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Die Transformation des FC Liverpool

In der Ära Klopp vollzogen die "Reds" eine bemerkenswerte Trendumkehr.

Die Transformation des FC Liverpool Foto: © getty

Meister in der Premier Leauge, Champions-League-Sieger, Weltpokal-Sieger, sowie Gewinner des FA Cups, des EFL Cups und des UEFA Super Cups: Jürgen Klopp hat seit seiner Ankunft beim FC Liverpool im Jahr 2015 so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Am Samstag bestreitet der 54-jährige Deutsche sein drittes Champions-League-Finale mit den "Reds". Wie 2018 geht es in Paris gegen Real Madrid (21 Uhr im LIVE-Ticker >>>).

Der Weg von einem stolzen Team, das im Mittelmaß zu versinken drohte, zu einem der Top-Teams in Europa, war ein steiniger. LAOLA1 stellt Klopps erste Startformation mit der Elf gegenüber, die vor wenigen Wochen den FA-Cup gewonnen hat und skizziert damit die Wiederauferstehung des FC Liverpool.

Aller Anfang ist schwer

Klopp übernahm den Posten als Cheftrainer des FC Liverpool im Oktober 2015. Mit nur 12 Punkten aus acht Spielen belegte das Team in der Premier League Rang zehn, zu wenig für die Ansprüche des Klubs, der Besitzer und der Anhänger.

Der Blick auf Jürgen Klopps erste Startelf als Trainer der "Reds" illustriert den einstigen Zustand des Vereins schlagkräftig. Der einzige Superstar des damaligen Aufgebots war Philippe Coutinho.

Von diesen elf Spielern sind lediglich noch James Milner und Divock Origi bei Liverpool unter Vertrag. Während Milner 280 von Klopps 378 Partien als "Reds"-Trainer absolvierte, war der zwischenzeitlich verliehene Origi mit seinen 171 Einsätzen unter Klopp maximal Ergänzungsspieler.

Die Rolle des Belgiers in der Champions-League-Saison 2018/19 verschafft dem Angreifer jedoch für immer einen Platz in den Liverpool-Geschichtsbüchern. Beim sensationellen 4:0-Rückspielerfolg gegen den FC Barcelona erzielte Origi einen Doppelpack, im Finale gegen Tottenham machte der Stürmer mit seinem Treffer zum 2:0 alles klar.

Betrugen die kumulierten Marktwerte aller Spieler in der Liverpool-Startelf an jenem 17. Oktober 2015 "nur" 175 Millionen Euro, so war die Startelf, mit der die "Reds" im FA-Cup-Finale am 14. Mai 2022 den FC Chelsea in die Knie zwangen, ganze 585 Millionen Euro wert.

Ohne Geld kein Umschwung

Eines vorweg: Der Qualitätssprung im Liverpool-Kader ist nicht nur der Verdienst von Jürgen Klopp. Es handelt sich bei der Wiederauferstehung des FC Liverpool nicht etwa um eine Geschichte ála Robin Hood, ganz im Gegenteil.

Der Verein gehört seit Oktober 2010 der Fenway Sports Group rund um Milliardär John Henry. Neben den "Reds" besitzt die Gruppe auch die Boston Red Sox oder die Pittsburgh Penguins, zwei stolze Franchises in der MLB bzw. der NHL. Dass Geld in rauen Mengen vorhanden ist, bewies die Klubführung in der Ära Klopp eindrucksvoll.

Der FC Liverpool gab seit der Anstellung des Deutschen 532.850.000 Euro für Transfers, für Virgil van Dijk alleine 84,65 Millionen Euro.

Doch auch diese Zahlen drücken nicht das gesamte Bild aus. Liverpool leistete sich um dieses Geld erstaunlich wenige Transferflops. Das Geld, das Liverpool für die eigenen Spieler ausgegeben hat, wurde im Vergleich zur Konkurrenz deutlich besser angelegt.

Zum Vergleich: Der FC Barcelona gab seit der Saison 2016/17 für Tranfers über eine Milliarde Euro aus und steht nun vor einem gewaltigen Schuldenberg. Sportlich erfolgreicher als die "Reds" waren die Katalanen im selben Zeitraum auch nicht.

