news

Hütter vs. Glasner: Alle Wege führen in die CL?

Seit fast 30 Jahren duellieren sich Glasner und Hütter - geht es jetzt in CL?

Hütter vs. Glasner: Alle Wege führen in die CL? Foto: © GEPA

Österreichische Trainer in der UEFA Champions League sind schon seit jeher eine Rarität. Ralph Hasenhüttl schaffte mit RB Leipzig in der Saison 2017/18 den Einzug in die Gruppenphase des bedeutendsten Bewerbs im Klubfußball, davor sah es lange Zeit eher düster aus und auch seither coachte kein ÖFB-Trainer in der Champions League.

Ernst Dokupil und Josef Hickersberger betreuten Rapid in der Königsklasse, Rene Poms stand einmal als Coach der Austria in der CL an der Seitenlinie, weil sein Chef Nenad Bjelica gesperrt war. Das war's auch schon.

In Deutschland schicken sich derzeit aber die nächsten beiden rot-weiß-roten Übungsleiter an, mit ihren Klubs den Einzug in die Königsklasse zu schaffen. Oliver Glasner und Adi Hütter liegen mit dem VfL Wolfsburg bzw. Eintracht Frankfurt vor dem direkten Duell am Samstag (15:30 im LIVE-Ticker) voll auf Kurs Richtung Königsklasse.

Zum mittlerweile 31. Mal treffen die beiden auf Profi-Ebene aufeinander. Den Ursprung findet das Duell Hütter gegen Glasner am 22. August 1992. 2:0 endet die Partie in Österreichs 2. Division zwischen der SV Ried und dem GAK.

Bei den Siegern aus dem Innviertel wird in der 66. Minute der junge Oliver Glasner eingewechselt und beim GAK ist der schon etwas erfahrenere Adi Hütter über die volle Spielzeit mit dabei – doch die Vorzeichen haben sich fast 30 Jahre nach dem ersten Duell verändert.

Nicht nur, weil in der Josko Arena in Ried damals vor 3.300 Zusehern gekickt wurde und die Partie zwischen Frankfurt und Wolfsburg am Wochenende erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Sondern, weil sich die genannten Herren in der Zwischenzeit zu absoluten Top-Trainern in der deutschen Bundesliga gemausert haben.

LAOLA1 wirft einen Blick in den Rückspiegel: auf die bisherigen Duelle zwischen den beiden sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede am Weg in die Champions League.

Nach dem ersten Aufeinandertreffen in der 2. Division kreuzten sich die Wege der Spieler Glasner und Hütter am grünen Rasen noch 22 weitere Male.

Eine leicht positive Bilanz hat dabei doch etwas überraschend der Oberösterreicher Glasner, der außer einem kurzen Gastspiel beim LASK seine gesamte Profikarriere bei der SV Ried verbrachte und dort auf Lebzeiten zum Ehrenkapitän ernannt wurde. Zehn Begegnungen konnte er als Profi gegen die Mannschaften mit Adi Hütter gewinnen.

 

Glasner in Diensten seiner SV Ried
Foto: © GEPA

Dafür dreht der Vorarlberger den Spieß als Trainer um. Vier der bisherigen sieben Begegnungen konnten Hütters Mannschaften für sich entscheiden.

Titelgewinne in Österreich – kein Sprung ins Ausland?

Bei ihren Klubs in Österreich – Glasner in Ried, Hütter in Altach, beim LASK, dem GAK und vor allem bei Austria Salzburg – entwickelten sich beide Akteure zu unumstrittenen Größen und holten auch den ein oder anderen Titel.

Glasner zweimal den ÖFB-Cup, Hütter wurde sogar dreimal österreichischer Meister und gewann einmal den Pokal.

Den Sprung ins Ausland wagten aber beide als Spieler nicht, wieso eigentlich?

Im Interview mit LAOLA1 vor wenigen Monaten erklärte der jetzige Wolfsburg-Trainer Glasner, dass es zwar immer wieder "Anfragen gegeben habe, aber relativ schnell klar war, dass das Potenzial nicht reicht."

Außerdem führt der 46-Jährige das Bosman-Urteil von 1995 als Grund an, wieso Auslandstransfers zur damaligen Zeit noch "keine Selbstverständlichkeit waren". Erst danach durften Profi-Fußballer nach Auslaufen ihrer Verträge ablösefrei zu Klubs aus anderen EU-Staaten wechseln.

