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Tuchel kennt den "Klebstoff" zum PSG-Erfolg

Mentalität wie "Underdog" statt Star-Allüren - kommt jetzt der große Wurf?

Tuchel kennt den Foto: © GEPA

Jahre des erfolglosen Versuchs könnten nun für Paris St. Germain vergessen gemacht werden: Der souveräne Finaleinzug ins Endspiel der UEFA Champions League mit dem 3:0 über RB Leipzig (Spielbericht>>>) markiert schon eine Premiere in der Vereinshistorie, nun will der französische Serienmeister alles.

Das Star-Aufgebot spielte das Duell mit den "Bullen" souverän herunter, hatte in der ersten Halbzeit alles im Griff und stach nach Seitenwechsel genau dann noch einmal zu, als der Gegner kurz aufkam. Thomas Tuchel gönnte sich selbst trotzdem 90 Minuten lang keinen Moment der Entspannung, obwohl der Deutsche angesichts seiner Verletzung im Sitzen coachen musste.

"Es ist unbeschreiblich, das zu fühlen. Auch gegen Atalanta war ich bis zur Nachspielzeit angespannt, erst dann habe ich es geglaubt. Aber so muss es sein. Das Halbfinale in der Champions League ist das höchste Niveau, da gehört die Anspannung dazu - und so groß ist jetzt auch die Erleichterung", meinte ein sichtlich gelöster PSG-Coach bei Sky.

Ein Zusammenhalt wie ein Underdog

Dem bald 47-Jährigen imponierte der Auftritt seiner Mannschaft sehr - kein Vergleich mit so vielen anderen CL-Saisonen, in denen immer spätestens im Viertelfinale Schluss war. Erst einmal schaffte es Paris überhaupt ins Halbfinale der Königsklasse: Vor 25 Jahren.

"Ich bin stolz, weil wir nicht nur Qualität, sondern auch mehr Hunger gezeigt, so eine Verbissenheit entwickelt haben. Sich reinzuschmeißen, uneitel zu spielen, wenn es das Spiel erfordert - das ist das Mittel und das macht mich froh und stolz, das ist konstant auf den Platz gekommen", hatte Tuchel viel Lob übrig.

Der relevante Unterschied zu früher ist auch ausgemacht: "Es ist bemerkenswert. Wir haben die Mentalität einer kleinen Mannschaft, sind aber keine. Es fühlt sich an, als würde ich einen Underdog trainieren, der sich komplett über diese Eigenschaft definiert. Uns könnte man oft vorwerfen, wir würden das über unsere Einzelqualität tun. Aber dem ist nicht so", erklärt der Deutsche.

Solche Einzelspieler zu einer Einheit zu fordern, sei die Herausforderung. Nach zwei Jahren mit vielen Erfolgserlebnissen habe die Ankunft neuer Spielertypen, die Titel-Erfahrung mitbringen, in dieser Saison für "Klebstoff" gesorgt. Schlüsselerlebnisse wie das 3:0 über Real mit Ausfällen der größten Stars hätten den Glauben geschaffen.

Tuchel ist die Nummer fünf

Auch für Tuchel selbst ist der Finaleinzug ein persönlicher Meilenstein, nachdem er international im Schatten von Jürgen Klopp noch auf den großen Wurf warten musste. Ein Jahr nach dem Liverpool-Titel seines Dortmund-Vorgängers könnte Tuchel nun nachziehen.

Als erst fünfter deutscher Trainer nach Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes, Klaus Toppmöller und eben Klopp findet er sich im Champions-League-Endspiel ein, bei einem Erfolg der Bayern über Lyon könnte mit Hansi Flick gleich der sechste folgen und ein rein deutsches Trainer-Finale komplettieren.

Eine Statistik, bei der der PSG-Betreuer so richtig ins Schwärmen kommt: "Bei solchen Fakten erschrecke ich immer ein bisschen. Das ist krass."

Lieber nichts wünschen

Ob er sich das deutsche Duell mit Flick auch wirklich wünscht, ließ Tuchel aber offen: "Ich wünsche mir niemanden, das ist das Gefährlichste, was du machen kannst. Das habe ich gelernt, als ich Jugendtrainer in Stuttgart war und mit der U14 200 Hallenturniere gespielt habe, da hast du dir immer den Weg geplant und gegen die vermeintlich leichteren verloren", schloss er auch einen Kreis zu sehr frühen Trainer-Erfahrungen.

"Ich werde das Halbfinale beim Abendessen mit Mannschaft und Staff genießen. Die Bayern sind Favorit für mich, ich glaube auch, dass sie es schaffen, aber es ist ein hartes Brot zu knabbern. In einem Spiel, da kann alles passieren."

Eine alte Weisheit, die übrigens für Finali ganz besonders gilt.

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