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So wächst Salzburg durch die Champions League

Reifeprozess für Salzburg unbezahlbar. Lehrgeld nimmt man für Erfahrung in Kauf.

So wächst Salzburg durch die Champions League Foto: © GEPA

Vier Spiele sind schon durchaus aussagekräftig, um ein erstes Fazit zu ziehen.

Vier Spiele mittlerweile nach dem 1:1 beim SSC Napoli (Spielbericht>>>), in denen der FC Red Bull Salzburg bewiesen hat, dass die erste Teilnahme an der Champions League nicht zu früh kam oder bloß die Belohnung war, einmal mitspielen zu dürfen.

Nein, für die Bullen ist diese Erfahrung Gold wert. Vor allem hat sich der Serienmeister, wie erwartet, von keinem bisherigen Gegner abschießen lassen, sondern nicht nur Werbung für den österreichischen Fußball gemacht, sondern ist auch selbst mit der Aufgabe gewachsen.

In vier Spielen hat man vier Mal eine starke Leistung geboten, auch wenn am Punktekonto vorerst nur vier Zähler stehen. Trotzdem ist Sportchef Christoph Freund stolz und voller Freude über die Entwicklung seiner Jungs dank der Champions-League-Erfahrung.

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"Mächtig stolz, wie sich Jungs in CL entwickeln"

Noch in den Katakomben des San-Paolo-Stadions holte der sportliche Leiter zu Lobeshymnen aus - und das obwohl mit dem 1:1 wohl die letzte wahre Chance auf den Aufstieg ins CL-Achtelfinale verspielt wurde.

"Schon den ganzen Herbst präsentieren wir uns richtig gut. Auch in der Champions League sind wir mächtig stolz auf die Truppe, wie sich die jungen Burschen entwickeln. Es macht einfach Freude den Jungs zuzusehen, wie sie kämpfen und wie sie sich dem Niveau angepasst haben", streicht Freund hervor.

Der 42-jährige Leoganger ist einer der Garanten dafür, warum bei RBS keiner so schnell abhebt. Trotz Champions-League-Teilnahme ließ man von Anfang an die Kirche im Dorf, überzeugte mit guten Leistungen, ließ aber nie Druck aufkommen, schon bei der ersten Königsklassen-Erkundung alles zu zerreißen und die K.o.-Runde erreichen zu müssen.

Realistische Einschätzung ohne großen Ergebnisdruck

Die realistische Einschätzung der Situation ist sehr entscheidend. So führt Freund auch noch einmal vor Augen, welche Teams man bereits ärgern oder sogar an den Rande einer Niederlage brachte.

"Wir wissen, gegen wen wir spielen – nämlich gegen Liverpool und Napoli. Und wir waren zwei Mal sehr knapp dran, einmal in Liverpool und haben zu Hause ein richtig gutes Spiel gegen Napoli gemacht. Da haben wir ein bisschen zu einfache Gegentore bekommen", bemängelt der Sportdirektor, der auch die erste Halbzeit in Neapel sehr kritisch analysierte.

Trotz der zweifelsohne funktionierenden Philosophie im Bullenstall bewerkstelligt man die aktuellen Aufgaben auf höchstem internationalen Niveau wieder mit neuem Personal.

Denn Freund erinnert sich nur zu gut an den Auftritt im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League Anfang März - gleicher Ort, aber damals mit einer komplett anderen Elf.

Nur drei Spieler vom März dabei: "Eine richtig coole Geschichte"

Doch wieder haben es die Salzburger geschafft, auch mit einem neuen Cheftrainer namens Jesse Marsch einen nahtlosen Übergang zu schaffen und die nächsten entwickelten Top-Talente in die erste Reihe zu schieben.

"Was auch spannend ist: Vor acht Monaten haben wir hier gespielt, und heute haben von dieser Anfangsformation drei Spieler begonnen. Da sieht man einmal, was wir für einen Umbruch gehabt haben und es funktioniert wieder richtig gut. Eine richtig coole Geschichte. Jetzt haben wir in der Champions League einen Punkt aus Napoli mitgenommen – also ein schöner Abend", geht Freund näher auf die Entwicklung binnen dieses kurzen Zeitraums ein.

Der Cheftrainer sieht es ähnlich. Der US-Amerikaner weiß genau, dass es für fast alle Akteure das erste Mal auf diesem Niveau ist - und bisher waren in den vier Spielen höchstens Kleinigkeiten zu kritisieren.

"In den vier Spielen in diesem Turnier haben wir wirklich gut gespielt. Für das erste Mal für diesen Verein gegen diese Top-Top-Gegner - wir sind stolz auf unsere Jungs", hält Marsch fest, wird aber nicht müde, schon wieder an die Zukunft und die Weiterentwicklung zu denken. "Wir haben viel zu tun, das ist klar. Aber vier Punkte und vier gute leistungen - das ist nicht so schlecht."

Wöber: "Ich glaube, wir werden stärker"

Kapitän Andreas Ulmer sprach von kleinen Details, auf die man achten müsste. Nach dem Spiel in Neapel war er zufrieden, wie man sich in dieser Hinsicht verbessert hatte.

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Und auch Maximilian Wöber hielt stellvertretend für die Mannschaft fest, dass die Entwicklung durch die Erfahrungen in der Champions League auf jeden Fall in die richtige Richtung gehen.

"Auf alle Fälle! Vor zwei, drei Monaten hätten wir in der 80. Minute vielleicht noch einmal alles nach vorne geworfen, weil wir unbedingt gewinnen wollen. Heute sind wir routinierter und haben gesagt: Vielleicht ist heute nicht mehr drin als ein Punkt, also schauen wir, dass wir den Sack zumachen und den Punkt mitnehmen", nimmt der Abwehrchef das konkrete Beispiel in Neapel heran, als man das Risiko in der Schlussphase abwog und am Ende zumindest einen Punkt mitnahm. Nachsatz: "Ich glaube, wir werden stärker."

"Nehmen wie der ganze Verein die ersten CL-Erfahrungen mit"

Wöber ist derjenige, der mit Ajax Amsterdam schon CL-Erfahrungen machte. Mit seinem neuen Team dieses Abenteuer zu starten, macht aber auch ihm sichtlich Spaß, da von Spiel zu Spiel etwas weiter geht - auch mit einem 1:1 in Neapel.

"Wir sind jetzt nicht am Boden zerstört. Wir wissen, was der Punkt wert ist, haben uns natürlich mehr vorgenommen, aber wir sind auf keinen Fall enttäuscht, sondern nehmen wie der ganze Verein die ersten Erfahrungen in der Champions League mit. Ich glaube, wir präsentieren uns wirklich sehr, sehr gut. Mit ein bisschen Glück ist in den vergangenen drei Partien mehr möglich gewesen, aber wir lernen von Spiel zu Spiel, werden besser und das hilft uns für die kommenden Aufgaben."

Aufgaben, bei denen nicht immer nur Punkte im Vordergrund stehen, sondern oftmals die Erfahrungen mehr wert sind, um für die Zukunft zu lernen.

Jeder einzelne Salzburger ist mit der Aufgabe Champions League gewachsen - nun kommt es darauf an, was sie in den verbleibenden zwei Spielen in Genk und daheim gegen Liverpool daraus machen.

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