news

Ex-FAC-Coach Glawogger: Lernen unter Störchen

Ex-FAC-Coch Dominik Glawogger befindet sich mit U19 von Holstein Kiel im Höhenflug.

Ex-FAC-Coach Glawogger: Lernen unter Störchen

Stuttgart, Tansania, Floridsdorf - Dominik Glawogger hat mit 28 Jahren als Fußballtrainer schon einiges gesehen.

Seit Sommer arbeitet der Steirer erfolgreich als Coach der U19 von Holstein Kiel. Nach neun Runden liegen die "Jungstörche" in der A-Junioren Regionalliga Nord ungeschlagen an der Tabellenspitze.

Nicht nur die Umgebung im Norden Deutschlands ist für Glawogger neu, auch die sportliche Ausgangsposition. "In Afrika und beim FAC habe ich Teams trainiert, die eher defensiv agiert und auf Umschaltspiel gesetzt haben. Das ist jetzt komplett anders", sagt er im Gespräch mit LAOLA1.

Hartnäckigkeit zahlte sich aus

Als Absteiger der Junioren-Bundesliga war Holstein Kiel von Beginn an Titelfavorit. "Die Gegner stehen alle sehr tief. Es geht darum, welche Lösungen du findest, was du mit dem Ballbesitz machst und welche Räume du bespielst. Da kann ich sehr viel lernen", sagt Glawogger, dessen Weg nach Kiel kein alltäglicher war.

"Ich habe mir die Kontaktdaten vom Leiter des Leistungszentrums organisiert und mich klassisch beworben. In den ersten zwei Monaten habe ich erst keine Antwort bekommen, aber ich bin hartnäckig geblieben."

Nach seinem Engagement beim FAC, den er 2017 vor dem Abstieg aus der Ersten Liga bewahrte, versuchte er sein Glück in Kiel: "Ich habe mir die Kontaktdaten vom Leiter des Leistungszentrums organisiert und mich klassisch beworben. In den ersten zwei Monaten habe ich erst keine Antwort bekommen, aber ich bin hartnäckig geblieben."

Das hat sich ausgezahlt. Holstein lud Glawogger ein, er überzeugte in Gesprächen und bekam die Chance, sich mit einem komplett neuen Trainerteam zu beweisen. "Es war eine interessante Phase, wenn man als junger Mensch acht Monate ohne Job ist. Man will arbeiten, hängt aber in der Luft. Dennoch habe ich die Zweit gut genutzt, mich fortgebildet und mein Netzwerk erweitert."

Enger Kontakt zur Kampfmannschaft

Das tat er im Zuge von Hospitationen unter anderem in Hartberg bei Christian Ilzer, zu dem er einen guten Draht pflegt. Weitere Stationen waren Red Bull Salzburg und Serie-A-Aufsteiger Empoli.

Lehrreich ist auch seine bisherige Zeit in Kiel gewesen: "Ich kann mir jedes Training der Kampfmannschaft ansehen, bin bei Videoanalysen dabei und beobachte auch Teams, die bei uns trainieren. Zum Beispiel vom SC Freiburg, der kürzlich Gegner im DFB-Pokal war. Erst vor ein paar Wochen gab es auch eine Trainertagung, bei der alle U19-Trainer aus Deutschland von den Nachwuchsleistungszentren zusammengekommen sind. Da waren unter anderem Trainer dabei wie Stefan Ruthenbeck, der letzte Saison noch Köln in der Bundesliga trainiert hat."

"Erst vor kurzem habe ich mich in der Kabine aufgeregt und gesagt: Es zipft mich an, wie es hier ausschaut. Dann hat mein Co-Trainer gesagt: das hat so süß geklungen, es ist überhaupt nicht böse rübergekommen."

Bei all dem Input geht es gleichzeitig darum, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Dazu müsse man sich aber auch an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen. "Wenn man als Trainer mit etwas Erfolg gehabt hat, neigt man dazu, es immer gleich zu machen. Aber man muss sich auf die neue Situation einstellen. Es würde hier nicht funktionieren, wenn wir uns wie beim FAC hinten reinstellen und auf ein, zwei schnelle Spieler setzen. Es geht darum individuell mit Spielern zu arbeiten und sie besser zu machen."

Kommunikation ist ein wesentliches Mittel dafür. Das kann für einen Österreicher auch in Kiel zur Herausforderung werden.

Österreichs Fußball wird belächelt

"Erst vor kurzem habe ich mich in der Kabine aufgeregt und gesagt: Es zipft mich an, wie es hier ausschaut. Dann hat mein Co-Trainer gesagt: das hat so süß geklungen, es ist überhaupt nicht böse rübergekommen", grinst Glawogger.

Seine Botschaften am Feld kommen aber an, das zeigt nicht zuletzt die Tabelle mit acht Siegen, einem Remis und einem Torverhältnis von 37:5. "Für mich ist überragend, wie ehrgeizig die Jungs sind. Keiner nimmt es locker, sie geben Gas, stellen Fragen, wollen Extratrainings, Mentaltrainings, Ernährungspläne usw. Das ist eine Herausforderung, macht aber Riesenspaß."

Aber nicht nur wegen seines Dialekts wird er manchmal scherzhaft belächelt: "Wenn ich am Samstag oder Sonntag sage, ich muss nach Hause, um mir österreichischen Fußball anzusehen, sagen immer alle: Das ist ja kein richtiger Fußball. Das sehe ich ein bisschen anders."

Verbunden mit der Heimat, Entwicklung im Fokus

Zu seinen ehemaligen Schützlingen wie Edrisa Lubega, Flavio (Ried), Alexander Schlager (LASK) und Marco Sahanek (Admira) pflegt Glawogger weiterhin guten Kontakt. Irgendwann will er sich auch selbst noch einmal in seiner Heimat beweisen.

Der Fokus liegt jetzt aber ganz klar auf der neuen Aufgabe in Kiel. "Das junge Trainerteam ist sehr fleißig. Wir sitzen jeden Tag zusammen, analysieren Gegner, planen Trainingseinheiten und versuchen unser eigenes Spiel weiterzuentwickeln. Wenn man dann noch sieht, wie die Mannschaft das Woche für Woche erfolgreich umsetzt, dann wird einem erst so richtig bewusst, dass man den wahrscheinlich geilsten Job der Welt hat", so der Trainer-Legionär.

Fünf Spiele warten auf die U19 von Holstein Kiel noch bis zur Winterpause. Danach bleibt auch wieder Zeit, für einen Heimaturlaub, der für Glawogger als Familienmensch besonders wichtig ist. Ob er auch beruflich bald wieder nach Österreich zurückkehrt, wird sich zeigen.

"Ich will mich als Trainer und Mensch weiterentwickeln, alle Eindrücke aufsaugen und mich weiterbilden. Der volle Fokus gilt meiner Mannschaft. Im Fußball bringt es aber nichts, über Erfolge in der Vergangenheit zu schwärmen und sich feiern zu lassen. Genauso, wie es keinen Sinn macht, über die Zukunft zu spekulieren."

Kommentare