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Robert Lewandowski: FC Bayern oder FC Barcelona?

Weißwurst oder Tapas? Zwei LAOLA1-Redakteure mit unterschiedlichen Meinungen:

Robert Lewandowski: FC Bayern oder FC Barcelona? Foto: © getty

Kylian Mbappe bleibt bei Paris Saint-Germain, Erling Haalands Wechsel zu Manchester City ist endgültig offiziell - aber was macht Robert Lewandowski?

Der polnische Superstar steht nach acht Jahren und unzähligen Titelgewinnen beim FC Bayern München vor dem Abschied. Sein Vertrag ist noch bis Juni 2023 datiert, deswegen pochen Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Co. auch auf einen Verbleib. Mittlerweile haben die Bayern zumindest ihre "Schmerzgrenze" für einen Wechsel ausgerufen. 

Der 33-jährige Superstürmer fühlt sich jedoch nicht wertgeschätzt und will schleunigst weg von der Säbener Straße. Sein wahrscheinlichster Abnehmer: Der FC Barcelona. Die Katalanen sind finanziell klamm, sehen in Lewandowski aber den neuen Messias.

Warum der zweifache Weltfußballer des Jahres bei den Bayern bleiben oder den Weg nach Barcelona antreten wird? Die LAOLA1-Redakteure Christian Frühwald und Maximilian Girschele geben ihre Standpunkte ab:

Warum Robert Lewandowski beim FC Bayern bleiben wird - von Christian Frühwald

Robert Lewandowski und der FC Bayern. Das ist eine Liebesgeschichte, wie es sie nur selten gibt.

Dabei kam der Pole im Sommer 2014 ausgerechnet von Erzrivale Borussia Dortmund, mit dem er unter Coach Jürgen Klopp 2011 und 2012 sogar jeweils den Meistertitel holen konnte. Ab 2013 gaben jedoch die Bayern das Zepter nicht mehr aus der Hand und maßgeblichen Anteil daran hatte eben der in Warschau geborene Goalgetter.

Alleine in der deutschen Bundesliga kommt Lewandowski in 252 Spielen auf unglaubliche 238 Tore. Sogar der für die Ewigkeit gedachte Torrekord von Gerd Müller mit 40 Toren in einer Saison hielt dem polnischen Bomber nicht stand, der in der Spielzeit 2020/2021 unglaubliche 41 Mal in 29 Meisterschaftsspielen traf. Insgesamt lief "Lewy" für die Bayern 374 Mal in Pflichtspielen aufs Feld und traf dabei 344 Mal ins Schwarze.

Es spricht für den ehrgeizigen Arbeiter Lewandowski, dass er mit seinen 33 Jahren noch einmal mit einer neuen Herausforderung liebäugelt. Doch seien wir ehrlich: Natürlich würde Lewandowski auch beim FC Barcelona oder Paris Saint-Germain funktionieren. Der 1,85 Meter große Angreifer hat sich in den vergangenen Jahren an der Isar zum absoluten Ausnahme-Athleten weiterentwickelt, der sich selbst hinter den Allergrößten seiner Zunft wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi nicht zu verstecken braucht. Jede Mannschaft der Welt würde mit einem Robert Lewandowski an Klasse hinzugewinnen.

Doch was hätte Lewandowski im Falle eines Wechsels zu gewinnen? Mit Ausnahme von ein paar Millionen Euro mehr auf dem Konto - die in seiner Einkommensklasse keinen großen Unterschied mehr ausmachen - wahrscheinlich nicht viel. Selbst der Gewinn der spanischen Meisterschaft mit dem FC Barcelona wäre nach seiner Schaffenszeit bei den Bayern am Ende seiner Karriere nicht mehr als eine Fußnote in seiner Abschluss-Biographie. Die Chancen auf seinen zweiten Champions-League-Titel nach jenem mit den Bayern im Jahr 2020 würden bei einem Wechsel zu den Katalanen oder den Franzosen wahrscheinlich sogar sinken.

Anders sieht es hingegen bei einem Verbleib in München aus: Lewandowski hätte die Möglichkeit seine bestehenden Rekorde noch weiter auszubauen und seine Immortalität beim deutschen Traditionsklub weiter zu steigern. Bei einem vorzeitigem Abgang in diesem Sommer würde an ihm auf ewig ein kleiner Makel ob des mittlerweile schon mühsamen Transfer-Hickhacks hängenbleiben.

