Es war angerichtet.
Leader Salzburg musste sich in Grödig mit einem 1:1 begnügen. Die Austria verpasste mit einem 2:4 in Ried den Sprung zurück an die Spitze. Und Verfolger Sturm kam daheim nicht über ein 0:0 gegen Mattersburg hinaus.
Eine Runde ganz nach dem Geschmack von Rapid. Vor allem, weil die Grün-Weißen ihre Hausaufgaben mit einem verdienten 3:1-Erfolg über Altach souverän erledigten.
Plötzlich ist alles wieder eng beisammen, die Bundesliga gewinnt vor der Winterpause wieder an Spannung. Und Rapid ist plötzlich wieder mittendrin.
Ausrutscher der Konkurrenz als Ansporn
"Wir haben die anderen Ergebnisse mitbekommen, obwohl ich gar nicht weiß, ob das ein Vorteil oder Nachteil ist. Schließlich hat das bisher nicht immer funktioniert", musste Trainer Zoran Barisic zugeben.
"Aber die Mannschaft wollte diesmal unbedingt gewinnen. Ich bin froh, dass wir dieses Ziel erreicht haben."
Das Wissen, mit drei Punkten gegen die Vorarlberger den Rückstand auf das Führungsduo auf einen Zähler verkürzen zu können, entpuppte sich diesmal nicht als Hemmschuh.
Im Gegenteil. Nach einer kurzen Findungsphase zog Rapid sein Spiel konsequent durch und feierte wie schon nach dem Hinspiel gegen Villarreal den zweiten Sieg direkt nach einem Europa-League-Gruppenspiel.
"Ein ganz wichtiger Sieg"
Die zusätzliche Übernachtung in Spanien tat allen Beteiligten gut. Stefan Stangl sah die längere Erholungsphase als Vorteil für die Regeneration, anstatt sich die Nacht mit dem Heimflug um die Ohren zu schlagen.
Abgesehen davon, war man spritzig, entschlossen und hatte das Ziel in diesem Spiel klar vor Augen.
"Wir wollen immer gewinnen, egal, wie die anderen spielen. Aber natürlich haben wir mitbekommen, dass eine große Chance für uns da ist. Deswegen wollten wir das Spiel sehr konzentriert anlegen und waren sehr effektiv", freute sich Abwehrchef Mario Sonnleitner.
Und auch Barisic wusste: "Das war ein ganz wichtiger Sieg." Gegen einen Gegner, dessen Spielstil den Hausherren zuletzt immer wieder Probleme bereitete.
Canadi: "Wie sie das ausspielen, war schon genial"
Ein früher Treffer erleichterte das Vorhaben gegen einen defensiv dicht gestaffelten und gut organisierten Gegner jedoch enorm.
"Gegen solche Mannschaften, die auf Konter spielen, sind die erste und zweite Chance sehr wichtig. Die haben wir in anderen Spielen einfach nicht gemacht, jetzt schon. Das hilft unserem Spiel extrem, weil jeder mehr Selbstvertrauen kriegt, die Räume wieder größer werden und wir nicht so geduldig auf den einen Raum und den einen Ballgewinn spielen müssen, damit wir das Tor erzielen", erklärte Sonnleitner.
Altach-Coach Damir Canadi war mit dem Start seines Teams in den ersten zehn bis 15 Minuten durchaus zufrieden, ehe ein individueller Fehler von Benedikt Zech zum Dosenöffner für Rapid wurde.
"Wie sie das dann ausspielen, war schon genial", zollte der Chefbetreuer dem Gegner Respekt. Nach einem Doppelpass von Florian Kainz und Philipp Schobesberger vollendete Stangl mit seinem bereits vierten Saisontreffer (25.).
Premierentreffer vereinfachten es Rapid
Erst danach fand die veränderte Rapid-Elf richtig zu ihrem Spiel. Neben den verletzungsbedingten Umstellungen von Richard Strebinger und Maximilian Hofmann für Jan Novota und Christopher Dibon durften auch noch Stefan Nutz anstelle von Steffen Hofmann und Srdjan Grahovac für Stefan Schwab ran.
Große Auswirkungen auf die Mechanismen des grün-weißen Angriffsspiels hatten diese Umstellungen nicht. Altach konnte nur mehr reagieren, spätestens mit dem 0:2 war es mit der Gegenwehr zu Ende.
Austria | Admira | |
---|---|---|
Ballbesitz | 60,5% | 39,5% |
Zweikämpfe | 44,66% | 55,34% |
Eckbälle | 6 | 0 |
Torschüsse | 17 | 8 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 7 | 3 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 10 | 5 |
Kopfballchancen | 2 | 2 |
Abseits | 3 | 4 |
Fouls | 15 | 14 |
Ein abgefälschter Freistoß von Grahovac fand den Weg ins Tor. Gleichzeitig war es das erste Pflichtspiel-Tor des bosnischen Teamspielers für Rapid. Es sollte aber nicht der einzige Premierentreffer bleiben.
Auch der bisher kaum berücksichtigte Nutz trug sich erstmals in die Torschützenliste ein. Mit einem direkt verwandelten Freistoß der Marke "sehenswert".
Kritik trotz Zielerreichung
Während Barisic von einem sehr schönen Tor sprach, lobte auch Canadi: "Ein überragender Freistoß ins Kreuzeck, das kann er einfach."
Mit dem 3:0 war die Vorentscheidung kurz nach der Pause gefallen. Dementsprechend ließ der Druck der Hütteldorfer nach.
"Mit Hinblick auf die nächsten Aufgaben haben wir noch ein bisschen zurückgeschalten und dann noch ein Gegentor gekriegt. Aber im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein", gab Dibon-Ersatz Max Hofmann zu.Gerade diese Einstellung ärgerte jedoch den Chefbetreuer:
"Ich muss schon kritisieren, dass wir nach dem 3:0 zu passiv waren. Da dürfen wir uns nichts ersparen und keinen Schritt auslassen. Diesmal ist es gut gegangen, deshalb kann ich das verzeihen, aber es geht um mentale Stabilität."
"Wir wollen nicht hinterherhinken"
Die mentale Stärke, plötzlich in der Liga im Finish der Herbstsaison wieder vorne mitzumischen, kommt nicht von ungefähr.
"Das war unser Ziel. Wir haben den Fokus nach dem fixierten Aufstieg in der Europa League schon wieder mehr auf die Liga gelegt. Wir wollen nicht hinterherhinken, weil wir in die Top 3 kommen müssen, um auch nächstes Jahr wieder europäisch zu spielen", meinte Sonnleitner.
Auch Stangl wagt keine Ausblicke in die entfernte Zukunft, gab aber zu: "Wichtig ist, dass wir die drei Spiele, die wir noch haben, positiv bestreiten. Wir wollen vorne anknüpfen. Was sich im Frühjahr ergibt, sehen wir dann."
Neben dem kommenden Auswärtsspiel bei der Admira und dem darauffolgenden Heimduell mit Ried geht es zum Abschluss noch bei RB Salzburg um einen versöhnlichen Abschluss, aber:
"Winterkönig ist jetzt nicht unser Ziel. Unser Ziel war, dass wir die fünf Punkte, die wir unnötig hinten waren, aufholen. Das haben wir jetzt erreicht. Wir wollen bis zum Winter dran bleiben oder wieder in die erste Position kommen. Das Frühjahr ist dann noch lange, da braucht man sich jetzt vom Winterkönig noch nicht viel erhoffen", gestand Max Hofmann.
Das änderte aber nichts daran, dass es eine Runde ganz nach dem Geschmack Rapids war.
Alexander Karper