein in La Liga haben in dieser Saison schon 22 verschiedene Spieler getroffen.

Braucht Barca Messi überhaupt noch?

Obwohl Barca-Präsident Joan Laporta kürzlich erklärte, dass man einer Rückkehr von Messi offen gegenüberstehe, muss man fast die Frage stellen: Braucht Barca Messi überhaupt noch?

Man ist fast geneigt "Nein" zu sagen. Und auch Laporta merkt an: "Wir stellen gerade ein neues Team zusammen, einen Mix aus jungen Spielern und solchen mit Erfahrung - und diese Symbiose funktioniert."


Sogar "Problemkind" Dembele blüht wieder auf

Die angesprochene Symbiose aus den bereits vorhandenen jungen und routinierten Spielern wurde im Winter trotz der sehr angespannten finanziellen Lage des Klubs durch gute Transfers ergänzt.

So ist beispielsweise Pierre-Emerick Aubameyang, der nicht von allen Barca-Fans mit offenen Armen empfangen wurde, seit Beginn an eine Verstärkung. In zwölf Partien hat er schon neun Mal getroffen.

Auch Ferran Torres, um kolportierte 55 Millionen Euro von Manchester City gekommen, und die Rückkehrer Dani Alves, Adama Traore und Eric Garcia sind wesentliche Bausteine des Erfolgs. Für die nächste Saison sind unter anderem schon Andreas Christensen und Franck Kessié im Gespräch.

Xavi hat es sogar geschafft, dass Ousmane Dembele wieder aufblüht. Barcas "Problemkind" galt im Winter noch als Persona non grata in Katalonien, wurde von den Fans ausgebuht. Mittlerweile wird jede gelungene Aktion des Franzosen beklatscht und er untermauert seinen Wert in der Offensive. In den vergangenen sechs Liga-Spielen steuerte der 24-Jährige acht Assists bei. Eine Vertragsverlängerung über den Sommer hinaus scheint wieder vorstellbar.

Talente rücken nach

Auch von den oft hoch gelobten Talenten aus La Masia mauserten sich einige zu Stammspielern.

Eines der größten Barca-Juwele ist zweifelsfrei Pedri. Der 19-Jährige wird bereits mit Xavi verglichen.  

"Ich muss hart arbeiten, um auf das Niveau zu kommen, das diese Jungs erreicht haben, wie zum Beispiel Xavi und Iniesta, die beide eine wirklich unglaubliche Karriere hatten. Natürlich würde ich gerne dieses Niveau erreichen, aber man sollte sich nicht mit anderen vergleichen", meint Pedri.

Daneben gibt es mit Gavi, Eric Garcia und dem derzeit verletzten Ansu Fati weitere vielversprechende Talente. 

VIDEO: Xavi schwärmt von seinem Team "voll von Gewinnern"


Millionen-Deal und Milliarden Schulden

Nicht nur diese Talente lassen die Verantwortlichen und Fans des FC Barcelona freudestrahlend in die Zukunft blicken, sondern auch der Mega-Sponsoringdeal mit "Spotify".

Der Musik-Streamingdienst soll als Trikot-Sponsor in den kommenden vier Jahren jeweils 60 Millionen Euro zahlen. Für das Firmen-Logo auf Barcas Trainingsausrüstung sollen drei Jahre lang je fünf Millionen Euro fließen.

Allerdings wird im Zuge der Kooperation auch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der Stadion-Name geändert. Die Heimstätte der Blaugrana, die gerade umgebaut wird, wird ab Juli in "Spotify Camp Nou" umbenannt.

Der Gesamtumfang des Sponsoring-Pakets soll 435 Millionen Euro betragen, die bis 2034 in die Barca-Kasse fließen. Angesichts der 1,35 Milliarden Euro Schulden, die der Klub hat, spricht Präsident Laporta nicht umsonst vom "besten Vertrag, den der Klub je abgeschlossen hat".

Wird es eine Saison ganz ohne Titel?

Die Aufbruchstimmung, die aktuell in Barcelona herrscht, könnte mit einem Titel in dieser Saison zusätzlich befeuert werden.

Zwar hat man in der Liga einen deutlichen Rückstand von zwölf Punkten auf Tabellenführer Real und auch in der Champions League war bereits in der Gruppenphase Schluss, dafür stehen die Chancen auf einen Triumph in der Europa League umso besser.

Im Viertelfinale wartet am Donnerstag (Hinspiel, 21 Uhr im LIVE-Ticker) Eintracht Frankfurt. Das Team von Oliver Glasner ist keine einfache, aber eine machbare Hürde. Selbiges trifft für Barca in der aktuellen Form auf die übrigen verbliebenen Teams zu.

Scheitert man auch in der Europa League frühzeitig, wird es hingegen eine Saison ganz ohne Titel für Barcelona.

Aber auch das werden die Fans wohl verkraften, denn was viel mehr zählt, ist, dass Barca wieder das werden kann, was es lange Zeit war: Ein absolutes Top-Team.

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