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Red Bull Salzburg: Ist der Kader zu "dünn"?

Darum haben die "Bullen" momentan Probleme, die Ersatzbank vollzubekommen:

Red Bull Salzburg: Ist der Kader zu Foto: © GEPA

Der Blick auf den Aufstellungsbogen des FC Salzburg vor dem Europa-League-Duell mit dem FC Villarreal sorgte durchaus für einige überraschte Blicke.

Das lag weniger an der Startelf der "Bullen", die nach den Doping-Sperren von Sekou Koita und Mohamed Camara (Alle Infos>>>) so zu erwarten war, als an der Ersatzbank der Mozartstädter.

Nur acht Spieler, darunter zwei Torhüter, nahmen darauf Platz - bei Villarreal waren es zum Vergleich zwölf Spieler - dazu tauchte mit Antonin Svoboda eine Name auf der Kaderliste auf, der nur eingefleischten Salzburg-Fans bisher ein Begriff war. Wie kam es dazu?

UEFA-Vorgaben machen Salzburg Probleme

Zunächst eine Erklärung, wie die Kaderzusammenstellung in UEFA-Bewerben funktioniert: Jeder teilnehmende Verein muss vor Beginn der Gruppenphasen eine maximal 25 Namen fassende A-Liste an die UEFA einschicken, nur die darauf vermerkten Spieler dürfen im Verlauf der Saison auch eingesetzt werden. Allerdings hat jeder Klub auch die Möglichkeit, vor jedem einzelnen Spieltag eine B-Liste einzureichen.

Auf dieser B-Liste dürfen all jene Spieler geführt werden, die nach dem 1. Januar 1999 geboren wurden und zwischen dem 15. Geburtstag und der Registrierung bei der UEFA zwei aufeinanderfolgende Jahre für den jeweiligen Verein gespielt haben. Zudem dürfen nach der Winterpause bis zu drei Spieler "nachnominiert" werden. Bei Salzburg waren dies die Neuzugänge Brenden Aaronson, Nico Mantl und Bernardo. Der im Herbst wegen seiner Schienbein-Verletzung nicht berücksichtigte Antoine Bernede erfüllte die Voraussetzungen der B-Liste und rückte so nach.

Svoboda noch nichtmal bei Liefering gesetzt

Keine Freigabe für die B-Liste erhielt indes David Affengruber. Der 19-jährige Innenverteidiger, der kürzlich sein Bundesliga-Debüt feierte, spielt zwar schon seit 2013 in Salzburg, dürfte bisher allerdings nur als Spieler des FC Liefering geführt worden sein. Warum Nicolas Seiwald und Amar Dedic, die mittlerweile ebenfalls zum Salzburger Profikader gehören, am Donnerstag fehlten, ist unklar - es könnte sich aber um ein ähnliches Problem handeln. Die im Winter hochgezogenen Maurits Kjaergaard und Benjamin Sesko sind noch nicht lange genug in Salzburg, um für die B-Liste in Frage zu kommen.

So blieben nur mehr acht Spieler übrig, die es gegen Villarreal auf die Bank der "Bullen" schafften. Dass dazu auch Antonin Svoboda, der 2018 aus dem tschechischen Brünn nach Salzburg übersiedelte und selbst beim FC Liefering bisher nicht über Joker-Einsätze hinauskam, sowie Max Wöber, der nach einer Verletzung erst am Freitag wieder ins Training einsteigt, zählten, zeigt, wie prekär die Kader-Situation momentan in Salzburg ist.

Marsch: "Wir sind ein bisschen dünn"

"Wir sind jetzt ein bisschen dünn wegen ein paar Verletzungen und der Situation mit Mo (Camara, Anm.) und Sekou (Koita, Anm.)", spricht Coach Jesse Marsch die momentan äußerst geringe Kader-Dichte in der Mozartstadt an. Der US-Amerikaner nutzte wenig überraschend nur drei von fünf Wechselmöglichkeiten. Das Spiel gegen Villarreal kam dabei zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Mit dem gesperrten Andre Ramalho und dem verletzten Max Wöber fiel gegen das "Gelbe U-Boot" die komplette Stamm-Innenverteidigung aus, auch Defensiv-Allrounder Bernardo fehlt noch mindestens zwei Wochen mit einem Seitenbandriss.

Einspringen mussten deshalb Albert Vallci und Oumar Solet, die in dieser Form erstmals das Duo in der Innenverteidigung bildeten. Beide zeigten eine solide Leistung, beim zweiten Gegentreffer von Fer Nino glänzten aber weder der Steirer noch sein französischer Nebenmann mit perfektem Stellungsspiel. "Albert und Oumar haben nicht schlecht gespielt, aber ein paar Fehler zu viel gemacht. Auf diesem Niveau tut uns jeder Fehler weh", lautet das Zeugnis von Jesse Marsch für das Innenverteidiger-Duo.

Doping-Urteil traf Salzburg ungünstig

Dazu kommt, dass die UEFA den "Bullen" ausgerechnet am Mittwoch vor dem Europa-League-Match das Urteil in der Doping-Causa rund um Sekou Koita und Mohamed Camara verkündete - wobei der Zeitpunkt hier insofern kein Zufall sein dürfte, als die UEFA vermeiden möchte, dass geständige Doping-Sünder im internationalen Bewerb zum Einsatz kommen. Beide zählten in den letzten Wochen zu absoluten Schlüsselspielern bei den Salzburgern und fehlten gegen Villarreal an allen Ecken und Enden.

Auch Marsch ist sich dessen bewusst. Der US-Amerikaner streut den beiden Maliern, die auf einer Länderspielreise ins namibische Windhoek ein verbotenes Mittel gegen Höhenkrankheit vom Teamarzt erhielten, Rosen: "Es ist schade für die zwei Jungs, dass sie in den nächsten drei Monaten nicht dabei sein können. Und es tut uns weh als Gruppe. Es ist schwierig für uns, ohne diese Jungs auszukommen. Aber wir haben eine gute Mannschaft, haben einen guten Kader."

Marsch-Plädoyer für Koita und Camara

Bereits am Sonntag wurde Salzburg von der UEFA informiert, dass am Mittwoch ein Urteil fallen würde. Erst kürzlich wurde mit einer einjährigen Sperre von Ajax-Tormann Andre Onana nach einem ähnlichen Vergehen ein Präzedenzfall geschaffen. Befürchtungen, dass es bei Koita und Camara auf ein ähnlich hohes Strafmaß hinauslaufen könnte, erfüllten sich letztendlich allerdings nicht. Am Ende wurden es wegen der Milde des Vergehens "nur" drei Monate Sperre.

Marsch ist es wichtig, zu betonen, dass die beiden jungen Malier in keiner bösen Absicht gehandelt hätten und Opfer der Inkompetenz des mittlerweile suspendierten Teamarztes Adama Sangare geworden waren:

"Ich hoffe, dass wir in der Öffentlichkeit und in den Medien viel Unterstützung für diese zwei Jungs haben. Ich glaube, sie haben keinen großartigen Fehler gemacht. Viele wären in der gleichen Situation, wenn ein Arzt der Mannschaft Medikamente gibt - normalerweise kann man darauf vertrauen. Das ist auch der Grund, warum die Sperre so niedrig ist."

Salzburgs Personal-Situation könnte sich indes unfreiwillig bereits kommende Woche von selbst lösen. Scheiden die "Bullen" - wie es nach der 0:2-Hinspielpleite gegen Villarreal zu erwarten ist - aus der Europa League aus, müssten sich Jesse Marsch und Co. zumindest um die anstregende Dreifachbelastung keine Sorgen mehr machen.

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