Auch für die Bayern wäre ein Lewandowski-Abgang alles andere als erstrebenswert. 50 Millionen Euro für einen 33-Jährigen klingen auf den ersten Blick natürlich nach einem guten Deal. Doch Vereinslegenden wachsen nicht auf den Bäumen und die Münchner haben erst im vergangenen Sommer beim Abschied von David Alaba gesehen, was für große Löcher entstehen können, wenn langjährige Stammspieler dem Verein den Rücken kehren. Zudem steht kein passender Ersatz ante portas.

Der 32-jährige Thomas Müller und der 33-jährige Eric Maxim Choupo-Moting werden bei all ihren Qualitäten das Ding nicht alleine schaukeln können. Und ein Spieler eines solchen Formats ist auch für die finanzkräftigen Bayern nur schwer auf dem Transfermarkt zu bekommen. Mit Liverpool-Star Sadio Mane hat man zwar einen absoluten Top-Mann an der Angel, der Senegalese ist aber bevorzugt am Flügel zu Hause.

Ein realistischerer Lewandowski-Ersatz könnte Sasa Kalajdzic sein. Der Wiener hat noch ein Jahr Vertrag beim VfB Stuttgart und steht schon seit längerem mit den Bayern bezüglich eines baldigen Wechsels in Kontakt. Der ÖFB-Teamstürmer hat fraglos großes Potenzial und würde auch auf einer ähnlichen Position spielen wie der Weltfußballer des Jahres 2021. Doch auch bei einem optimalen Verlauf könnte Kalajdzic den Ausnahme-Stürmer nicht von heute auf morgen nahtlos ersetzen.

Ein Wechsel von Kalajdzic schon in diesem Sommer würde allerdings durchaus Sinn machen. Lewandowski könnte als Mentor fungieren und den Wiener als seinen Nachfolger aufbauen. Das ihm in München gebührende Denkmal würde Lewandowski mit so einer Aktion nur noch größer machen. Und Österreichs Fußball würde es ihm ebenso danken.

Warum Lewandowski zum FC Barcelona wechseln wird - von Maximilian Girschele

Die Geschichte von Robert Lewandowski beim FC Bayern München gilt als erzählt. 

Der Wechselwunsch des Polen kam doch etwas überraschend, die Hartnäckigkeit, welche der 33-Jährige an den Tag legt, noch viel mehr. Oder doch nicht? Denn die Verantwortlichen rund um Sportdirektor Hasan Salihamidzic scheinen es sich in den letzten Wochen und Monaten tatsächlich mit ihrem Aushängeschild verscherzt zu haben.

Erstmals begann das Verhältnis im Februar zu bröckeln, als der Bosnier bereits mit den Urgesteinen Manuel Neuer und Thomas Müller über einen neuen Kontrakt verhandelte - und seinen Starstürmer einfach außen vor ließ. Der Mann aus Warschau fühlte sich hintergangen, in seiner Ehre verletzt.

Neuer und Müller sind zweifelsohne zwei absolute Weltklassespieler in ihren Bereichen des Spiels und haben viel zum Erfolg der Münchner beigetragen. Aus Lewandowskis Sicht muss jedoch die Frage gestellt werden, warum er aufgrund seiner Verdienste in den letzten acht, aber besonders den letzten zwei Jahren nicht die Causa Prima war.

Es gibt nämlich kaum noch klassische Neuner seines Formats. Der Pole bewegt sich im Herbst seiner Karriere auf dem Zenit, da muss von den Bayern-Bossen auch erwartet werden, dementsprechend mit ihrem Schlüsselspieler umzugehen.

Salihamidzic und Co. brachten "Lewy" aber nicht die gewünschte Wertschätzung gegenüber zum Ausdruck. Dass der Torjäger ausgerechnet von Star-Berater Pini Zahavi, der schon vergangenes Jahr bei den Vertragsgesprächen rund um David Alaba im Mittelpunkt stand, beraten wird, scheint den Bayern auch nicht zu schmecken.

Die FCB-Bosse sehen im Israeli den Schuldigen in der Wechsel-Causa, der 78-Jährige vertritt wiederum - zumindest offiziell - nur die Interessen seines Klienten. Dass die liebe "Marie" natürlich auch für den Berater eine Rolle spielt, muss nicht näher erläutert werden.

