news

Alaba: Darum beschimpfte die Austria den FC Bayern

So wurde David Alaba für Bayern entdeckt, so lief der Deal - mit Anekdoten:

Alaba: Darum beschimpfte die Austria den FC Bayern Foto: © GEPA

Wer hat denn jetzt eigentlich wirklich David Alaba entdeckt?

Die Weltkarriere des 27-jährigen FC-Bayern-Profis hat seinen Ursprung beim SV Aspern, wo seine heutigen Trikots in der Kantine hängen. Danach war die Frank-Stronach-Akademie und die Austria, wo er beim jetzigen Technischen Direktor Ralf Muhr lernte, das Sprungbrett.

Ex-Sturm-Trainer Heiko Vogel meinte einst, er hätte Alabas Wechsel zu den Bayern möglich gemacht. Vollends davon überzeugt, der Entdecker des ÖFB-Teamspielers zu sein, ist jedoch der ehemalige Nachwuchschef der Münchener, Werner Kern.

Bisher hat er die Geschichte nicht an die große Glocke gehängt. Jetzt, wo es um eine richtungsweisende Zukunftsentscheidung geht, ob Alaba bei den Bayern in Pension geht oder doch noch bei einem anderen Top-Klub seine Geschichte weiterschreibt, spricht er bei "Sport1" erstmals darüber, wie er auf Alaba kam, was ihn überzeugte, wie die Verhandlungen mit Bayern liefen und warum ihn der Austria-Akademieleiter damals wüst beschimpfte.

"Mensch, das ist ein Spieler, den müssen wir holen"

Von 1998 bis 2012 leitete Kern die Nachwuchsschule der Bayern. Top-Spieler der letzten Jahre bzw. von heute gingen bei ihm in die Lehre wie Thomas Müller, Toni Kroos, Mats Hummels, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Owen Hargreaves.

Alaba reiht sich in diese Liste nahtlos ein. Den Tipp bekam er damals von einem deutschen Spielervermittler und Ex-Nationalspieler, dass bei Austria Wien ein junger Bursch außergewöhnliche Eigenschaften besitzt.

Kern wollte sich das Supertalent nicht durch die Lappen gehen lassen: "Der Spur bin ich hinterhergangen, habe mich über alles informiert und dann in Erfahrung bringen können, dass es sich um einen gewissen David Alaba handelt."

Alaba mit Entdecker Werner Kern
Foto: © GEPA

Der heute 74-jährige Pensionist erinnert sich nur zu gut daran, wie es dann weiterging.

Mit B-Jugend-Trainer Stephan Beckenbauer und Head-Scout Hermann Hummels beobachtete er Alaba im Spiel zwischen den Nachwuxchs-Auswahlen von Tirol und Austria Wien aus unterschiedlichen Blickwinkeln - und der aktuell 72-fache rot-weiß-rote Nationalspieler stach sofort hervor.

Bei Schnee und Kälte war allen drei bereits zur Halbzeit klar: "Mensch, ist das ein Spieler. Der ist super. Den müssen wir holen."

Alaba fühlte sich in der Schule der Frank-Stronach-Akademie nicht wohl

Die Kontaktaufnahme erfolgte über Alabas Agenten Jeannot Werth. Der Youngster, der damals mit 14 Jahren in Austrias U18 spielte, hatte bereits einen, weil Mitspieler, die mit diesem zusammenarbeiteten, von Alaba schwärmten. Und natürlich waren auch die Eltern dahinter - und sind es heute noch. Auch wenn sich Alaba mit 27 Jahren mit Pini Zahavi einen Star-Manager holte und ab sofort erstmals nicht nur von seinem Vater George beraten wird.

Aber zurück zur Story. Die Familie war schnell von einem Top-Klub wie dem FC Bayern überzeugt, auch da es durch die Sprache und Kultur für den jungen Burschen keine Anpassungsschwierigkeiten geben sollte.

