David Alaba fällt es unmittelbar nach dem EM-Out schwer, zu begründen, warum er kein gutes Turnier gespielt hat:
"Was ich sagen kann, ist, dass ich alles gegeben habe und immer wieder versucht habe, mein Spiel zu spielen, alles versucht habe für mein Land und für die Mannschaft."
Zur Kritik an seinen Leistungen meint er: "Ich habe versucht, mich mit dem Ganzen nicht zu sehr zu befassen. In manchen Dinge habe ich es vielleicht irgendwo ein bisschen anders gesehen, in manchen teile ich die Kritik."
"Sind die Erwartungen an einen Spieler so hoch, gibt es einen Grund"
"Ich nehme das so mit für mich persönlich. Es ist vielleicht auch irgendwo positiv, dass die Erwartungen an mich so groß sind. Wenn die Erwartungen an einen Spieler so hoch sind, gibt es einen Grund dafür, und der Grund ist glaube ich, dass ich ein guter Spieler bin. Ich habe versucht, in diesem Turnier mein Bestes zu geben", so der 23-Jährige weiter.
Dass Alaba ein guter Spieler ist, bestreitet ebensowenig niemand wie den Umstand, dass er alles gegeben hat. An der Umsetzung haperte es jedoch. Nach der Portugal-Partie meinte Julian Baumgartlinger, dass man dem Star-Kicker mannschaft-intern mit auf dem Weg gegeben habe, dass er nicht alles im Alleingang zerreißen müsse.
Dass er bei seinem ersten Großereignis übermotiviert gewesen sei, findet Alaba selbst nicht: "Das würde ich nicht sagen. Ich denke, dass ich einfach versucht habe, mein Spiel reinzubringen. Das ist mir in manchen Situationen nicht gelungen, in manchen wiederum schon. Es ist auch in meinem persönlichen Buch ein Kapitel, das ich so mitnehmen werde. Ich werde versuchen, im nächsten Kapitel wieder besser dazustehen."
"Kein schönes" Kapitel des Buches
Die Buch-Kapitel-Metapher brachte der Wiener mehrmals an diesem so bitteren Abend für den österreichischen Fußball, etwa auch in Zusammenhang mit der ganzen Mannschaft:
"Ich denke, wir können viel mitnehmen aus dieser Europameisterschaft. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt, die jetzt natürlich nicht die schönsten waren. Unser Buch ist noch nicht zu Ende geschrieben, es ist nur ein Kapitel - sicherlich kein schönes Kapitel, aber ich denke, um weiterzukommen und weiter den Weg zu gehen, den wir gemeinsam gehen wollen, gehört irgendwo ein Kapitel, das so ausieht, dazu. Jetzt wollen wir das nächste Kapitel aufschlagen."
Mit dieser Leistung schied Österreich bei der EURO aus:
Es liegt auf der Hand, dass Alaba auch in persönlicher Hinsicht bei dieser EM eine schönere Geschichte schreiben wollte. Fraglos ist er einer der Hauptdarsteller dieser Mannschaft, die ÖFB-Elf benötigt ihn in ansprechender Form.
Das Gefühl, dass die Erwartungen innerhalb des Teams an ihn zu hoch sind, teilt der Champions-League-Sieger nicht: "Wir haben tolle Spieler in unseren Reihen, die in ihren Vereinen und auch in unserer Mannschaft immer wieder zeigen, dass sie Leistungsträger sind. Wir haben schon oft genug bewiesen, dass wir als Mannschaft sehr stark auftreten können. Als Kollektiv haben wir in der Qualifikation gesehen, dass wir eine sehr gefährliche Mannschaft haben."
"Schwer zu sagen, ob es am System gelegen hat"
Diesen Beweis ist das ÖFB-Team diesmal komplett schuldig geblieben. Mit Ungarn und Island dürfen zwei Teams der Achtelfinal-Teilnahme entgegenfiebern, die qualitativ nicht mit dem Potenzial Österreichs mithalten können. Zumindest in der Theorie. In der Praxis sah es anders aus.
Ob deren Kollektiv besser funktioniert habe? "Wenn man sich das Spiel heute angeschaut hat, kann man das so nicht sagen. Ich denke, dass wir die bessere Mannschaft waren, uns genug Chancen herausgearbeitet haben, die aber nicht genutzt haben. Wenn man sie nicht nutzt, ist es bei einem Großereignis schwer, eine Runde weiterzukommen."
Vor allem aufgrund der Leistung nach der Pause hätte man laut Alaba den Aufstieg verdient gehabt. In den ersten 45 Minuten experimentierte Teamchef Marcel Koller mit einer Dreierkette in der Abwehr und dem 23-Jährigen in einer offensiven zentralen Rolle. Schon gegen Portugal musste er Zlatko Junzovic als Zehner ersetzen und enttäuschte dabei.
"Wir haben das System natürlich in den letzten paar Tagen besprochen. Ich denke, dass wir uns als Manschaft in den Trainingseinheiten wohl gefühlt haben und es umsetzen konnten. Wenn du aus einem Einwurf mit 0:1 in Rückstand gerätst und nicht aus dem Spiel heraus, ist es schwer zu sagen, ob es am System gelegen hat", will Alaba nicht dieser Variante Kollers die Schuld geben.
"Wie die Stimmung in der Kabine war, könnt ihr euch alle denken"
Ursachenforschung wird in den kommenden Tagen und Wochen definitiv noch genügend betrieben werden. Nach Spielende dominierte die Enttäuschung, wie auch Österreichs Nummer 8, der nun wieder zu "DA27" werden darf, beschreibt:
"Wie die Stimmung in der Kabine war, könnt ihr euch alle denken. Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Wir haben uns vor dem Turnier natürlich mehr vorgenommen. Dieses Ziel haben wir leider nicht erreicht."
Wenigstens Alessandro Schöpf hat einen Grund zum Jubeln: