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Rapids "Neue" im Leistungs-Check

Wie gut waren die Sommer-Neuzugänge bisher? Der Check inkl. Noten:

Rapids Foto: © GEPA

Der SK Rapid wankt durch die Saison wie ein angeschlagener Boxer.

Sehen die Hütteldorfer bereits dem Knockout ins Auge, folgen aber Befreiungsschläge wie beim 2:1 gegen Dinamo Zagreb in der Europa League, dem 5:2 gegen WSG Tirol oder dem 3:2 gegen den LASK.

Obwohl die Grün-Weißen den Oktober ohne Niederlage überstanden, fällt die Bilanz auch für Trainer Didi Kühbauer nicht gänzlich zufriedenstellend aus. Noch fehlt die Konstanz, das vorhandene Potenzial konnte noch längst nicht voll ausgeschöpft werden - möglicherweise geht es in der Europa League auswärts bei Dinamo Zagreb in die richtige Richtung (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker).

Nach der Sommer-Transferzeit war die Überzeugung groß, sich bestmöglich verstärkt zu haben. Einige Neuzugänge haben sofort eingeschlagen, andere wiederum sind bisher Totalausfälle oder machen sich das Leben selbst schwer.

Zeit, Rapids Sommer-Einkäufe einem Leistungscheck zu unterziehen. Haben sie die Erwartungen erfüllt, gar übertroffen? Und wie haben sie sich ins Team eingefügt? LAOLA1 bewertet das bisher Gezeigte und fragt auch nach eurer Meinung:


MARCO GRÜLL (23): Der (erhoffte) Goldgriff!

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Er kam, sah, überzeugte die Fans und schoss Tore am Fließband.

Der 23-jährige Pongauer ist bekanntermaßen eine jener Antithesen zu Akademie-Spielern, deren Weg nicht vorgezeichnet war. Grüll überstürzte nichts, wartete ab und sah die Zeit für Rapid in diesem Sommer gekommen - seitdem hat er sich Hals über Kopf den Grün-Weißen verschrieben.

Klar, auch Grüll hatte Phasen, in denen er mal zwischenzeitlich untergetaucht ist, trotzdem ist der ÖFB-Team-Debütant ein Unterschiedsspieler, der durch sein Tempo und seine Qualitäten im Eins-gegen-Eins neue Situationen im Offensivspiel kreieren kann und mit geschickten Laufwegen Platz für seine Nebenleute schafft. Zusätzlich ist er mit einem Bombenschuss ausgestattet, wie er erst wieder beim Traumfreistoß-Tor gegen den LASK bewies. Kein Wunder also, dass er auch von Tag 1 an für die Standards verantwortlich zeichnete.

Zudem ist er einer, der mitreißt, begeistert und andere mit seiner Verbissenheit ansteckt. Durch seine "Scheiß-mir-nichts"-Mentalität ist es ihm egal, ob es gegen West Ham, Salzburg, Hartberg oder Altach geht. Seine Statistik im Rapid-Dress drückt ohnehin seine Bedeutung für Rapid aus: 25 Pflichtspieleinsätze, 11 Tore, 6 Assists (Bundesliga 13/5/4, EL-Quali 4/3/1, EL 3/1/1, Cup 3/2/-, CL-Quali 2/-/-).

Das Tauziehen um Grüll hat sich für Rapid definitiv bezahlt gemacht. Mit seiner unbekümmerten Art tut er dem SCR-Spiel gut, seine Scorerpunkte sind unverzichtbar. Zudem darf gehofft werden, dass Grüll seinen nächsten Karriereschritt so wie bisher gründlich überlegt und nicht sofort wieder abhandenkommt. Wenn, bringt er Rapid aber definitiv einiges an Geld ein.

LAOLA1-Note: 1 - Sehr Gut


ROBERT LJUBICIC (21): Der (unbelehrbare?) Heißsporn!

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"Was hat er sich dabei nur gedacht?", war der Haupttenor nach der unnötigen Roten Karte nach dem Schlusspfiff gegen den LASK, als Robert Ljubicic Gegenspieler Rene Renner an die Gurgel ging. Ob rotwürdig oder nicht - wie von Trainer Didi Kühbauer danach diskutiert - unsinnig war es allemal. Vor allem, wenn man sich als 3:2-Sieger dermaßen provozieren lässt, muss die Zündschnur sehr kurz sein.

Ljubicic ist jung und kann aus seinen Fehlern lernen - keine Frage. Derzeit erweist er Rapid jedoch einen Bärendienst, anstatt spielerisch den Unterschied machen. Als Heißsporn ist er eher das Gegenteil von seinem Bruder und Vorgänger Dejan Ljubicic - teilweise pusht er das Team mit seinem Temperament, teilweise schießt er über das Ziel hinaus.

