news

Michael Svoboda: Plötzlich gegen Ronaldo & Zlatan

Österreichs Serie-A-Legionär über Party-Boote in Venedig und Duelle mit Superstars.

Michael Svoboda: Plötzlich gegen Ronaldo & Zlatan Foto: © Privat

Auch im Heimaturlaub in Wien lässt Michael Svoboda der italienische Fußball nicht los.

Das Duell Österreich gegen Italien (Samstag, 21 Uhr im LIVE-Ticker) im EURO-Achtelfinale lässt auch die Kicker von Venezia nicht los.

"Noch bin ich der einzige Österreicher in der Mannschaft und muss ein bisschen mehr reden als die Italiener. Das ist eben so, wenn man in der Unterzahl ist, sprich einer gegen 20 Italiener", grinst der 22-Jährige.

In der kommenden Saison darf sich der Innenverteidiger diverse Vertreter der "Squadra Azzurra" hautnah zu Gemüte führen, schließlich schaffte das Team aus der Lagunenstadt den Sprung in die Serie A.

Svoboda krönt damit auch einen spannenden persönlichen Aufstieg, schließlich wechselte er erst im Sommer 2018 von Regionalligist FC Stadlau zur WSG Tirol. Aus Wattens bekommt er nun mit David Schnegg rot-weiß-rote Verstärkung.

Im LAOLA1-Interview erzählt Svoboda von der Aufstiegs-Parade auf Booten durch Venedig und wie er sich mit den besten Stürmern der Liga messen will. Wobei: So ganz realisiert hat er anstehende Duelle mit Ronaldo, Ibrahimovic und Co. noch nicht:

LAOLA1: Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich im Heimaturlaub in Wien in den vergangenen Tagen die Botschaften aus Italien gehäuft haben?

Michael Svoboda: Auf jeden Fall. Es ist ja auch nicht selbstverständlich, dass es so kommt, dass genau diese zwei Länder gegeneinander spielen. Natürlich wurde schon mit den Mannschaftskollegen kommuniziert, aber noch nichts Grobes – das wird dann direkt vor dem Match passieren.

Svoboda stieg im ersten Jahr bei Venezia auf

LAOLA1: Wie gehst du das vereinsintern an? Eher freche Kampfansagen oder als Underdog nicht zu weit aus dem Fenster lehnen?

Svoboda: Ich stehe zu Österreich und bin schon eher der Typ, der dann ein bisschen frech ist. Denn noch bin ich der einzige Österreicher in der Mannschaft und muss ein bisschen mehr reden als die Italiener. Das ist eben so, wenn man in der Unterzahl ist, sprich einer gegen 20 Italiener. Wenn ich im roten Leiberl zum Trainingsauftakt kommen könnte, wäre das natürlich ein Traum, das wäre perfekt. Aber es wird schwer.

LAOLA1: Du hast mit deinen Vereinskollegen unlängst mit dem Serie-A-Aufstieg einen bemerkenswerten Erfolg gefeiert. Als wir im Jänner gesprochen haben, hast du gemeint, es wäre falsch, sich nicht die Serie A als Ziel zu setzen. Hättest du geglaubt, dass es so schnell geht?

Svoboda: Nein, das war ehrlich gesagt nicht zu erwarten. Ich habe das damals gesagt, und es war eben auch ein Ziel von mir, einmal in der Serie A zu spielen. Ich dachte mir, dass es zwei, drei, vielleicht auch vier Jahre brauchen kann. Dass es so schnell funktioniert, nehme ich natürlich mit. Das ist überragend! So zu erwarten war es nicht, aber umso schöner ist es. Im Endeffekt war es auch verdient, wenn man sich übers Playoff qualifiziert.

"Ich kann zum Beispiel noch immer nicht glauben, dass es in ein paar Wochen oder Monaten vielleicht gegen Spieler wie Ronaldo, Lukaku, Ibrahimovic, Immobile oder Zapata geht, die du nur aus dem Fernsehen kennst. Ich muss mich selbst noch überzeugen, dass das wirklich Realität ist."