Zu Pfingsten 2008 ließ man die Alabas einfliegen, den ganzen Tag über gab es Gesprächsgruppen, bis die Entscheidung feststand: David wechselt in den Nachwuchs des großen FC Bayern München.

Kein unwesentlicher Faktor dabei war, dass sich Alaba in der Schule der Frank-Stronach-Akademie nicht wohlfühlte.

"Dort standen die naturwissenschaftlichen Fächer im Vordergrund. In diesen Unterrichtsgegenstänedn konnte David aber nicht glänzen. Ich habe ihm suggeriert, dass er in München in die Wirtschaftsschule gehen und dort seine Mittlere Reife machen kann."

"Der Akademie-Leiter von Austria Wien beschimpfte mich wüst"

Mit dieser Aussicht unterschrieb der Defensiv-Spieler einen Ausbildungsvertrag. Der Wechsel gefiel aber nicht allen. Denn Kern erinnert sich an die Reaktion der Wiener Austria.

"Eines Tages rief mich der Akademie-Leiter von Austria Wien an und beschimpfte mich wüst, dass ich keine Ahnung von Pädagogik hätte. Dann habe ich ihm gesagt: "Passen's mal auf: Wenn sie nicht dafür sorgen können, dass sich ihre Spieler in der Schule wohlfühlen, weil sie andere Talente haben, dann sind sie selbst Schuld", schildert Kern den Zwist mit Ralf Muhr, der Alaba bei der Austria aufbaute.

Die Austria ließ aber auch nicht locker. Laut Kern war David plötzlich für E-Learning an einer Handelsakademie in Wien angemeldet worden, um dort seine Matura zu machen.

Kern: "Das war aber nichts für David. Als er dann zu uns kam, ging er nicht zur Wirtschaftsschule, sondern hat seinen Weg zum Profi verfolgt. Ich bin immer einer gewesen, der geschaut hat, dass die duale Ausbildung funktioniert und jeder Spieler aus dem Jugendhaus einen Abschluss macht. Ich hatte ja eine Verantwortung gegenüber den Eltern, denn nur ein kleiner Prozentsatz schafft es zum Profi. Nicht nur der Körper muss fußballerisch ausgebildet werden, auch der Kopf muss wachsen. Wenn das klappt und das Selbstvertrauen wächst, wird man automatisch eine tolle Persönlichkeit."

"Da war mir klar: Den machen wir zum Profi"

Dass es der Linksfuß zum Profi schaffen würde, war damals rasch abzusehen.

Bei einer Fortbildung unter A-Jugend-Trainer Kurt Niedermayer überzeute der Wiener seinen Beobachter Kern in einem Über- und Unterzahl-Spiel so sehr, dass er noch heute davon schwärmt, mit welch wahsninniger Energie und Einsatz Alaba damals die Aufgabe trotz Mega-Hitze löste und sich meist gegen drei Gegenspieler durchsetzte.

"Da war mir klar, dass der Junge alles haben muss, was ein Guter braucht. Fußballerisch war er eh gut. Ab dem Moment habe ich gesagt: Den machen wir zum Profi. Der braucht nicht mehr zur Schule gehen und keine Negativerlebnisse mehr in diesem Bereich sammeln. Er soll sich seine ganzen Erfolgserlebnisse im Fußball holen."

Der Startschuss für eine eindrucksvolle Karriere - mit Höhen und Tiefen, Verletzungen und Kritik, aber auch großartigen Erfolgen und Titeln sowie Errungenschaften mit dem Nationalteam.

Kern meint, dass Alabas Vater George einmal zu ihm sagte, "dass ich der einzige Mensch bin, bei dem immer eingetroffen ist, was ich ihnen versprochen habe." 

Was er glaubt, wie sich Alaba in der aktuellen Situation entscheidet - für Bayern oder einen anderen Top-Klub? "David ist ein gescheiter Kerl und hat eine tolle Familie. Ich würde mir wünschen, dass er bei uns bleibt, weil Bayern München mein Herzensverein ist."

Kommentare