David Alaba beteuert, sich nicht mit der Kritik an seinen jüngsten Testspiel-Leistungen gegen Malta und die Niederlande beschäftigt zu haben.
"Ich kenne meine Stärken und glaube an mich selbst", bekräftigt der Bayern-Star selbstbewusst, "ich weiß, dass ich mich mit den Trainingseinheiten nach der langen Saison und den Pausen, die ich dazwischen hatte, gut vorbereitet habe und immer besser in den Rhythmus komme. Mit den Spielen wird es sicherlich auch wieder besser werden."
DER internationale ÖFB-Star
Das wird auch notwendig sein, um die immense Erwartungshaltung zu erfüllen - und damit ist beileibe nicht nur jene in Österreich gemeint.
Egal, mit wem man sich hier vor Ort in Frankreich unterhält, der erste Spieler-Name, der in Zusammenhang mit dem ÖFB-Team fällt, ist stets jener des 23-Jährigen. Mit dem Bekanntheitsgrad des rot-weiß-roten Ausnahmekönners kann maximal noch Marko Arnautovic mithalten ("Kann schon sein, dass wir Kult-Figuren sind").
Darüberhinaus könnte man den Eindruck gewinnen, dass die ÖFB-Elf nach wie vor aus internationalen No-Names besteht.
Alabas Status ist naturgemäß seinen Vereins-Leistungen geschuldet. Einen Schlüsselspieler eines Weltvereins wie dem FC Bayern kennt man einfach.
Im Vergleich zu München bleibt der Spagat zum Nationalteam der ewig gleiche.
Beim deutschen Rekordmeister ist der Wiener zumeist als Abwehrkraft gefordert, im ÖFB-Dress kommt ihm die Rolle des Taktgebers im Mittelfeld zu. Alaba machte zuletzt immer weniger ein Hehl daraus, dass er auch bei den Bayern mittelfristig einen Platz im Mittelfeld-Zentrum anstrebt.
Die perfekte Bühne für den Mittelfeldspieler Alaba
Die EURO ist für Alaba die perfekte Bühne, um auch das internationale Publikum von seinen Qualitäten im Mittelfeld zu überzeugen.
"Ich habe schon öfter gezeigt, dass ich auf dieser Position spielen kann, mich dort sehr wohl fühle und auch meine Leistung bringe - beim Nationalteam, aber ich denke auch bei Bayern München, wenn ich meine Chance bekommen habe. Sicherlich möchte ich mich auf dieser Position jetzt auch hier bei diesem Turnier zeigen und beweisen, dass ich diese Position spielen kann", unterstreicht Alaba.
Bei der EM ist "DA27" mit der Rückennummer 8 unterwegs. Diese steht für das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. In den vergangenen Spielen probierte Teamchef Marcel Koller immer wieder einiges mit seinem Superstar aus, positionierte ihn zusehends offensiver.
Am Freitag suchte der Schweizer vor dem Training ein langes Einzelgespräch mit Alaba, der aus dem Inhalt dieses Meinungsaustausches ein Geheimnis macht. Gut möglich, dass Koller seine Schüsselarbeitskraft auf seine Rolle im Auftakt-Spiel gegen Ungarn einschwörte.
Wie und wo er jeweils taktisch positioniert werde, würde vom jeweiligen Gegner abhängen: "Dementsprechend stehen wir dann auch anders im Mittelfeld. Wenn ich eine Etappe weiter vorne bin, stehe ich näher zum Tor und kann dadurch vielleicht gefährlicher sein. Wenn ich auf die Sechser-Position schiebe, habe ich das Spiel vor mir und versuche es von da aus zu lenken und das Tempo zu bestimmen."
"Wir lassen uns nicht verrückt machen"
Das ÖFB-Spiel steht und fällt vielleicht nicht zwingend mit der Performance seines Denkers und Lenkers. Es liegt jedoch auf der Hand, dass ein Alaba in Topform mehr als nützlich wäre, um das Ziel K.o.-Runde zu erreichen.
Als Champions-League-Sieger kennt sich der Bayern-Star zumindest auf Vereins-Ebene auf allerhöchstem Niveau aus. Über Turnier-Erfahrung mit dem A-Team verfügt er zwar auch noch nicht, misst diesem Manko jedoch denkbar wenig Bedeutung bei:
"Wir lassen uns nicht verrückt machen. Sicher wissen wir, dass wir keine Erfahrung bei so einem Turnier haben, aber darüber machen wir uns überhaupt keine Gedanken. Wir freuen uns schon wirklich sehr auf das erste Spiel gegen Ungarn. Wir haben lange auf diesen Moment gewartet und sind sehr froh, dass es jetzt endlich losgeht."
Zudem sei das Konzentrations-Level bereits hoch, denn eine Erkenntnis hat Alaba aus dem Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und Rumänien definitiv mitgenommen: "Dieses Spiel hat gezeigt, dass man keine Mannschaft unterschätzen sollte. Keiner ist umsonst für das Turnier in Frankreich qualifiziert."
Auch Österreich und sein größter Star nicht.
Die ewige Positions-Debatte: Wo soll Alaba spielen?
Wenn David Alaba und Marko Arnautovic am Podium sitzen, rennt der Schmäh: