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Laimer: Das "Pressingmonster" am Sprung zur Weltklasse

LAOLA1 hat vor dem ganz großen Karrieresprung von Konrad Laimer mit drei frühen Weggefährten des Salzburgers gesprochen.

Laimer: Das Foto: © GEPA

Ein einziges Mal wird Konrad Laimer das Trikot von RB Leipzig noch überziehen, ehe es zu einem ganz großen Klub des Weltfußballs geht.

Sein Wechsel zum FC Bayern München ist seit Wochen ein offenes Geheimis. Nach dem Finale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 20 Uhr im LIVE-Ticker) wird eine offizielle Bekanntgabe des rot-weiß-roten Transferhits des Sommers nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Das Finale des DFB-Pokals zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt am Samstag ab 20 Uhr im LIVE-Ticker>>>

Der Schritt des 26-Jährigen zu einem internationalen Spitzenklub ist ein logischer. Der gebürtige Salzburger befindet sich mittlerweile am Ende seiner sechsten Auslands-Saison, hat in diesem Zeitraum eine solche Konstanz wie nur ganz wenige andere Spieler der deutschen Bundesliga hingelegt und sich sowohl in Leipzig als auch beim ÖFB-Team zu einem absoluten Führungsspieler entwickelt.

Kein "Naturtalent", aber...

In den Schoß gefallen ist Laimer diese Entwicklung allerdings nicht - im Gegenteil.

"'Konni' ist kein 'Naturtalent', er hat sich alles sehr, sehr hart erarbeitet. Mit seinen Top-Leistungen in Leipzig hat er sich nun die Möglichkeit verdient, dorthin zu wechseln", erklärt Philipp Stadlmann gegenüber LAOLA1.

Der 26-Jährige muss es wissen: Er kennt Laimer seit Kindheitstagen, ist mit ihm im Salzburger Ort Abersee aufgewachsen. 2007 wechselten sie zusammen in die Red-Bull-Akademie.

Schon als Kind war Laimer (mittig im Bild) ein Pressingmonster
Foto: © GEPA

Noch heute verfolgt Stadlmann die Karriere seines Jugendfreunds genau: "Wenn ich den 'Konni' im Fernsehen sehe, denke ich oft daran zurück, als wir bei ihm im Garten gemeinsam mit seinen Cousins Fußball gespielt haben. Schon damals hat er ungern verloren, dann ist immer eine Welt zusammengebrochen."

Geändert hat sich auch wenig an der Spielweise des laufstarken Mittelfeldspielers. "Er war eigentlich schon immer ein Pressingmonster", erinnert sich Stadlmann.

Bestätigen kann diese Wahrnehmung Michael Switil. "'Konni' hat schon immer seine Mentalität und seine Einstellung ausgezeichnet, seine Aggressivität gegen den Ball und sein unbedingter Wille", so der 26-Jährige, der ebenfalls gemeinsam mit Laimer die Red-Bull-Akademie besuchte und Seite an Seite mit ihm in diversen ÖFB-U-Nationalteams auflief.

Laimer hatte das Pressing-Gen "von Anfang an im Blut"

Laimer war damit ein wenig seiner Zeit voraus. Als in der ersten Mannschaft des FC Red Bull Salzburg noch gepflegter Ballbesitz-Fußball gespielt wurde und frühes Anlaufen kaum ein Thema war, jagte der junge Blondschopf schon im Knabenfußball Ball und Gegner wie verrückt hinterher. Noch heute gilt er in Salzburg deswegen als Prototyp des 2012 von Ralf Rangnick eingeführten Mozartstädter Pressingfußballs.

"Er war schon immer ein unangenehmer Zweikämpfer. Er hat nie viele Fouls gemacht, aber immer körperbetont gespielt und viel mit den Armen gearbeitet. Er dürfte sich damals schon bewusst gewesen sein, was er da macht, er hat das mit Absicht gemacht. Das macht jetzt den Unterschied für ihn aus", schwelgt Sebastian Wachter in Erinnerungen.

Mit nur 19 Jahren wurde Laimer zum Spieler der österreichischen Bundesliga-Saison 2016/17 gewählt
Foto: © GEPA

Der 27-Jährige ist um ein Jahr älter als Laimer, kickte aber in der Saison 2013/14 zusammen mit ihm in der U18 des FC Red Bull Salzburg. Für Laimer war es damals ob seiner Reife Usus, ab einem gewissen Zeitpunkt der Saison mit dem jeweils älteren "Bullen"-Jahrgang mitzutrainieren.