Alisson (Ablösesumme: 62,5 Millionen Euro)

Der Brasilianer wechselte im Sommer 2018 von der AS Roma nach Liverpool, wo er Loris Karius, der sich wenige Wochen zuvor im Champions-League-Finale gegen Real Madrid praktisch die eigene Karriere zerstörte, im Tor der "Reds" beerbte.

Der 29-Jährige ist Stammtorhüter der brasilianischen Nationalmannschaft, für Liverpool war der 29-Jährige in 182 Spielen der Fels in der Brandung. Ganze 86 Mal konnte Alisson ohne Gegentor bleiben.

Der Transfer des Brasilianers nach Liverpool ist der zweitteuerste aller Torhüter. Nur Kepa Arrizabalaga (80 Millionen) kostete dem FC Chelsea mehr Geld. Der Unterschied: Während Alisson einer der besten Torhüter der Welt ist, hütet Kepa bei den Londonern mittlerweile die Bank.

Trent Alexander-Arnold (Ablösesumme: 0 Euro)

Aus der eigenen Jugend schaffte der Rechtsverteidiger den Sprung in die Profimannschaft des FC Liverpool.

Unter Klopp stieg TAA schnell zum Stammspieler auf, für die "Reds" hat der englische Nationalspieler seit seinem Profidebüt in Jahr 2016 mitterweile 225 Partien absolviert.

Virgil van Dijk (Ablösesumme: 84,65 Millionen Euro)

Der Königstransfer des FC Liverpool! Die 84,65 an Southampton gezahlten Millionen sind die höchste Ablöse, die die "Reds" jemals für einen Spieler hingelegt haben. In der Geschichte des Fußballs waren nur zwei Innenverteidiger teurer als van Dijk: Harry Maguire (87 Millionen) und Matthijs de Ligt (85,5 Millionen).

Als der Wechsel im Jahr 2017 vollzogen wurde, sorgte dieser vielerorts für Kopfschütteln. Van Dijks damaliger Markwert wird von der Plattform "Transfermarkt" gar mit nur 30 Millionen Euro taxiert.

Doch der Niederländer schlug voll ein. 2019 spielte Van Dijk auf dem absoluten Leistungszenit, wurde zum Spieler des Jahres in Europa gekürt. Eine derarte Dominanz auf der Innenverteidiger-Position war zum damaligen Zeitpunkt ein Novum.

Obwohl van Dijk beinahe eine komplette Saison verletzt verpasste, kommt der 30-Jährige auf 180 Spiele für Liverpool.

Ibrahima Konate (Ablösesumme: 40 Millionen Euro)

Der 23-jährige Franzose wechselte im Sommer von RB Leipzig nach Liverpool. Für die "Reds" kommt der Innenverteidiger nur sporadisch zum Einsatz, seine 28 Einsätze für den englischen Vizemeister kommen hauptsächlich außerhalb der Premier League zu Stande.

Dennoch: Der Franzose ist die Zukunft in der Zentrale neben dem gesetzten van Dijk. Hauptkonkurrent Joel Matip ist mittlweile auch schon 30 Jahre alt.

Andrew Robertson (Ablösesumme: 9 Millionen Euro)

Für einen vergleichsweise schmalen Taler wechselte der Schotte 2017 von Hull City nach Liverpool.

In seinen ersten Monaten unter Klopp wurde der Linksverteidiger behutsam an die Startelf herangeführt, seit Dezember 2017 gehört Robertson ein Stammplatz. Der 28-Jährige, der 223 Partien für die "Reds" absolviert hat, entwickelte sich ähnlich wie die meisten seiner Kollegen in der Defensive auf seiner Position zu einem der besten Spieler der Welt.

Seine 52 Vorlagen streichen auch Robertsons Bedeutung für die Liverpool-Offensive hervor.

Jordan Henderson (Ablösesumme: 18 Millionen Euro)

Der Liverpool-Kapitän wechselte im Jahr 2011 aus Sunderland an die Anfield Road, das Debüt von Jürgen Klopp verpasste der englische Nationalspieler wegen eines Mittelfußbruchs.