Seinen Start bei Rapid verbaute er sich selbst mit einer 5-Spiele-Sperre nach einem Frustfoul in seinem letzten Spiel für St. Pölten. Dann kam er langsam in die Gänge, benötigte Eingewöhnungszeit und leistete sich auch den einen oder anderen Fehler.

Prinzipiell bringt Ljubicic jedoch gute Anlagen mit und muss noch mehr Verantwortung als Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive übernehmen. Dabei darf er sich selbst als Heißsporn nicht im Weg stehen. Seine Bilanz ist ausbaufähig: 15 Pflichtspieleinsätze, 1 Tor, 2 Assists (Bundesliga 7/1/1, EL-Quali 3/-/-, EL 2/-/-, Cup 2/-/-, CL-Quali 1/-/1). Lässt sich Ljubicic zähmen, hat er sicherlich das Potenzial, um kämpferisch wie spielerisch dem Mittelfeld seinen Stempel aufzudrücken.

LAOLA1-Note: 3 - Befriedigend


EMANUEL AIWU (20): Der (vielversprechende) Allrounder!

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Es war ein großer Coup, den Rapid landen konnte. Aiwu war bereits international gefragt, ein Talent, das nach Höherem strebt. Trotzdem wagte der 20-Jährige den Zwischenschritt zu Rapid - zum Leidwesen der Admira, die sich mit einem angeblichen Streik auseinandersetzen musste und dann auch noch einen absoluten Leistungsträger verlor.

Die Saison begann er noch in der Südstadt, viel Zeit gab es bei Rapid zur Eingewöhnung Anfang September nicht. Aiwu musste funktionieren - wo man ihn auch aufstellte. Als defensiver Allrounder hat er bewiesen, dass er sowohl in der Innenverteidigung, als Sechser oder sogar außen aushelfen kann. Aiwu brannte von Anfang an für die neue Aufgabe, ging topmotiviert ans Werk und konnte mit seiner Spielweise früh überzeugen.

Im defensiven Mittelfeld stellte er sowohl seine Zweikampfstärke, als auch seine spielerischen Fertigkeiten im Umschalten unter Beweis, was in Abwesenheit eines echten Spielmachers durchaus hilfreich war. Als Innenverteidiger zeigte er vor allem im Zusammenspiel mit Leo Greiml ein rot-weiß-rotes Duo der Zukunft und stellte dort seine Qualitäten unter Beweis, auch wenn er zwischendurch auch wieder rausrotiert wurde. Große Lernphasen gab es ja im 3-Tages-Rhythmus nicht, um die Spätangekommenen an die Spielweise und Gegebenheiten zu gewöhnen.

Dafür funktioniert Aiwu schon sehr gut, mit seinem Kampfgeist und spielerischen Eigenschaften hat er sich bereits eine Fan-Basis erarbeitet und auch beim Trainer einen Stein im Brett. Meist kommt es jedoch darauf an, wer gerade fit ist, wo Aiwu schließlich spielt - weil er jegliche Rolle brav annimmt.

Seine Bilanz: 12 Pflichtspieleinsätze, 0 Tore, 0 Assists (Bundesliga 7, EL 3, Cup 2). Mit dem Neuzugang hat Rapid einen Spieler gewonnen, der definitiv eine Verstärkung darstellt und durch seine Universalität Löcher qualitativ stopfen kann. Mit seinen Anlagen hat er definitiv auch noch Luft nach oben.

LAOLA1-Note: 2 - Gut


KEVIN WIMMER (28): Der (routinierte) Bankerldrücker!

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Die Begeisterung war groß, als bekannt wurde, dass mit Kevin Wimmer ein Ex-ÖFB-Teamspieler mit massig internationaler Erfahrung auf Geld verzichtet, um bei Rapid wieder groß durchzustarten. Köln, Tottenham, Stoke City, Hannover 96, Royal Mouscron, Karlsruher SC - überall stand der großgewachsene Verteidiger auf der Payroll, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Auch im ÖFB-Team durfte er neun Mal ran.

Doch die Vorschusslorbeeren verpufften schnell. Am Anfang gesetzt, konnte er der Defensive nicht jene Stabilität geben, die man sich wünschte. Seit dem 6. Spieltag ist Wimmer außen vor, durfte nur mehr einmal in Salzburg ran. Drei Mal musste er sogar ohne verletzungsbedingten oder offensichtlichen Grund auf die Tribüne ausweichen.

Dass der Defensiv-Spezialist kein Sprintwunder ist, hätte den Verantwortlichen bewusst sein müssen, da hatte er in den ersten Runden oftmals schlecht ausgeschaut. Auch sonst wirkte der von sportlichen Rückschlägen gezeichnete Hüne behäbig, kam in Zweikämpfen zu spät oder glänzte nicht gerade im Positionsspiel. Ein Lichtblick war das Herausspielen von hinten, das Wimmer durchaus drauf hätte. Doch Leo Greiml spielte sich in einen Rausch und mit Maximilian Hofmann war der Kapitän zuletzt recht konstant.

