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Kühbauer: "Salzburg kein klassischer Underdog"

Ex-Sociedad-Legionär Didi Kühbauer erzählt von Salzburgs EL-Gegner.

Kühbauer: Foto: © GEPA

RB Salzburg tankte am Wochenende mit dem 1:0 beim SCR Altach noch einmal Selbstvertrauen für den Showdown im Sechzehntelfinale der Europa League gegen Real Sociedad (Do., 19:00 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker).

Durch den knappen Erfolg sind die "Bullen" wettbewerbsübergreifend seit 24 Pflichtspielen ungeschlagen – und das gelang in einer Saison bisher noch keinem Verein in der Bundesliga-Geschichte.

Beim La-Liga-Klub ging die Generalprobe hingegen daneben. Der Tabellen-14. kassierte bei Meister Real Madrid eine 2:5-Pleite.

Kühbauer: "Salzburg besitzt Chancen"

Didi Kühbauer – von 1997 bis 2000 selbst bei Real Sociedad tätig – sieht seinen Ex-Verein dennoch leicht in der Favoritenrolle.

„Aber ich denke, dass Salzburg durchaus Chancen besitzt, wenn sie an sich glauben und zwei gute Tage erwischen. Es ist absolut machbar. Sociedad ist sehr gut, aber nicht die super Über-Truppe“, erklärt der 46-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Für den Ex-Internationalen spielt die Klatsche bei den „Königlichen“ jedenfalls keine Rolle. „Das 2:5 bei Real wird sie nicht wirklich beeinflussen. Wichtiger war der 5:0-Sieg in der Woche davor, denn bis dahin hatten sie ein ziemliches Loch. Dieser Erfolg war für den Kopf sehr wichtig. Die werden nicht mit dem Kopf im Sand auflaufen und die Niederlage bei Real richtig bewerten“, versichert der Burgenländer, der auch überzeugt ist, dass die Basken die Salzburger keinesfalls unterschätzen werden:

„Die wissen ganz genau, dass Salzburg eine gute Mannschaft hat. Sie werden nicht mit der Einstellung reingehen, dass sie das in zwei Spielen ganz locker schaffen werden.“

RBS kein klassischer Underdog

Als klassischen Underdog sieht Kühbauer den österreichischen Meister aber keinesfalls. „Weil man Salzburg sicher nicht mit den anderen Klubs in Österreich vergleichen kann. Sie haben ein ganz anderes Budget und arbeiten damit auch sehr gut. Und Salzburg tut sich im Europacup zudem etwas leichter, weil sie nicht gegen Mauern anlaufen. Es gibt immer wieder Räume.“

Dass die erste Begegnung zunächst im Baskenland über die Bühne geht, sei in diesem Duell nicht unbedingt ein Vorteil.

„In dem Fall ist es, glaube ich, egal. Es gibt bei den Ergebnissen von Socieded kaum einen Unterschied, ob auswärts oder daheim“, meint der Ex-Admira- und WAC-Trainer.

Zusatz: „Aber klar, für mich ist es im Europacup immer besser, das zweite Spiel daheim zu bestreiten, vorausgesetzt, es setzt im ersten Aufeinandertreffen kein 0:5. Denn als Heimmannschaft musst du einfach vorlegen. Und wenn es lange 0:0 steht, bekommt das Auswärtsteam Räume.“

Anoeta kein Hexenkessel

Einen Hexenkessel müssen die Salzburger im Anoeta-Stadion in San Sebastian nicht erwarten. „Dort ist ein sehr, sehr gutes Publikum, das jede gute Aktion mit Applaus honoriert. Aber das Stadion ist nicht immer gefüllt. Es waren sogar zu meiner Zeit mehr Besucher als jetzt. Derzeit kommen im Schnitt rund 20.000 Zuschauer, aber es sind keine heißblütigen Fans“, so Kühbauer.

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Auch wenn seit seiner Ära fast 20 Jahre vergangen sind, habe sich die Klub-Philosophie der Basken kaum verändert.

„Der Verein hatte immer die Bestrebung, nie mehr Ausländer als Einheimische in ihrer Elf einzusetzen. Sie haben über Jahrzehnte lang probiert, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hochzuziehen und sind von diesem Plan nie abgekommen. Das läuft schon so seitdem ich weg bin und damit sind sie auch immer gut gefahren. Vielleicht sind jetzt ein, zwei Legionäre mehr als früher, aber nicht mehr als die Hälfte.“

Die baskische Charaktereigenschaft

Dies sei typisch für Mannschaften aus dem Baskenland, wobei der Österreicher gesteht: „Sociedad war ein bisschen anders, nicht so rigoros wie etwa Athletic Bilbao. Die hatten tatsächlich ausschließlich Basken im Kader.“

Der Baske an sich „ist ein sehr ruhiger, gelassener Mensch. Man sagt: Wenn du einen Basken als Freund bekommst, dann wirst du ihn nie wieder verlieren. Allerdings dauert es eine Zeit, bis es soweit ist. Das habe ich auch mitbekommen. Es ist aber nicht so wie im Süden Spaniens, dass sie total hochtrabend sind - sie sind immer mit den Füßen am Boden. Das ist ihre größte Charaktereigenschaft und das wird man auch am Platz sehen.“

Kontakt zum Klub bzw. zu ehemaligen Teamkollegen hat Kühbauer eigentlich nicht mehr, „aber ich erkundige mich gerne nach ihnen, weil es eine sehr schöne Zeit in meiner Karriere war.“

"Polster hat Türen geöffnet"

Andererseits hat Sociedad „Don Didi“ nicht vergessen. „Jedes Jahr wenn sie auf Trainingslager in Österreich sind, kontaktiert mich jemand. Vor ein paar Jahren hat mich etwa Andoni Imaz, mit dem ich noch zusammengespielt habe, angerufen und gesagt, ich soll nach Salzburg kommen, weil sie dort gerade stationiert sind. Die haben geglaubt, dass ist gleich ums Eck, doch da es doch eine dreieinhalb Stunden Autofahrt ist, habe ich es nicht gemacht“, lacht der Familienvater, der noch immer stolz ist, ein Teil dieses Klubs gewesen zu sein.

„Denn Österreicher haben in Spanien wenige gespielt. Ein Dank gebührt aber auch Toni Polster. Er hat super Vorarbeit geleistet. Man muss sagen, dass der Toni ein Star in Spanien war. Er hat Türen geöffnet.“

Einzig bitter sei die Zeit nach dem 0:9 der ÖFB-Elf gegen Spanien im März 1999 gewesen.

„Ich habe es ja selbst erlebt. Dieses Debakel war ein Schlag ins Gesicht. Der Stellenwert des österreichischen Fußballs ist danach ganz nach unten gegangen. Trotzdem waren die Leute dort sehr freundlich und sehr fair zu mir“, meint er abschließend.

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