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Historische Last-Minute-Tore Frankreichs Trumpf

Achtelfinal-Ticket dank deutschen Tugenden. Payets Klub-Trainer zuckt aus, Joker stachen.

Historische Last-Minute-Tore Frankreichs Trumpf

89 Minuten lief Frankreich gegen stark kämpfende Albaner an, ehe am Ende doch noch ein 2:0-Erfolg zu Buche stand. Dramatik, die man sich im französischen Lager gerne erspart hätte.

"Wir werden versuchen, am Ende nicht mehr diese verrückten Szenen zu haben. Wenn wir das Spiel so in Angriff nehmen, wie wir das in der zweiten Hälfte getan haben, können wir früher ein Tor erzielen und das ganze ruhiger angehen", hofft Torschütze Dimitri Payet künftig auf frühere Entscheidungen.

Mit deutschen Tugenden

Trotzdem handelt es sich um eine neugefundene Qualität der "Grande Nation". Bereits im ersten Gruppenspiel gegen Rumänien mussten die Franzosen bis zur 89. Minute warten, ehe Payet mit einem Traumtor das 2:1 markierte.

Diesmal ließen sich Antoine Griezmann (90.) und eben Payet (96.) ebenfalls viel Zeit.


Die englische Fußball-Legende Gary Lineker meinte einst: "Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen und am Ende gewinnt immer Deutschland."

Bei diesem Turnier machen sich bisher jedoch die Franzosen diese Tugenden zunutze.

Historische Maßstäbe

"Die Albaner haben mit Herz gespielt, und wir waren in der ersten Hälfte überhaupt nicht gut. Es war absolut nicht einfach. Aber wir konnten uns in der zweiten Hälfte steigern und dann doch noch gewinnen. Man sieht bei großen Mannschaften immer wieder, dass sie sich zuletzt noch durchsetzen. Das Publikum war fantastisch, aber wir wussten auch, dass wir den Leuten etwas bieten mussten. Jetzt, ganz am Schluss, bin ich sehr zufrieden", atmetete Teamchef Didier Deschamps auf.

Dieser überraschte mit der Aufstellung, da er sowohl Griezmann als auch Paul Pogba eine wohl ungewollte Auszeit gönnte und dafür Bayern-Spieler Kingsley Coman (der Jüngste in der französischen Startelf seit Bruno Bellone 1982) zu seinem Startelf-Debüt verhalf und auch Anthony Martial von Manchester United in die Startelf beorderte.

Dass der Atletico-Star Griezmann derzeit jedoch unverzichtbar ist, bewies er mit dem erlösenden Führungstreffer. Und er setzte damit historische Maßstäbe.

Der Offensiv-Spieler traf mit dem ersten Torschuss der ganzen Partie in der 90. Minute - das ist absoluter Minusrekord in einem EURO-Spiel seit der Datenerfassung 1980.

Dafür, dass es ein historischer Abend wurde sorgte auch Payet. Sein 2:0 in der 96. Minute war das späteste Tor der EM-Geschichte innerhalb der regulären Spielzeit.

Einer freute sich darüber ganz besonders: Payets West-Ham-Trainer Slaven Bilic. Aber seht selbst:

Mit Pogba und Griezmann kam die Wende

Die Wende brachten somit Griezmann und Pogba.

"Dann, mit den Einwechselungen von "Paulo" und "Grizou" (Pogba und Griezmann; Anm.), war es anders, und das Spiel war mehr in die Breite gezogen. Die späten Tore waren großartig", jubelte Payet, der bisher einer der auffälligsten Akteure dieser Großveranstaltung ist.

Kingsley Coman ergänzte: "Wir haben Geduld gezeigt und Druck gemacht bis in die letzten Minuten, und dafür sind wir belohnt worden. Der Charakter unserer Mannschaft ist gut. Unser Trainer hat uns in der Pause gesagt, dass wir unbedingt schon heute ins Achtelfinale einziehen wollen und dass wir einfach viel mehr machen sollten als in der ersten Hälfte."

Lob für tapfer kämpfende Verlierer

Lob gab es aber vor allem für die tapfer kämpfenden Albaner, die den Franzosen alles abverlangten. "Man hat gesehen, dass es heute keine Mannschaften mehr gibt, die von vornherein einfach unterlegen sind", so der Bayern-Flügelflitzer.

Bei den Verlierern überwog natürlich die Enttäuschung. "Wir haben ja einen unbeschreiblichen Aufwand betrieben. Aber wenn man wie die Franzosen einen Griezmann und einen Pogba einwechseln kann, ist es natürlich etwas anderes als das, was bei uns abläuft. Aber wir werden wieder aufstehen, das haben wir schon mehrmals gezeigt", meinte Abwehrspieler Mergim Mavraj.

Die Franzosen dürfen bereits fürs Achtelfinale planen. Dank deutscher Tugenden und einer historischen Nacht.


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