Salzburg-Kapitän Hütter mit dem Meisterteller
Foto: © GEPA

Auch Hütter, langjähriger Kapitän von Austria Salzburg und mit den Mozartstädtern 1994/95 in der Champions League aktiv, bleibt als Spieler stets in heimischen Gefilden.

In einem Interview mit "Sky" spricht Hütter im April 2019 die Entscheidung, Österreich als Spieler nicht zu verlassen, an und sieht sie als späteren Antrieb als Trainer doch noch den Sprung in eine Top-Liga zu schaffen.

Unterschiedliche Karrierewege führen zum Erfolg

So ähnlich die Spielerkarrieren des 51-jährigen Hütter und des um fünf Jahre jüngeren Glasner also zumindest hinsichtlich ihrer Stationen verlaufen, unterscheiden sich die Trainerkarrieren der beiden umso mehr.

Hütter arbeitet sich Schritt für Schritt über die Red Bull Juniors und Altach, wo er das bisher erste und einzige Mal in seiner Trainerlaufbahn entlassen wird, zum SV Grödig, mit dem er in die Bundesliga aufsteigt. Fast zeitgleich heuert Glasner im Sommer 2012 als Co-Trainer von Roger Schmidt bei Red Bull Salzburg an.

Über Cheftrainerposten bei der SV Ried und den LASK geht für ihn der "Traum" deutsche Bundesliga in Rekordtempo in Erfüllung. Im Sommer 2019 unterschreibt er in Wolfsburg.

"Nach dem Abschied bei Red Bull Salzburg stand ich als Trainer vor schwierigen persönlichen Entscheidungen. Als dann das Angebot aus Bern kam, habe ich mich an die verpasste Chance von damals erinnert und mir war klar, dass ich diesmal die Komfortzone verlassen muss."

Adi Hütter über seinen Wechsel ins Ausland

Im Interview mit LAOLA1 spricht er schon damals "den völlig anderen Weg von Adi Hütter an". Eben jener Hütter wechselt nämlich von Grödig als Schmidt-Nachfolger zu den "Roten Bullen". Nach nur einem Jahr in seiner fußballerischen "Heimat" Salzburg unterschreibt der Vorarlberger erstmals einen Kontrakt im Ausland. Die Young Boys Bern werden als nächster Karriereschritt auserkoren.

"Nach dem Abschied bei Red Bull Salzburg stand ich als Trainer vor schwierigen persönlichen Entscheidungen. Als dann das Angebot aus Bern kam, habe ich mich an die verpasste Chance von damals erinnert und mir war klar, dass ich diesmal die Komfortzone verlassen muss", sagt er einige Jahre später gegenüber Weekend.at und erinnert sich nochmals an die ausgeschlagenen Auslandsangebote zu Spielerzeiten zurück.

Was folgt ist eine Erfolgsgeschichte: Zweimal führt er YB auf Rang zwei, im dritten Jahr, 2018, gelingt nach 32 Jahren Wartezeit der langersehnte Meistertitel mit dem Schweizer Traditionsklub. Die Chance mit den Young Boys die Früchte der Meisterschaft zu ernten und in der folgenden Saison an der Champions League teilzunehmen schlägt er aus, es geht weiter zur Frankfurter Eintracht in die deutsche Bundesliga.

Zwei Top-Trainer mit Potenzial für mehr?

Dort ist der ehemalige Mittelfeldstratege nach wie vor im Amt, macht sich aber durch starke Auftritte seiner Eintracht immer mehr für Großklubs interessant.

Bei Borussia Mönchengladbach gilt er, genau wie Glasner, als heißer Kandidat für die Nachfolge von Ex-Salzburg-Trainer Marco Rose, den es im Sommer zur anderen Borussia nach Dortmund zieht.

Die beiden Österreicher beteuern bisher allen Spekulationen zum Trotz, auch für die kommende Spielzeit bei ihren aktuellen Klubs bleiben zu wollen.

Sollten Oliver Glasner und Adi Hütter ihr Vorhaben in die Tat umsetzen, könnten in der nächsten Saison zwei Trainer-Exporte aus Österreich an der Champions-League-Seitenlinie stehen. Wenn man sich den bisherigen Karriereweg der beiden ansieht, scheint das allerdings sowieso nur eine Frage der Zeit zu sein.

Kommentare