Unter dem Deutschen ist der 31-Jährige dennoch eine feste Größe, absolvierte trotz einiger Verletzungen mittlerweile 448 Spiele für den FC Liverpool, 260 davon unter Klopp.

Thiago (Ablösesumme: 22 Millionen Euro)

"Thiago, oder nix", so hat der ehemalige Bayern-Trainer Pep Guardiola den Wechsel seines ehemaligen Schützlings vom FC Barcelona nach München gefordert haben.

Im September 2020 hat der deutsche Rekordmeister das latent unterschätze Mittelfeldgenie an den FC Liverpool abgegeben, Jürgen Klopp hat seither helle Freude mit dem Spanier.

Wenn Thiago, der aufgrund einiger Blessuren immer wieder über einen längeren Zeitraum Spiele verpasst hat, fit war, stellte Klopp ihn auf. 68 Einsätze des 31-Jährigen, der Liverpool im Finale gegen Real wohl verletzungsbeding fehlen wird, stehen zu Buche.

Naby Keita (Ablösesumme: 60 Millionen Euro)

Der ehemalige Salzburger hat trotz seines Preisschildes keinen einfachen Stand bei Jürgen Klopp. Dem Kicker aus Guinea wird im zentralen Mittelfeld der "Reds" meist Fabinho vorgezogen, ist aktuell eher ein Spieler für die Breite.

In seinen fast vier Jahren beim FC Liverpool kommt der Mittelfeldspieler auf 115 Einsätze. Zum Vergleich: In seinen beiden Jahren in Salzburg absolvierte Keita 81 Spiele.

Mohamed Salah (Ablösesumme: 42 Millionen Euro)

Der Ägypter, der in der Saison 2012/13 beim FC Basel erste Schritte in Europa wagte, tingelte während seiner Zeit beim FC Chelsea durch Europa. Die Londoner setzten den heute 29-Jährigen in 19 Spielen selbst ein, verliehen ihn darüberhinaus an die Fiorentina und die AS Roma.

Bei der Roma, die Salah ein Jahr später an Liverpool verkaufte, schaffte der "Pharaoh" seinen Durchbruch, unter Jürgen Klopp wurde der Stürmer zum Weltstar. In der Saison 2017/18, seiner ersten in Liverpool, erzielte Salah wettbewerbsübergreifend 44 Tore, eine Marke, die Salah trotz weiterhin sehr guter Werte nicht mehr wieder erreichen konnte.

In ingesamt 253 Spielen für die "Reds" stehen 156 Tore zu Buche. Salah wird derzeit heftig umworben, ob der Ägypter seinen Vertrag verlängert, bleibt abzuwarten.

Sadio Mane (Ablöseumme: 41,20 Millionen Euro)

Während die anderen ehemaligen Salzburger im Liverpool-Kader – Keita und Takumi Minamino – nicht zum Stammpersonal von Jürgen Klopp gehören, ist der 30-jährige Senegalese nicht mehr wegzudenken.

Mane wechselte 2016 aus Southampton an die Anfield Road, in 268 Spielen stehen 120 Tore und 48 Vorlagen zu Buche.

Wie lange der Angreifer für die "Reds" noch die Schuhe schnüren wird, bleibt abzuwarten. Der FC Bayern soll intensiv um die Dienste des ehemaligen Salzburgers werben.

Luis Diaz (Ablösesumme: 47 Millionen Euro)

Der Kolumbianer, der im Winter aus Porto gekommen ist, hat in seinen ersten Monaten an der Merseyside richtig überzeugt.

Jürgen Klopp warf den 25-Jährigen relativ schnell ins kalte Wasser. Diaz absolvierte bereits 25 von 28 möglichen Partien für Liverpool, verbuchte dabei sechs Tore und fünf Vorlagen.

Mit seinen Leistungen zu Beginn seiner Liverpool-Karriere ist der Kolumbianer der erste Kandidat, um abwanderungswillige Stars dauerhaft zu ersetzen.


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