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Ivan Lucic: Er ist Manuel Neuers Trainingspartner

ÖFB-Talent Ivan Lucic bei LAOLA1 über Kollege Neuer und Disput mit Heraf:

Ivan Lucic: Er ist Manuel Neuers Trainingspartner

Stell dir vor, du bist ein junger Torwart.

Mit wem würdest du am liebsten Tag für Tag trainieren? Na klar, mit dem besten Goalie der Welt!

Was nach einer Traumvorstellung klingt, ist für einen 20-jährigen Wiener Realität.

Ivan Lucic wechselte im Sommer 2014 von der SV Ried zum FC Bayern. Seitdem heißt sein Trainingspartner Manuel Neuer.

„Es ist schwer, alles genauso gut zu machen“

„Natürlich ist es etwas anderes, mit ihm gemeinsam die Übungen zu absolvieren. Es ist schwer, alles genauso gut zu machen. Man lernt von Tag zu Tag und hofft, dass man irgendwann auf dasselbe Niveau kommt“, erzählt der U21-Nationalspieler im LAOLA1-Interview.

Die Münchner halten viel vom österreichischen Torhüter-Talent. Bei Bayern II, für die er in dieser Saison schon elf Partien bestritt, soll er Spielpraxis sammeln. Das Training absolviert er jedoch bevorzugt gemeinsam mit David Alaba und Co.

„Ich gehöre zur ersten Mannschaft, aber natürlich bin ich auch immer wieder bei der zweiten dabei“, so Lucic, den die Bayern bei einem Freundschaftsspiel der Amateure gegen Ried entdeckten.

Beinahe ein Einsatz gegen Freiburg

Fast wäre er sogar schon zu seinem Profi-Debüt gekommen. Ganze drei Mal saß er letzte Saison – auch aufgrund von Verletzungen der anderen Ersatztorhüter – auf der Bank. Vor dem Spiel gegen Freiburg in der 33. Runde kündigte Pep Guardiola seinen Einsatz im Falle eines Neuer-Ausfalls an. Letztlich wurde der deutsche Nationaltorwart aber rechtzeitig fit.

„Ich war ganz normal als zweiter Tormann eingeplant“, spielt Lucic selbst die Sache herunter. „Wenn die Nummer eins der Welt sagt, sie spielt, dann spielt sie auch. Pep hat mit mir nicht speziell darüber geredet, dass ich vielleicht zum Einsatz komme.“

Dabei kennt man den spanischen Coach der Bayern ansonsten als großen Kommunikator. Seine wilden Gesten, mit denen er den Spielern seine Vorstellungen vermittelt, muten oft ein wenig bizarr an.

„Wenn es etwas zu erklären gibt, sind die Spanier eben so“, kommentiert Lucic. Der Star-Trainer sei sich nicht zu schade, auch mit den jungen Profis das Gespräch zu suchen. „Er nimmt sich für alle Spieler Zeit, das zeichnet ihn aus.“

Für mich ist er mehr ein Freund als ein Vorbild.

Über Manuel Neuer

Neuer? „Ein leiwander Typ“

Lucic scheint sich im großen Bayern-Biotop wohl zu fühlen. Dafür sorgt nicht zuletzt Trainingspartner Neuer. Ihn sieht der 20-Jährige weniger als Idol, sondern mehr als einen Kollegen, mit dem es sich zu messen gilt. „Er ist selbst erst 29 Jahre alt und ein leiwander Typ. Keiner, der einen einmal ermahnt“, sagt Lucic. „Für mich ist er mehr ein Freund als ein Vorbild.“

Die beiden verbindet eine ähnliche Spielweise. Wie Neuer gilt auch Lucic als spielerisch starker Torhüter. Ein Goalie ganz nach dem Geschmack von Guardiola. „Ich bin am Fuß ganz okay, kann mit dem Ball nicht schlecht umgehen“, sagt der langjährige Nachwuchs-Nationalspieler.

