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Adi Hütter - ein Angstgegner von Nagelsmann!

In acht Spielen gab es nur einen Sieg für den Bayern-Coach! LAOLA1 nennt die Gründe:

Adi Hütter - ein Angstgegner von Nagelsmann! Foto: © GEPA

Es gibt diese Teams, gegen die es einfach nicht läuft. Jeder Spieler, jede Mannschaft hat einen so genannten Angstgegner - jemand, der einem aus verschiedensten Gründen gar nicht gelegen kommt und gegen den es eine Niederlage nach der anderen setzt.

Doch nicht nur Spieler und Teams, auch Trainer kennen dieses Phänomen. So auch der 34-jährige Julian Nagelsmann, der einen aus österreichischer Sicht ganz prominenten Namen seinen Angstgegner nennen muss: Adi Hütter.

Der Chef-Betreuer von Borussia Mönchengladbach und jener des großen FC Bayern München kreuzten bereits mehrmals in ihrer Trainer-Laufbahn die Klingen, ganze acht Mal um genau zu sein. Die Bilanz aus Sicht des Vorarlbergers gegen den in Landshut am Lech geborenen Bayern: Vier Siege, drei Unentschieden und nur eine einzige Niederlage.

Ursprünglich würden neun Spiele in dieser Statistik aufscheinen, da Nagelsmann aber bei der 0:5-Pleite in der zweiten Runde des laufenden DFB-Pokal-Bewerbs aufgrund einer Corona-Infektion fehlte, wird seine fünfte Niederlage gegen eine von Hütter gecoachte Mannschaft nicht miteinberechnet. Nur Thomas Tuchel (sechs Spiele) und Jürgen Klopp (vier Spiele) konnten ebenfalls vier Mal gegen Nagelsmann gewinnen.

Der große Unterschied: Sie schickten in ihren Amtszeiten als Trainer von Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain bzw. dem FC Liverpool deutlich stärkere Teams aufs Spielfeld, als es bei Hütter der Fall ist. Es wird klar: Im ehemaligen Salzburg-Trainer hat Nagelsmann bislang seinen Meister gefunden.

Zum Auftakt der Rückrunde in der Deutschen Bundesliga kommt es am Freitag erneut zum Duell zwischen Nagelsmann und Hütter (20:30 Uhr im LIVE-Ticker). Wenn sich die aktuelle Corona-Situation bei den Münchnern nicht weiter verschärft und 15 Spieler für die Begegnung gegen Gladbach gestellt werden können, steht einer packenden Partie nichts im Wege.

LAOLA1 versucht im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Spiels aufzuklären, warum Adi Hütter ein Angstgegner von Julian Nagelsmann ist:

Die taktische Flexibilität

Acht Begegnungen, sechs verschiedene Systeme – Hütter wusste Nagelsmann ein ums andere Mal zu überraschen. Je drei verschiedene Variationen einer Dreier- bzw. Viererkette bot der Vorarlberger bislang gegen den um 17 Jahre jüngeren Fußball-Lehrer aus Oberbayern auf, mit den "Fohlen" setzte Hütter aber stets auf ein 4-2-3-1.

Schon zum Auftakt der aktuellen Spielzeit hatten die Bayern zu kämpfen, wurden beim 1:1 in Gladbach speziell in der Anfangsphase regelrecht überrumpelt. Überrumpelt ist auch ein gutes Stichwort: Hütters Spielstil ist mit sehr hohem Risiko behaftet.

Es wird aggressiv auf den Mann gegangen, bei eigenem Ballverlust greift das Offensiv-Pressing sofort – Red-Bull-Schule eben. Es werden viele Zweikämpfe geführt, bei Ballgewinn geht es blitzschnell in die andere Richtung. In der Saison 2020/21 fuhr Eintracht Frankfurt unter Hütter die meisten Konter, hatte den vierthöchsten Mannschafts-Pressingwert der Liga.

Auch die Defensive wird nicht vernachlässigt, die Hessen hatten am Ende der letzten Saison die meisten Ball-Eroberungen vorzuweisen. Bei schnellen Gegenzügen geht es jedoch nicht nur durch die Mitte, dem schnellsten Weg zum Tor, sondern oftmals auch über die Flügel.

Für den Gegner ist es ungemein schwierig, sich darauf einzustellen. Daher probierte Nagelsmann in den Duellen mit Hütter auch verschiedene Systeme aus, auf einen grünen Zweig kam er bisher jedoch nie.

Nagelsmann-Fußball anfällig gegen Pressing-Mannschaften?

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)



Da sind wir auch schon beim nächsten wichtigen Thema: Ist der Spielstil von Nagelsmann anfällig gegen Pressing-Mannschaften? Der Blick auf die Statistik sagt: Ja! Klopp, Terzic, Guardiola, Rangnick, Tuchel, Hütter – alle setzen auf ein aggressives Pressing, Guardiola und Tuchel gehen es im Aufbauspiel noch gemächlicher an. Der Rest sucht den schnellsten Weg in die Gefahrenzone und das scheint den von Nagelsmann gecoachten Teams nicht zu liegen.

