Der Termin für die Weihnachtsfeier von Red Bull Salzburg wurde gut gewählt.
Die Stimmung am Sonntagabend nach dem 2:0-Sieg gegen Rapid, der zum dritten Mal in Folge die Winterkrone bedeutete, dürfte entsprechend positiv gewesen sein.
Obwohl einiges in dieser Herbstsaison zum Vergessen war, sicherten sich die „Bullen“ wieder Platz 1 zu Weihnachten. Ein gutes Omen für den Titelverteidiger.
Denn die letzten drei Winterkönige wurden auch Meister – zwei Mal Salzburg und zuvor die Wiener Austria. Und wenn Salzburg Winterkönig wurde, wurden sie auch Meister – das war fünf Mal der Fall.
Rapid wird am Montag bei seiner Weihnachtsfeier aber kein Trübsal blasen, schließlich liegen die Wiener trotz acht Niederlagen (!) nur drei Punkte hinter Salzburg.
Zudem weiß man dann schon, gegen wen man in der Europa League antritt. Der gute internationale Herbst überwiegt sowieso.
LAOLA1 arbeitet den Showdown zum Abschluss der Herbstsaison auf.
- ZUM SPIEL
Nein, es war kein Kracher, der uns ewig in den Köpfen hängen bleibt. „Es ging heute vielleicht auch weniger um spielerische Glanzpunkte, am meisten hat mich einfach gefreut, dass die Mannschaft als Einheit aufgetreten ist“, freute sich Salzburgs Interimscoach Thomas Letsch über seinen ersten und auch letzten Sieg im zweiten Spiel. Der Deutsche wird als jener RBS-Trainer in die Annalen eingehen, dessen Team kein Gegentor erhielt. Zwar nur in zwei Spielen, aber das ist bei RBS nicht gerade alltäglich.
„Es ging um eine Absicherung, um kompakter zu sein. Gegen Ende des Spiels war es mir nicht wichtig, dass wir vorne pressen, sondern hinten die Null stehen bleibt. In Mattersburg hatten wir quasi nichts zugelassen, heute auch das nötige Glück“, erklärte Letsch. Jonatan Soriano (14. Saisontor) und Naby Keita (8.) erzielten wenig überraschend die Treffer, sie erzielten mehr als die Hälfte der Salzburger Saisontore (43). RBS überwintert zwei Punkte vor der Austria.
„Salzburg hat sich dann auch hinten reingestellt. Wir dürfen aber das 0:2 nicht so schnell bekommen“, analysierte Mario Sonnleitner. Trainer Zoran Barisic war über das 0:1 weniger erfreut, führte es doch nach eigenem Eckball via Konter zum Gegentor. „Das war sehr ärgerlich, zumal wir da gerade das Spiel in den Griff bekamen. Nach einem Eckball dürfen wir uns nicht so auskontern lassen. Vor allem nicht gegen Salzburg.“
Stefan Schwab gab sich gewohnt pointiert: „Die erste Hälfte war spielentscheidend. Wir hatten gute Konter, konnten sie aber nicht fertig spielen. Salzburg ist mit einem Konter erfolgreich gewesen. Das war der Unterschied. Nach dem 2:0 hatten wir nicht mehr die Kraft, noch einmal zurückzukommen.“ Barisic: „Es war eng umkämpft und Kleinigkeiten haben entschieden. In der ersten Hälfte hat uns die geistige Frische gefehlt, wir haben unsere Offensivaktionen nicht so fertig spielen können.“ Letsch sprach von einem „teilweise wilden“ Spiel. Das Niveau ließ erahnen, die Winterpause stand unmittelbar bevor.