Über allem steht aber Lewandowskis Streben nach Veränderung. Der polnische Superstar scheint dabei ein Faible für Spanien zu haben, gab es früher doch schon zuhauf Gerüchte über einen Transfer zu Real Madrid. Ein "Galactico" wurde er bekannterweise nicht, dass es nun aber plötzlich der Erzrivale der "Königlichen" werden soll, kommt einer kleinen Sensation gleich.

Lewandowski und Araujo - einst Gegenspieler, bald Teamkollegen?
Foto: © GEPA

Über die Finanzlage des FC Barcelona zu sprechen, würde den verfügbaren Rahmen regelrecht sprengen. Es wäre unglaublich, wenn dieser Deal tatsächlich über die Bühne gehen würde. Denn seit dem Abschied von Lionel Messi im Sommer 2021 fehlt den Katalanen eine neue Galionsfigur.

Das aktuelle Team zählt ohne Zweifel noch zu den besten Teams der Welt, hat aber nicht mehr dieselbe Strahlkraft wie vor ein paar Jahren. Schulden in Milliardenhöhe zwangen die Blaugrana zum Umdenken. Vorbei waren die Zeiten, als Spieler wie Neymar, Luis Suarez oder Zlatan Ibrahimovic mit dem Geldkoffer in die Stadt am Mittelmeer gelotst wurden.

Die Durchlässigkeit von der eigenen Jugendschmiede "La Masia" in die Profi-Mannschaft soll wieder erhöht werden - nur damit ist es aber nicht getan. Natürlich ist Barca mit Weltklasse-Talenten wie Pedri, Gavi oder Ansu Fati gesegnet, doch auch sie benötigen routinierte Spieler, die sie an der Hand nehmen und den Weg weisen.

Lewandowski soll genau dieser Spieler werden und könnte sich nebenbei sein eigenes Vermächtnis aufbauen. Denn in Deutschland und besonders bei den Bayern hat er alles erreicht, was zu erreichen war. Ein weiterer Meistertitel in der deutschen Bundesliga kann ihm nicht mehr als Argument für einen Verbleib vorgelegt werden, auch die Königsklasse gewann der Pole schon mit den Münchnern.

Den Titel in La Liga zu holen, hätte für den 33-Jährigen bestimmt seinen Reiz. Champions-League-Sieger mit dem großen FC Barcelona zu werden, würde ihm aber in einer bestimmten Kategorie weiterhelfen - nämlich im Rennen um den Ballon d'Or.

Zweimal wurde er bereits von der FIFA zum Weltfußballer des Jahres gewählt, die UEFA überreichte ihm einmal die Trophäe für Europas Fußballer des Jahres. Der goldene Ball fehlt ihm allerdings noch. Zugegeben: 2020 hatte der Pole schlichtweg Pech, dass der wohl prestigeträchtigste Pokal für einen Spieler aufgrund der Corona-Pandemie nicht vergeben wurde.

Aber auch letztes Jahr hätte der Angreifer genügend Argumente gehabt, nicht hinter Lionel Messi die zweite Wahl zu sein. Denn Lewandowski legte die bessere Saison als der siebenfache Gewinner hin. Im internationalen Ansehen ist der FC Bayern aber nicht annähernd so groß wie der FC Barcelona, was schlussendlich wohl den Ausschlag gab.

Mit seinem Wechsel in die katalanische Hauptstadt könnte "Lewy" den Entscheidungsträgern einen Grund weniger geben, ihm die Trophäe nicht zu überreichen. 2022 läuft der Weg ohnehin bereits über Real-Stürmer Karim Benzema, aber warum nicht einen Großangriff auf den Ballon d'Or 2023 starten?

Viele Jahre hat auch der 131-fache Nationalspieler nicht mehr in seinen Beinen. Den Wunsch nach einer letzten Veränderung, die sich bestimmt auch im Geldbörserl auswirken wird, werden letztendlich auch die Bayern nachgeben müssen. Den Polen auf Biegen und Brechen noch ein Jahr im Klub zu halten, macht einfach keinen Sinn.

Es wäre das falsche Zeichen an zukünftige Stars, die einmal beim Serienmeister landen werden. Und natürlich verliert niemand gerne seinen Vorzeigespieler. Aber das Verhältnis ist zu zerrüttet, um es noch einmal zu kitten. Das wird Hasan Salihamidzic sich auch eingestehen und akzeptieren müssen.

Daher wird es im Laufe des Sommers dann heißen: Robert Lewandowski tauscht Weißbier und Weißwurst gegen Tapas und Sangria. Daran führt kein Weg vorbei.


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