Michael Svoboda

LAOLA1: Regionalliga Ost, 2. Liga, Bundesliga, Serie B, Serie A – jedes Jahr eine neue Liga. Erkläre bitte Spielern aus der Regionalliga, wie man das macht, damit sie es nachmachen können.

Svoboda (grinst): Wenn ich eine Erklärung dafür hätte, würde ich es sagen. Eigentlich ist es so schnell gegangen, dass ich es selbst noch gar nicht so begreifen konnte. Ich kann zum Beispiel noch immer nicht glauben, dass es in ein paar Wochen oder Monaten vielleicht gegen Spieler wie Ronaldo, Lukaku, Ibrahimovic, Immobile oder Zapata geht, die du nur aus dem Fernsehen kennst. Ich muss mich selbst noch überzeugen, dass das wirklich Realität ist. Aber wie geht das? Ich glaube, es ist kontinuierliche und harte Arbeit, die sich dann auch auszahlt. Wenn man immer an sich glaubt, wenn man Extra-Sessions einbaut, wenn man einfach hart an sich arbeitet und willig ist, kommt das irgendwann von alleine.

LAOLA1: Du hast einige große Namen genannt. Freust du dich auf einen besonders?

Svoboda: Für mich werden es auf jeden Fall spannende Duelle mit Stürmern. Ich freue mich einfach generell, dass ich mich gegen solche Namen beweisen darf. Ich habe auch keine Angst, dass ich blöd ausschaue. Sicher kann es die eine oder andere Situation geben, in der man nicht so gut ausschaut, weil das einfach Weltklasse-Spieler sind. Aber ich freue mich einfach, dass ich mich mit solchen Spielern messen und vielleicht sogar zeigen kann, dass ich sie verteidigen kann. Es ist eigentlich nur Vorfreude da. Ich will unbedingt gegen solche Spieler spielen.

LAOLA1: Am Ende seid ihr mit einem unglaublichen Krimi gegen Cittadella aufgestiegen. Warum hat es im Frühjahr generell so gut geklappt?

Svoboda: Am Anfang war das Problem, dass wir vor der Saison doch einen kleinen Umbruch hatten – neuer Trainer, neue Spieler, darunter viele ausländische, die sich erst einmal integrieren und die Sprache lernen mussten. Das dauert einfach. Da muss man dem Verein auch Zeit geben. Vieles hat früh gepasst, aber es waren im Endeffekt doch immer ein, zwei Sachen, die zu den 100 Prozent gefehlt haben, weshalb wir öfters in den letzten Minuten Punkte hergeschenkt haben. Das ist im Frühjahr seltener passiert, wir sind immer konstanter geworden. Du hast auch gemerkt, dass sich immer mehr Spieler in die Mannschaft gearbeitet haben. Im Endeffekt war es ab Jänner, Februar so, dass wir gesagt haben, wir sind jetzt voll da. Jeder Spieler, der bereit ist, bekommt auch seine Einsatzminuten. Außerdem sind wir noch viel enger zusammengewachsen, durch Corona war es ja auch nicht so einfach. Wenn wir ein Tor geschossen haben, ist die ganze Bank aufgesprungen, was im Fußball auch nicht immer selbstverständlich ist. Bei uns wollte jeder, dass wir als Mannschaft Erfolg haben.

Party am Markusplatz
Foto: © Privat

LAOLA1: Wie darf man sich eine Aufstiegs-Party in Venedig vorstellen?

Svoboda: Es war schon speziell, aber eben auf Venedig-Art. Wir sind bei einer Parade mit 30 oder 40 Booten neben uns durch Venedig gefahren. Auf einem Boot mit Musik, Fans, wo gefeiert und gesungen wird. Es war einmalig. Ich weiß nicht, ob ich so etwas in meinem Leben noch einmal erleben werde. Deshalb habe ich versucht, es zu genießen und so viele Erinnerungen wie möglich mitzunehmen. Auf jeder großen Brücke sind ungefähr 200 Menschen gestanden – abwechselnd waren Menschengruppen, dann wieder nichts, dann wieder Menschengruppen. Wenn man alles zusammenzählt, wird man auf 4000 bis 5000 Leute kommen. Wir sind dann noch zum Markusplatz gefahren und haben beim Trainingsgelände noch mit den organisierten Fans gefeiert. Es war schön zu sehen, dass der Verein so viele Fans hinter sich hat.