- DIE FOLGEN
„Es ist noch überhaupt nichts verloren. Wir werden gut regenerieren, unsere Kräfte nun sammeln und dann im Frühjahr so richtig angreifen“, brachte es Mario Sonnleitner auf den Punkt. Natürlich ist noch nichts verloren mit drei Zählern Rückstand. Rapid kann sich glücklich schätzen, bei acht Niederlagen nur drei Zähler zurück zu sein. 37 Punkte reichten zuletzt vor vier Jahren für Platz 1 über Winter, als Rapid mit nur 32 Zählern aus 19 Partien die Tabellenführung über Jahreswechsel inne hatte. Mit acht Niederlagen wurde Sturm 2011 Meister, Rapid zuletzt 2008 mit neun. Schwab sieht es wie folgt: „Die Niederlagen sind natürlich zu viele, aber wir haben fünf Punkte mehr als 2014. Wir haben die meisten Siege (11) und nur wir spielen Europacup, von dem her dürfen wir nicht unzufrieden sein.“
Zusatz: „Keiner ist jetzt Meister. Es ist egal, wir sind dran, haben alles in der Hand.“ Hätte Rapid allerdings in Altach, Wolfsberg oder Grödig nicht ausgelassen, würde sich die Situation noch positiver gestalten. Schwab erläutert: „Die Gegner kennen uns hier einfach in- und auswendig, das ist der große Unterschied zur Europa League. Wir spielen etwa gegen den WAC jedes Jahr vier Mal, internationale Gegner sehen sich ein Video an – das ist einfach was anderes. Aber wir sind gefordert, hier Lösungen zu finden, um gegen diese Teams zu punkten. Anderen Teams in der Liga geht es aber ähnlich.“ Barisic hält den Ball flach: „Wir haben zu Beginn nie über den Titel gesprochen, aber es hat sich so entwickelt, dass die Erwartungshaltung aller steigt. Auch unsere. Jetzt genießen wir einmal den Urlaub, dann starten wir in die Vorbereitung: Wir müssen uns auf sieben Spiele im Februar vorbereiten.“
RBS | SCR | |
---|---|---|
Ballbesitz | 45% | 55% |
Zweikämpfe | 57,14% | 42,86% |
Eckbälle | 6 | 2 |
Torschüsse | 14 | 10 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 7 | 4 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 7 | 6 |
Kopfballchancen | 2 | 3 |
Abseits | 2 | 3 |
Fouls | 14 | 27 |
- TORMÄNNER IM FOKUS
Auf der einen Seite machte Richard Strebinger bei Rapid keinen glücklichen Eindruck. Als LAOLA1 den Keeper etwa zum 0:1 befragen wollte, erhielt dieser den Zuruf von Barisic, sich doch in die Kabine aufzumachen. Cican Stankovic erfuhr indes Sonntagfrüh, dass er spielen würde. Alexander Walke musste wegen eines alten Schulterleidens kurzfristig passen. Stankovic spielte zuvor das letzte Mal in der Liga gegen die Admira in Runde 3. „Ich war zudem krank und habe zehn Tage nicht trainieren können. Es war kein gutes Spiel, aber wir sind glücklich, als Erster zu überwintern“, so der 23-Jährige, der über seinen tristen Herbst sprach. „Es ist keine einfache Situation, wenn man jung ist und noch nicht allzu viel Erfahrung in der Bundesliga hat. Training und Spiele sind zwei Paar Schuhe“, hielt Stankovic fest und wird wohl das Gespräch suchen. „Ich gehe mal in den Urlaub, dann werden wir reden. Ich möchte unbedingt spielen, weil ich diese Matchpraxis brauche. Das habe ich heute gesehen, in manchen Situationen war ich nicht so souverän und das ist auch diesem Umstand geschuldet.“ Stankovic hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, eine Leihe kommt für Salzburg nicht in Frage.
- SALZBURGS TRAINER-SUCHE
„Die Mission ist beendet, sie ging über zwei Spiele und heute Abend feiern wir Weihnachten“, sagte Letsch. Der Deutsche war nach der Freistellung von Peter Zeidler eingesprungen und wird im Frühjahr wieder den FC Liefering und das Youth-League-Team trainieren. Der 47-Jährige ist zudem maßgeblich im Nachwuchs engagiert und damit quasi unersetzlich. Salzburg führt aktuell Gespräche mit mehreren Kandidaten. Niko Kovac soll laut „Krone“ bei Dietrich Mateschitz hoch im Kurs stehen, „Sky“ bringt Jens Keller und Tayfun Korkut ins Spiel. Markus Gisdol dürfte weiter ein Kandidat sein. Auch eine Philosophie-Frage, man darf gespannt sein, wie die Salzburger Würfel fallen. Nach dem Spiel gaben sich die Verantwortlichen wortkarg. Bestätigt wurde nur, dass Gespräche geführt werden, aber keine Namen. Es gibt eine engere Auswahl, die idealerweise noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis führt. Um dann auch die Vorbereitung genau zu planen. Die Spieler müssen erst am 7. Jänner zu den Leistungstests, danach wartet ein gemeinsames Familien-Wochenende sowie am folgenden Montag der „richtige“ Start. Ein Trainingslager war eigentlich nicht geplant. Sollte der neue Trainer aber sich eines wünschen, könnte die Mannschaft noch in die Türkei fliegen. Transfers soll es indes keine geben. Man will die Mannschaft (mit Hinteregger und Soriano) zusammenhalten und weiterentwickeln. Diese Mission gehen sie 2016 als Erster der Tabelle an.