Zurückgesteckt hat er aber auch dabei nicht. "Es hat dann trotzdem die Leute niedergefahren, sie rausgeschnitten und 'Bälle gestohlen', wie sie es in Salzburg gerne nennen. Das hatte er von Anfang an im Blut", lacht Stadlmann.

Mit Trainings-Extraschichten zum Erfolg

"Manche gehen ins Training und sind mit dem Schädel irgendwo, aber er war in jedem Training fokussiert und konzentriert. Er wollte jedes Trainingsspiel gewinnen. Das ist der Grund, warum er heute da steht, wo er steht"

Jugendfreund Philipp Stadlmann

Was Laimer neben seinen Fähigkeiten im Ballerobern auszeichnet, sind seine Führungsqualitäten. Schon in den Salzburger Juniorenmannschaften streifte er fast immer die Kapitänsschleife über, zuletzt tat er dies beim EM-Quali-Spiel gegen Estland auch erstmals in ÖFB-A-Team.

Weitere Stärken sind seit jeher seine Disziplin und sein Wille, alles dem Fußball unterzuordnen.

Stadlmann dazu: "Er hat immer hart gearbeitet und Extraschichten eingelegt. Manche gehen ins Training und sind mit dem Schädel irgendwo, aber er war in jedem Training fokussiert und konzentriert. Er wollte jedes Trainingsspiel gewinnen. Das ist der Grund, warum er heute da steht, wo er steht - weil das noch heute so ist."

Hochzeit und Wechsel! Turbulenter Sommer steht bevor

Auch abseits des Platzes blieb der bodenständige Aberseer stets fokussiert und ließ sich nicht von seinem Ziel, Fußballprofi zu werden, abbringen. Während der ein oder andere bekannte Mozartstädter Akademie-Absolvent seinen jungen Ruhm im Salzburger Nachtleben auskostete, konnte Laimer solche Ablenkungen großteils ausblenden.

"Ich könnte mich an keine Zeit erinnern, zu der er sich gehen hat lassen und viel fort gewesen ist. Das ist vielleicht dadurch bedingt, dass er schon recht früh in der ersten Mannschaft war, mit 18 ihn schon jeder in Salzburg gekannt hat. Dadurch ist es ihm vielleicht ein bisschen abgenommen worden, dass er sich ausleben kann", glaubt Wachter.

Dazu kommt, dass Laimer schon seit seiner Schulzeit mit seiner aktuellen Verlobten Ines-Sarah, der Tochter des Integrationsbeauftragten des FC Red Bull Salzburg, Mustapha Mesloub, eine Beziehung führt. Im kommenden Sommer steigt die Hochzeit.

Auch bei seinem Hochzeitsantrag legte sich Laimer mächtig ins Zeug:

Doch auch abseits seiner Hochzeit steht Laimer ein äußerst turbulenter Sommer bevor. Dass der 26-Jährige den Sprung zu den Bayern und damit auf das allerhöchste Level des internationalen Fußballs machen wird, ist so gut wie sicher.

Schon im Vorsommer wollte er an die Säbener Straße wechseln, die Verantwortlichen von RB Leipzig legten sich allerdings quer. Nun läuft sein Vertrag allerdings aus, und der Weg nach München ist endgültig frei.

Nicht der Talentierteste, sondern der härteste Arbeiter

Ob ihm seine früheren Weggefährten einst einen solchen Karriereweg zugetraut hätten?

"Ich habe mit 17 nicht gedacht, dass er fix mal bei Bayern München spielen wird. Aber man hat sich schon immer gedacht, dass, wenn es jemand aus diesem Jahrgang schafft, er einer sein wird, wo die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist", schildert Switil.

Der nunmehrige Sportjournalist ist insofern von Laimers Entwicklung überrascht, "dass er heute brutal schnell und spritzig ist. Das war damals in der Jugend noch überhaupt nicht so, da war er eigentlich immer bei den langsamsten Spielern der Mannschaft dabei".

Auch Wachter gibt zu, dass er seinem früheren Akademie-Kollegen eine solch steilen Karriereweg nicht unbedingt zugetraut hätte: "Ich hätte mir das damals nicht vorstellen können, nein."

Wichtiger Nachsatz des Psychologie-Studentens: "Aber uns ist damals immer gepriesen worden, dass es nicht die besten Spieler schaffen werden, sondern die, die am härtesten arbeiten. Im Nachhinein hat sich das bewahrheitet. Er war nicht der talentierteste, sondern einer von denen, die am härtesten gearbeitet haben."

Diese harte Arbeit auf und abseits des Platzes hat Laimer genau dorthin gebracht, wo er nun steht: Auf dem Sprung zu absoluten Weltklasse.

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