LAOLA1: Die nächste Saison wird ein Highlight, andererseits ist die Serie A kein einfaches Pflaster. Was ist möglich? Ist der Verein gewappnet?

Svoboda: Er ist auf jeden Fall gewappnet. Es ist schwer zu sagen, was rauskommen wird. Klar ist, dass wir nicht absteigen wollen. Das ist als Aufsteiger das logische Ziel. Man sieht, dass sich ein bisschen etwas tut. Inzwischen sind drei Neuzugänge fix, man hat sich punktuell verbessert. Der Verein will jedoch nicht die ganze Mannschaft austauschen, sondern mit der Aufsteiger-Mannschaft auch Serie A spielen. Das zeichnet den Verein auch aus, wie familiär er arbeitet. Denn es gibt Aufsteiger, die 15 Neuzugänge präsentieren und die komplette Mannschaft austauschen.

"David Schnegg hat mich dann angerufen und mich zum Verein befragt, und ich konnte ihm eigentlich nur Gutes berichten. Er musste sich dann entscheiden und hat die richtige Entscheidung getroffen."

Michael Svoboda

LAOLA1: Einen Neuzugang hast mit David Schnegg von der WSG Tirol du gescoutet, oder?

Svoboda (lacht): Sagen wir so: Ich habe Beihilfe geleistet. Unsere Scouting-Abteilung hat mich gefragt, ob ich ihn kenne und irgendetwas über ihn sagen kann. Persönlich haben wir uns nicht gekannt, aber ich wusste, wie er spielt, denn ich schaue nach wie vor fast jede Partie der WSG Tirol, weil ich dort gespielt habe. David Schnegg hat mich dann angerufen und mich zum Verein befragt, und ich konnte ihm eigentlich nur Gutes berichten. Er musste sich dann entscheiden und hat die richtige Entscheidung getroffen.

LAOLA1: Kommen wir noch mal zum Duell mit Italien bei der EURO. Wie breit ist die italienische Brust angesichts der atemberaubenden Erfolgsserie?

Svoboda: Im Fußball ist es normal, dass man ein gewisses Selbstvertrauen hat, wenn man so lange nicht verliert und auch keine Gegentore bekommt. Ich glaube aber auch, dass die Italiener wissen, dass sie Österreich nicht unterschätzen dürfen. Wie man gesehen hat, haben sie schon in der Gruppenphase niemanden unterschätzt. Es ist also nicht so, dass sie mit breiter Brust arrogant sind. Ich hoffe natürlich, dass am Samstag etwas Gutes für Österreich rausschaut, glaube aber, dass sich Italien knapp durchsetzen wird.

Als Mitglied eines Serie-A-Vereins ins Nationalteam?
Foto: © getty

LAOLA1: Wie ist Italien deiner Meinung nach zu bezwingen?

Svoboda: Man sieht, dass Italien als Mannschaft sehr kompakt steht und einen Spielplan hat, den sie durchziehen. Man hat aber auch gesehen, dass man mit kontinuierlichem Spielaufbau und Kontern vielleicht sogar ein bisschen gefährlich werden kann gegen sie, es hat auch für die Gegner Torchancen gegeben. Sie haben allerdings auch vorne extreme Qualität und können aus Situationen, die nicht so gefährlich wirken, Tore erzielen. Deswegen glaube ich, dass man gegen sie hinten extrem kompakt stehen und eher auf Konter abwarten muss.

LAOLA1: Rückt das Nationalteam nun als Serie-A-Spieler auch ein bisschen mehr in deinen persönlichen Fokus?

Svoboda: Noch nicht. Ich war ein Mal beim U21-Team dabei, bin aber leider nicht zum Einsatz gekommen. Natürlich denkt man ein bisschen mehr nach, wenn man in einer höheren Liga spielt. Es wäre auch ein Traum, der in Erfüllung geht. Aber noch ist es kein Muss. Ich versuche zuerst einmal, auf mich zu schauen, beim Verein meine Spielzeit zu bekommen und mich in der Serie A zu beweisen. Dann wird man sehen, was in Zukunft kommt.



Kommentare