Viel wird im Vorfeld der Fußball Weltmeisterschaft bereits darüber diskutiert, welche Chancen der amtierende Weltmeister während des Turniers hat. Auf der einen Seite gelang es Trainer Joachim Löw, eine Verjüngung des Teams in die Gänge zu bringen. Dennoch scheint es alles andere als gewiss, dass erneut ein erfolgreiches Turnier in Russland gespielt werden kann. Doch in welchen Mannschaftsteilen liegen mögliche Probleme?

Die Torwartposition

Bereits zu Beginn ist es angebracht, die Situation im Tor genauer in den Blick zu nehmen. In den vergangenen Turnieren konnte die deutsche Nationalmannschaft mit Manuel Neuer auf einen sehr sicheren Schlussmann bauen. Der Welttorhüter stellte auf der großen internationalen Bühne seine Fähigkeiten bereits häufig unter Beweis. Nun scheint es jedoch unklar, ob sich seine Ära weiter in einem solchen Glanz fortsetzt. Drei Brüche des Mittelfußes warfen ihn in der aktuellen Saison beim FC Bayern München weit zurück. Sollte er rechtzeitig genesen, so ist es für ihn doch notwendig, ohne jede Spielpraxis in das Turnier zu starten. Das Sportwettenportal Nachgefragt beäugt auch deshalb die Turnierchancen des amtierenden Weltmeisters kritisch.

Neuer war zuletzt lange Zeit nicht fit
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Tatsächlich klagt der DFB auf hohem Niveau, was die Position des Torwarts angeht. In der zweiten Reihe ist mit Marc-André ter Stegen ein Spieler zu finden, der gerade beim FC Barcelona dabei ist, seinen Weg zur Weltspitze zu finden. In der Vergangenheit zeigte ter Stegen im Trikot der Nationalmannschaft jedoch ein anderes Gesicht. Sollte er bei der WM wider Erwarten zum Zuge kommen, so wird es für ihn besonders wichtig sein, diese Erfahrungen hinter sich zu lassen. Ansonsten könnte ihm der Druck der großen Bühne am Ende zu sehr zusetzen und die Leistung beeinflussen.

Unklarheit im Sturm

Eine weitere ewige Konstante, die Position des Stürmers, brach in der Ära Joachim Löw zuletzt ebenfalls weg. Nach dem Rücktritt von Miroslav Klose war lange Zeit ungewiss, wer dazu in der Lage sein würde, seinen Part zu spielen. Auf der einen Seite scheint Sandro Wagner in seiner aktuell starken Verfassung ein Kandidat zu sein. Im Dress des FC Bayern gelang es ihm immer wieder, mit starken Leistungen auf sich aufmerksam zu machen. Gleichsam gilt er als polarisierender Typ, welcher der Mannschaft während des Turniers diese wichtige Facette verleihen könnte.

Werner ist der neue Shootingstar im Sturm
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Seit Jahren als Wackelkandidat ist derweil Mario Gomez in der Nationalmannschaft dabei. Zwar gelang es ihm immer wieder, sich in den vergangenen Jahren in Szene zu setzen, doch seine Anreise nach Russland ist alles andere als gewiss. Auf der einen Seite übersteigt die Zahl der Treffer Wagners in der Rückrunde seine Quote deutlich. Dies könnte auch damit zu tun haben, dass Gomez in den Reihen des VfB Stuttgarts keine derart exzellenten Vorbereiter an seiner Seite hat. Auf der anderen Seite gilt der junge Timo Werner von RB Leipzig als gesetzt. Unklar ist, ob Löw neben Wagner noch einen weiteren Stürmer in den Kader berufen wird, da der Fokus seines Spielsystems in besonderer Weise auf dem Mittelfeld liegt.

Fragen im Mittelfeld

Natürlich darf man sich auch beim Blick auf das aktuelle Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft die eine oder andere Frage stellen. In erster Reihe stehen Akteure wie Toni Kroos von Real Madrid, Mesut Özil vom FC Arsenal oder Thomas Müller vom FC Bayern. Sie müssen auch aufgrund der konstanten Leistungen nicht um ihren Platz bangen. Ansonsten präsentiert der Blick auf das Mittelfeld des Teams jedoch einen harten Konkurrenzkampf, der wohl noch weit in die Phase der Vorbereitung hineinreichen wird. Auf der einen Seite lassen sich einige Spieler aufzählen, deren Formkurve klar nach oben zeigt und die damit nachrücken könnten. Ilkay Gündogan ist bei Manchester City aktuell verletzungsfrei und in der Form seines Lebens. Hinzu kommen junge Akteure wie Leroy Sané, die ebenfalls Ansprüche stellen.

Sane will seine WM-Chance
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Zum Opfer fallen könnten dieser Entwicklung einige Spieler, die noch bei den vergangenen Turnieren eine wichtige Rolle spielen. Bei Christoph Kramer scheint es bis dato beispielsweise ausgeschlossen, dass er erneut mit zur WM fahren wird. Auch André Schürrle, der Vorbereiter des entscheidenden Tores im Finale in Brasilien dürfte in seiner aktuellen Verfassung kaum Hoffnungen hegen. Gleiches gilt für Mario Götze, den dazugehörigen Schützen. Zwar gelang es ihm im Laufe der Saison, aus seiner Stoffwechselerkrankung zu finden, doch schon seit Jahren läuft er seiner Form hinterher. Trotz seines großen Verdienstes wird er in dieser Form kaum die Möglichkeit haben, erneut Werbung in eigener Sache zu machen. So wird im Mittelfeld ein automatischer Wechsel in die Wege geleitet, der dem Team im besten Fall neue Dynamik verleiht, wie sie für das lange Turnier in Russland notwendig sein wird.

Die Frage der Umstände

Natürlich ist es im Vorfeld des Turniers, bei dem bislang nur die einzelnen Gruppen bekannt sind, in kaum einer Weise möglich, erste Urteile über einen erneuten Turniersieg zu fällen. Viele wichtige Entscheidungen werden von der Frage abhängen, welche Gegner in de K.O.-Spielen auf die deutsche Mannschaft warten. Gleichsam wird sich vieles um die Frage drehen, ob die Spieler dazu in der Lage sind, ihre Form nach einer langen Saison noch einmal auf hohem Niveau zu halten. Verletzungen könnten den bisherigen Planungen des Bundestrainers ebenfalls noch einen Strich durch die Rechnung machen. Viele Annahmen, wie sie aktuell im Vorfeld gemacht werden, sind schon aus diesem Grund als Spekulation zu beschreiben. Erst in Russland wird sich zeigen, welche Chancen damit tatsächlich verbunden sind.

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