Als seine besondere Spezialität gelten Freistöße. Vor seinem Wechsel nach München durfte er bei Regionalligist St. Florian, der Lucic von Ried ausgeliehen hatte, einige Male bei ruhenden Bällen ran. „Einer ist reingegangen, drei an die Latte. Auch einen Elfmeter habe ich verwandelt.“

Bei den Bayern versucht der „Sniper“ seine Schuss-Fähigkeiten nun weiterzuentwickeln. „Nach dem Training legen wir uns die Bälle hin und dann kann sich jeder beweisen“, grinst Lucic.

Schwere Verletzung zum Beginn der Bayern-Karriere

Im vergangenen Jahr hatte der Wiener, der in seiner Jugend für Post, Stadlau und die Austria spielte, auch mit Rückschlägen zu kämpfen. Gleich nach seinem Transfer zum deutschen Meister riss er sich beim Trainingslager in den USA zwei Außenbänder im Sprunggelenk. Die gesamte Hinrunde arbeitete er an seinem Comeback.

Kein optimaler Start, doch im Frühjahr kämpfte sich Lucic zurück. Die bereits angesprochenen Spiele im Kader der ersten Mannschaft, darunter eine Champions-League-Reise nach Porto, waren die Belohnung für die harte Arbeit.

Der Disput mit Heraf ist für Lucic gegessen

Mit der U20-WM hätte im Juni das nächste Highlight folgen sollen, doch etwas überraschend verzichtete Andreas Heraf auf eine Nominierung der etatmäßigen Nummer eins. „Mir war das Risiko zu groß, dass die Stimmung in der Mannschaft kippt“, begründete der ÖFB-Nachwuchs-Teamchef damals im LAOLA1-Interview. „Er hat das Fass des Öfteren zum Überlaufen gebracht.“

Konflikt mit Heraf

Aussagen, die Lucic überhaupt nicht nachvollziehen kann: „Natürlich gibt es immer mehrere Meinungen, aber ich habe zu allen Spielern ein gutes Verhältnis gepflegt. Es gab nie ein Problem. Deswegen habe ich es nicht verstanden.“

Nach so vielen gemeinsamen Jahren zum größten Ereignis nicht mitzufahren, sei schon enttäuschend gewesen, meint Lucic. Mit Heraf gab es seitdem keine Aussprache. Dafür scheint ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner bei einem Treffen mit dem Bayern-Goalie die Wogen geglättet zu haben.

„Die Sache ist für mich gegessen. Nach diesem Gespräch bekam ich die U21-Einberufung. Für mich war sofort klar, dass ich bei der U21 meinen Weg weitergehe“, so Lucic.

Kroatien ist kein Thema

Mittlerweile gehört der Ex-Rieder nicht nur dem Kader von Werner Gregoritsch an, sondern steht auch auf Abruf für das A-Team bereit. „Natürlich kam das überraschend für mich, dass ich nach erst zwei U21-Einberufungen oben ein kleines Thema bin.“

Ein Thema soll Lucic nach der Nicht-Nominierung für die U20-WM auch in Kroatien gewesen sein. Das berichteten zumindest die dort ansässigen Medien. Der Wiener mit den kroatischen Wurzeln kann dem jedoch nichts abgewinnen. „Was da herumspekuliert wurde, kommt nicht von mir. Ich habe mit dem kroatischen Verband nicht gesprochen.“

Seine Zukunft liegt also beim ÖFB und in München. Dort würde Lucic auch gerne über den 2017 auslaufenden Vertrag hinweg bleiben. Ob er vielleicht irgendwann sogar in die Fußstapfen von Welttorhüter Neuer tritt?

„Das ist ein ganz großer Name. Genauso wie Bayern München. Man kann nicht voraussagen, wer nach ihm im Tor stehen wird. Das ist ein sehr hohes Niveau. Ich bin 20 Jahre alt. Wie die Entwicklung weiter geht, weiß ich noch nicht.“

Hoffentlich so steil nach oben wie bisher.

 

Jakob Faber

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