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Glasner: Frankfurt "wie Kaninchen" vor dem BVB

Irres Finish bestrafte Frankfurt. Dortmund-Haltung für Rose entscheidend.

Glasner: Frankfurt Foto: © getty

Eintracht Frankfurt hat zuletzt sehr viel richtig gemacht.

Sechs Siege aus den letzten sieben Spielen sprechen eine deutliche Sprache, ÖFB-Trainer Oliver Glasner hat die flügellahmen Adler wieder zum Höhenflug geführt.

Auch gegen Dortmund machte die Eintracht vieles richtig, bis zum 2:0, sogar bis zum 1:2 nach 86 Minuten - doch die Gäste nahmen Frankfurt durch ein irres Finish zum 3:2 (Spielbericht >>>) noch gänzlich die Butter vom Brot.

Bitter aus Sicht von Glasner, der bei "Sky" jedoch gefasst auf die späte Niederlage reagierte und darauf, dass man das Spiel noch aus der Hand gab: "Man versucht, auf die Spieler Einfluss zu nehmen, so etwas passiert aber dann. Wir waren wie das Kaninchen vor der Schlange, wir wollten alles auf Sicherheit machen. Das ist in der Regel schlecht, wenn du zurückspielst, du musst den Gegner in der Defensive beschäftigen. Das haben wir dann zu wenig gemacht."

Kleinigkeiten wären in diesem Top-Spiel des 18. Spieltags der deutschen Bundesliga entscheidend gewesen. Der Fehler zum 1:2, der immer größer werdende Druck der Dortmunder. "Wir haben dann zu viel verwaltet, zu viel zurückgespielt. Wir hatten zwar viele gute Ballgewinne, aber wir haben die Lösungen nach vorne nicht mehr gesucht. Schade."

Erfolgslauf unterbrochen, doch für Glasner ist es ein Prozess

Anstatt geschlossen als Mannschaft das Heil in der Offensive zu suchen, habe man viel zu sehr gehofft, einfach das Ergebnis über die Zeit zu bringen.

Glasner deshalb sauer? Keineswegs. Der Salzburger, noch gezeichnet von einem E-Scooter-Sturz samt Jochbeinbruch und Operation, sieht es viel mehr als Prozess, den er samt Rückschlägen mit Frankfurt durchmachen muss.

Das Positive überwiegt, auch nach der Niederlage, denn über weite Strecken hatte Frankfurt den BVB nicht zur Entfaltung kommen lassen und selbst eiskalt zugeschlagen. "Ich habe auch heute sehr gute Sachen von unseren Jungs gesehen."

Den Erfolgslauf kann Glasner ohnehin keiner nehmen. Zwar wurde der vierte Sieg in Folge vereitelt, der siebente in den letzten acht Spielen. Doch nach dem durchwachsenen Saisonstart spielt die Eintracht wieder um die Europacup-Plätze mit und kann es auch mit den großen Gegnern aufnehmen.

Schon nach der Niederlage zwischendurch gegen Hoffenheim, habe man nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern die richtigen Schlüsse gesucht und erneut drei Siege am Stück gefeiert. So wird man auch die bittere 2:3-Last-Minute-Heimpleite gegen den BVB aufarbeiten müssen. "Heute war es nicht unsere Haltung, sondern unser Verwaltungsmodus", ist sich Glasner sicher.

Rose: "Zu einfach, gegen uns torgefährlich zu werden"

Haltung ist ein gutes Stichwort, denn genau diese führte sein Gegenüber Marco Rose ins Treffen, warum Dortmund trotz 0:2-Rückstand noch einmal so stark zurück in die Partie fand.

Zuallererst waren es jedoch dieselben Fehler, die den Schwarz-Gelben schon in der Hinrunde wichtige Punkte kosteten. Zu viele Fehler, leichte Ballverluste, dazu kam auch noch ein Standardtor. Trotzdem sah Rose die erste Halbzeit seiner Elf nicht so schlecht, stellte aber klar: "Es ist zu einfach, gegen uns torgefährlich zu werden - das muss man zugeben."

Trotz 0:2 zur Halbzeit und fast dem 0:3 kurz davor und danach lebte in der Dortmund-Kabine die Hoffnung, blieb man ruhig und besonnen. "Wir waren total ruhig und sachlich, die Jungs haben zugehört. Wir haben ein paar kleine Dinge angesprochen, nicht viele. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie dran glauben."

Der Eindruck wurde vermittelt, dass noch etwas geht. Die Situation wurde neu angenommen. "Mit dem 2:1 kam richtig der Glaube zurück, das noch zu drehen. Das sollte den Jungs zeigen, dass sich das Thema Haltung sehr lohnt."

"Schöner, wichtiger Sieg", aber trotzdem "Finger in die Wunde"

Dass sich Frankfurt plötzlich weniger zutraute, spielte den Gästen in die Karten. Selbst riskierten die Westfalen mehr und spielte jenen Fußball, den sie sich eigentlich über das gesamte Spiel vorgenommen hatten.

Nach Dahouds erlösendem 3:2 in der 89. Minute jubelte die komplette Mannschaft und das Trainerteam, "ein sehr schöner und wichtiger Sieg" meinte Rose. Obwohl er anmerkte, dass es ohne Zuschauer nur halb so schön war und dadurch "alles fehlt".

Wie er den Last-Minute-Sieg einordnet? "Es sind in erster Linie drei Punkte, wir konnten den Abstand auf Frankfurt vergrößern, sind näher vorne rangekommen", spricht der BVB-Coach den "nur" mehr 6-Punkte-Rückstand auf den FC Bayern an, der am Vortag beim 1:2 gegen Gladbach patzte. Auf mehr Was-wäre-wenn-Spielchen lässt sich der Ex-Salzburg-Coach gar nicht ein.

"Ich hoffe einfach und fordere Nachhaltigkeit bei der Haltung ein." Schon gegen Freiburg gäbe es die nächste Chance, diese zu beweisen. Trotzdem werde man den "Finger in die Wunde" legen, um stabiler zu werden und in Zukunft nicht mehr so lange zittern zu müssen.


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