Jetzt, wo aufgrund von Verletzungen seine Dienste gebraucht werden, kämpft er selbst mit Wehwechen. Findet er körperlich zurück zur Top-Form, ist ihm aber zuzutrauen, dass er bei Rapid die Kurve kratzt - bewiesen hat er es ja schon mehrmals. Bilanz: 14 Pflichtspieleinsätze, 0 Tore, 0 Assists (Bundesliga 6, EL 3, EL-Quali 2, CL-Quali 2, Cup 1).

LAOLA1-Note: 5 - Nicht Genügend


THIERNO BALLO (19): Die (lernwillige) Zukunftshoffnung!

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Wann spielt Thierno Ballo endlich? Das fragten sich nicht wenige, nachdem Kühbauer den neuen Schützling, von dem sich alle so viel versprochen hatten, unter seine Fittiche nahm - und dort "versteckte". Parallelen zu Yusuf Demir waren auf den ersten Blick vorhanden, auch das nunmehrige Barcelona-Wunderkind wollte man nicht zu früh oder zu lange ins kalte Wasser werfen.

Der 19-Jährige war aber erst auf dem Sprung. Chelsea - schön und gut, aber der Erwachsenenfußball war Ballo neu. Nach seinem Wechsel ging es zum ÖFB-U21-Team, dann direkt zum neuen Verein, der ihm bei all der Dreifachbelastung in der kurzen Zeit keine Automatismen anlernen oder ihn gar für den Profi-Fußball vorbereiten konnte. Mittlerweile hat sich der Youngster eingegroovt und schon 505 Spielminuten auf der Haben-Seite.

Dass er am Ball ein ganz Großer werden kann, ist bereits offensichtlich, dass ihm gewisse Abläufe im Zusammenspiel jedoch fehlen, ist auch kein großes Wunder. Davon, das Spiel als Zehner zu leiten, ist er jedoch noch meilenweit entfernt, da ist er aktuell über die Flügel gefragter. Mit seinen Dribblings und seiner Übersicht kann er Rapid trotzdem Eigenschaften verleihen, die man in dieser Form noch nicht hatte.

Seine Bilanz: 8 Pflichtspiel-Einsätze, 0 Tore, 1 Assist (Bundesliga 5/0/0, Cup 2/0/1, EL 1/0/0). Trotzdem geht es darum, möglichst schnell möglichst viel Nutzen aus der Ballo-Leihe zu ziehen - denn im Sommer geht es aller Voraussicht zu Chelsea zurück, ohne Kaufoption für Rapid. Deshalb ist es ähnlich wie bei Demir zwar menschlich schwerst in Ordnung, ein junges Talent nicht zu früh zu überfordern. Wenn man als Verein aber selbst davon profitieren will und die Zeit begrenzt ist, zählen jede Sekunde und jedes Spiel.

LAOLA1-Note: 3 - Befriedigend


JONAS AUER (21): Der (unauffällige) Backup!

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Eigentlich hätte der aufstrebende ÖFB-U21-Teamspieler sofort in die erste Reihe rücken können, sollen, müssen. Denn Maximilian Ullmann war quasi schon weg, ehe Arminia Bielfeld doch noch einen Rückzieher machte.

Da Rapid nicht gerade mit vielen Außenverteidigern bzw. Außenbahnspielern gesegnet ist, war Auer eine logische Wahl. Jung, rot-weiß-rote Nachwuchshoffnung und die Übersiedlung aus der tschechischen Liga keine große Hürde. Außerdem waren auch andere Teams bereits hinter dem Zukunftsversprechen her. Doch alles kam etwas anders: Ullmann blieb bei Rapid, durchtauchte sein anfängliches Tief und ist nun wieder ähnlich fix gesetzt wie in der Vorsaison.

Somit bleibt Auer meist nur die Reservistenrolle, wobei Kühbauer schon darauf achtet, dass er seine Einsatzminuten bekommt - und im Gegenzug der bisherige Dauerläufer Ullmann auch ein bisschen mehr Pause.

Wenn er ran durfte, zeigte er durchaus gute Ansätze, spurtete die Linie auf und ab, zeigte auch mit guten Flanken auf, erlaubte sich aber noch zu viele Fehler. Zufriedenstellend wird die Situation für einen 21-Jährigen definitiv nicht sein, dessen größtes Anliegen es war, zu spielen. Nur 347 Minuten sind mager. Die Bilanz: 14 Pflichtspieleinsätze, 0 Tore, 1 Assists (Bundesliga 7/0/0, Cup 3/0/1, EL 2/0/0, EL-Quali 1/0/0, CL-Quali 1/0/0).

LAOLA1-Note: 4 - Genügend


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