Dabei setzt der 34-Jährige auf ein ähnliches Konzept, nur etwas Ballbesitz-orientierter im Spiel nach vorne. Dadurch erhofft sich Nagelsmann einerseits, dass die Wahrscheinlichkeit für Torabschlüsse steigt. Auf der anderen Seite wird eine Spieler-Aufteilung geschaffen, die es seinen Teams ermöglicht, nach Ballverlust sofort wieder ins Gegenpressing zu gehen.

Gegenpressing und Gegenpressing – das behagt sich nicht. In beiden Saison-Begegnungen zeigten sich die "Fohlen" ein Stück aggressiver, konnten eine Vielzahl mehr an Zweikämpfen gewinnen. Dadurch konnte die Restverteidiung der Bayern leicht ausgehebelt werden, mit One-Touch-Fußball ging es blitzschnell voran.

Dabei ist die Defensive unter Nagelsmann gar nicht mehr das Problemkind der Münchner, die unter Flick in der letzten Saison zum gleichen Zeitpunkt bereits 25 Gegentore erhalten hatten und "nur" 49 Tore erzielen konnten – unter Nagelsmann sind es deren 56.

Der mentale Aspekt

Im August 2019 gelang Nagelsmann der einzige Triumph über Hütter, dabei musste der damalige Frankfurt-Coach auf zahlreiche Stammkrafte verzichten. 2:1 siegte RB Leipzig über die Hessen, seitdem gab es zwei Siege (2:0 und 3:1) für Hütter und drei Remis (jeweils 1:1).

Natürlich kommt auf Dauer auch die mentale Komponente zu tragen, die Nagelsmann zu schaffen macht. Da ist die derzeitige Corona-Lage bei den Bayern nicht hilfreich, eine gewöhnliche Spielvorbereitung liegt absolut nicht im Bereich des Möglichen. Dennoch wird sich der junge Erfolgstrainer seine Gedanken machen, wie er den Hütter-Code endlich knacken kann.

Ein Rezept: Über die Flanken kommen. Der SC Freiburgt zeigte es beim unglaublichen 6:0 im Borussia Park vor, hohe Bälle sind Gift für Pressing-starke Mannschaften, wie es die Gladbacher unter Hütter sind. Dafür müsste Nagelsmann seine Spielidee umkrempeln, aber auch das gehört zu einem erfolgreichen Trainer.

Mutig spielen und die richtige Mischung finden.

Hütters Credo gegen Bayern München

Flexibel sein, etwas Neues probieren – und damit den Gegenüber überraschen, wie es Hütter schon so oft gelungen ist. Das Spieler-Material hätte der FC Bayern auch, mit Robert Lewandowski steht der Ziel-Stürmer schlechthin im Kader, die Flügel-Kombination Jamal Musiala/Serge Gnabry kann für ordentlich Betrieb sorgen. Dahinter schieben Joshua Kimmich und Lucas Hernandez nach, Thomas Müller kann von der Zehner-Position seine Stärken perfekt ausspielen.

Einfacher gesagt als getan, dennoch eine Option, die in Nagelsmann Plänen bestimmt eine Rolle spielt. Denn der Weg durch die Mitte, den die Bayern im Pokal häufig suchten, führt nicht zum gewünschten Ziel.

Was spricht überhaupt für einen Erfolg des FC Bayern?

Recht wenig. Die bereits angesprochene Corona-Lage hält den FCB sprichwörtlich in Atem, zudem konnte Hütter in Gladbach seine zweite komplette Vorbereitung bestreiten, wiederum neue Aspekte ins Spiel der "Fohlen" einfließen lassen.

Wäre das Duell noch vor der Winterpause über die Bühne gegangen, hätte wohl wenig gegen einen Sieg der Münchner gesprochen. Der Serien-Meister war in Höchstform, Hütter hatte mit der Form seiner Mannschaft zu kämpfen.

Nun stehen die Vorzeichen anders, das Team von der Säbener Straße wird mit einer Startelf antreten, die in dieser Form noch kein Bewerbsspiel absolviert haben wird. Dazu wird Nagelsmann auf der Ersatzbank kaum Optionen besitzen, sollte es wie im DFB-Pokal nicht rund laufen.

Einzig das Topscorer-Duo Müller/Lewandowski dürfte Nagelsmann etwas Hoffnung auf einen Sieg bereiten, das war es allerdings auch schon. Im Tor fehlt Manuel Neuer, die defensive Viererkette muss völlig umgebaut werden. Die Doppel-Sechs werden zwangsweise Marcel Sabitzer, der sich bei den Bayern bis dato nicht zurechtfand, sowieso der sich auf dem Abstellgleis befindende Marc Roca bilden. Die Offensive bietet mit Gnabry, Müller und Musiala bzw. Lewandowski zumindest noch genügend Strahlkraft.

Für Hütter lautet das Credo daher: "Mutig spielen und die richtige Mischung finden", betonte der Vorarlberger auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in München. Wenn seinen Gladbachern das gelingt, steht Hütters fünftem Erfolg im neunten Spiel gegen Julian Nagelsmann nichts mehr im Wege.

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