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"Rapid hat uns sehr unanständig behandelt"

Was für eine Geschichte! Rapid wollte Leon Bailey nicht. Heute kostet er 20 Millionen Euro.

Leon Bailey ist in Fußball-Österreich nicht gerade flächendeckend ein Begriff. Dabei hat er hierzulande schon seine Spuren hinterlassen und könnte zum Europa-League-Auftakt auch gut und gerne im Dress von Rapid auflaufen.

2011 absolvierte der heute 19-Jährige zwei Wochen lang ein Probetraining bei Rapid, blitzte jedoch ab und heuerte in Salzburg bei Anif an.

"Rapid hat uns sehr unanständig behandelt", erinnert sich Baileys Stiefvater Craig Butler gegenüber "Het Nieuwsblad".

Dass Bailey nun im direkten Duell Revanche-Gelüste hegt, liegt auf der Hand. Ärgerlich aus Hütteldorfer Sicht ist wohl auch, dass der Jamaikaner inzwischen sportlich voll durchgestartet ist.

Genk fordert 20 Millionen

In sechs Quali-Spielen für die Europa League erzielte er drei Treffer und lieferte drei Assists. In seiner ersten Saison in der belgischen Liga kam der Teenager 2015/16 im Grunddurchgang in 25 Partien auf elf Scorer-Punkte (4 Tore/7 Assists) und im Playoff in zehn Matches auf weitere vier (2/2).

Medienberichten zufolge schlug Genk ein Angebot von 11 Millionen Euro von Ajax Amsterdam aus. Vielmehr forderte man eine Ablöse von 20 Millionen Euro.

Geschäftsführer Patrick Janssens wurde im August vor dem Schließen des Transferfensters wiefolgt zitiert: "Wir wollen Leon lieber nicht gehen lassen. Aber wenn ein Verein unsere Forderung von 20 Millionen Euro akzeptiert und zustimmt, Bailey für ein Jahr an uns auszuleihen, kann es mit einem Transfer klappen. Wir wissen, dass das nach viel klingt, aber der Preis ergibt sich aus dem enormen Potenzial von Bailey. Wir wollen jetzt schon den Betrag fordern, den wir nächstes Jahr erwarten zu bekommen."

"Transfermarkt" listet Bailey derzeit mit einem Marktwert von 7,5 Millionen Euro und somit als teuersten Akteur im Kader der Belgier.

"Wir mussten am Wiener Bahnhof übernachten"

Eine derartige Entwicklung war vor fünf Jahren offenkundig noch nicht absehbar. Denn an die Zeit in Wien hat Baileys Stiefvater keine allzu gute Erinnerung, wie er nun im Vorfeld des EL-Showdowns anklagt:

"Wir wurden zu einem Test eingeladen und es hieß, Rapid würde unser Hotel bezahlen. Aber dieses Abkommen haben sie nicht erfüllt. Deswegen mussten wir unsere letzte Nacht am Wiener Bahnhof verbringen. Ich saß auf einer Bank, meine Jungs lehnten gegen mich."

Nachsatz: "Das vergisst man nicht so schnell. Leon wird heute Abend auf jeden Fall wieder daran denken. Es ist eine zusätzliche Motivation."

Zwei Jahre in Anif

Ein Treffer gegen Rapid würde Bailey also tendenziell Genugtuung verschaffen und sicherlich auch in Anif Erinnerungen wecken. Denn nach dem gescheiterten Versuch, in Wien unterzukommen, verschlug es ihn gemeinsam mit einer Gruppe an Landsleuten in Richtung Westen.

"Wir bekamen einen Anruf und wurden gefragt, ob ein paar Jamaikaner bei uns spielen dürfen", erinnert sich Anif-Obmann Heinz Seelenbacher in den "Salzburger Nachrichten".

Insgesamt vier Talente von der Karibikinsel heuerten im Nachwuchs des Westligisten an, einer stach besonders hervor: Bailey.

75 Tore für Anif

"Er war schnell, technisch stark und hatte mit links schon einen guten Schuss", blickt sein damaliger Coach Mike Rosbaud zurück. Lediglich die Trefferquote hätte anfangs nicht gepasst: "Leon hat immer mit 100 Prozent geschossen und nur selten getroffen. Nach ein paar Trainings war er aber auch im Abschluss eine Macht."

Und wie! Zwar bestritt Bailey in zwei Saisonen nur 16 Spiele für Anif, in denen er jedoch 75 Tore erzielt habe. Rosbaud: "Sie sind immer wieder durch Europa getingelt, um Probetrainings bei größeren Vereinen zu absolvieren. Deswegen war er des Öfteren nicht da."

2013 schlug schließlich der slowakische Erstligist AS Trencin zu, der den Flügelstürmer wiederum im Sommer 2015 um 1,4 Millionen Euro an Genk verkaufte.

Rosbaud glaubt jedenfalls, dass Bailey eine große Karriere hinlegen wird: "Er wird es zu einem Topverein schaffen."



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