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Warum sich die Austria nicht belohnen kann

Die Veilchen spielen gegen vermeintlich stärkere Gegner richtig gut mit, schauen am Ende aber immer durch die Finger. Das hat mehrere Gründe.

Warum sich die Austria nicht belohnen kann Foto: © GEPA

Die Wiener Austria erlebt bisher den erwartet schwierigen Oktober.

0:3 daheim gegen Sturm, 0:5 bei Villarreal, 2:1 bei Rapid, 0:1 daheim gegen Villarreal, 1:3 daheim gegen Salzburg.

Der Derby-Sieg mittendrin vermochte die Stimmung zwar zu heben, abgesehen davon ist das Lehrgeld-Konto schon ziemlich ausgeräumt.

Je nach Betrachtungsweise doppelt bitter oder ein Hoffnungsschimmer: Abgesehen vom Auswärtsspiel in Spanien hätten die Veilchen in jeder Partie etwas mitnehmen können, wenngleich es das nackte Ergebnis nicht vermuten lässt.

"Wieder ein Nackenschlag nach einer guten Leistung"

"Es war leider wieder ein Nackenschlag für uns nach einer guten Leistung", ärgert sich Trainer Manfred Schmid nach der Niederlage gegen die Salzburger. Die Austria vermag es einfach nicht, sich gegen am Papier stärkere Gegner für ihre guten Vorstellungen zu belohnen.

Schmid will das aber auch richtig eingeordnet wissen. Er sagt: "Man darf nicht vergessen, dass wir uns mit unserem Budget eher bei Hartberg und Ried bewegen, nicht bei Sturm, Rapid, LASK und schon gar nicht bei Salzburg."

"Das ist ein Unterschied, ob du im Kader vier, fünf Stürmer hast, die du immer wechseln kannst. Das ist Qualität, die Salzburg immer wieder zukauft und in den eigenen Reihen weiter ausbaut. Jeder kennt unsere Situation: Wir haben gesagt, dass wir mit diesem Kader spielen, ihn entwickeln wollen. Ich habe mich dazu bereiterklärt. Aber man sieht in diesen Spielen in entscheidenden Phasen den Qualitätsunterschied", führt der Coach aus.


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Mittelfeld-Motor Manfred Fischer stößt ins selbe Horn: "Es fehlt auch die Kaderbreite. Salzburg kann einen Okafor einwechseln. Nichts gegen unsere Spieler, die alle Qualität haben, aber da sieht man dann den Unterschied. Salzburg schießt Weltklassespieler nach. Da wird es immer schwieriger, je länger ein Spiel dauert."

Dass mit Matteo Meisl und Manuel Polster gegen Villarreal und Salzburg zwei Kicker durchspielten, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich für die Young Violets eingeplant waren, ist Beleg für die kaum vorhandene Tiefe im Kader der Violetten.

"Spieler am Platz, die einfach noch nicht so weit sind"

Gleichzeitig ist es die mangelnde Erfahrung, die just dann ausschlaggebend wird, wenn ein Spiel an der Kippe steht.

Fischer erklärt: "Wir haben Spieler am Platz, die einfach noch nicht so weit sind. Das sieht man bei den Spielen hinten raus, da reicht es dann einfach noch nicht. Das ist gar nicht böse gemeint. Das sind Erfahrungen, die man als junger Spieler sammeln muss."

Erschwerend kommt hinzu, dass sich schwerwiegende Fehler in der Defensivarbeit wie ein roter Faden durch die Saison ziehen.

"Wie auf der Playstation"

Bei der Niederlage gegen Salzburg war es beim dritten Tor des Serien-Meisters ein grober Patzer von Goalie Christian Früchtl, der bei einem Corner am Ball vorbeisegelte. Beim zweiten Gegentreffer war es kollektives Versagen, das Schmid "katastrophal verteidigt" nennt.

Dominik Fitz beschreibt es drastisch: "Wir kriegen das Tor viel zu einfach. Pavlovic rennt gefühlt übers ganze Spielfeld zwischen unsere Innenverteidiger rein, da war überhaupt kein Druck am Ball, das ist wie auf der Playstation gegangen."

Dass es zu diesem Zeitpunkt aber 2:1 für die Austria stehen hätte müssen, war allen Beteiligten klar. Zehn Minuten vor Adamus zweitem Treffer vergab der FAK eine riesige Konterchance, bei der mit Fitz, Manuel Polster und Can Keles drei Austrianer auf Amar Dedic und Keeper Philipp Köhn zuliefen, Keles aus sechs Metern aber über das Tor schoss und noch dazu im Abseits stand.

"Das war die Schlüsselszene im Spiel", ist sich Schmid sicher, "wenn du 3-gegen-1 aufs Tor läufst und sowas nicht machst, kannst du gegen Salzburg nicht gewinnen."

"Uns fehlt die Kaltschnäuzigkeit"

Es war nicht das erste Mal in diesem Oktober, dass einem Austrianer die Nerven versagten, als sich die Chance bot, die Partie in die richtige Richtung kippen zu lassen.

"Wir müssen unsere Chancen mal reinhauen. Wenn es Unentschieden steht, die Partie knapp ist, haben wir Chancen, machen sie nicht, und dann kriegen wir das Gegentor", ärgert sich Fitz. Nachsatz: "Wir müssen an unserer Chancenauswertung arbeiten, dann erleichtern wir uns das Leben."

Schmid sieht es ähnlich: "Wir haben in jedem Spiel unsere Chancen, egal wie stark der Gegner ist, du musst sie halt dann machen. Uns fehlt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor."

Doch all das ist für violette Verhältnisse Jammern auf hohem Niveau. Die Veilchen sind Fünfter der Tabelle, wenn man die drei abgezogenen Punkte dazuzählt, sogar Vierter, haben im Europacup noch die zugegeben kleine Chance, zu überwintern, und im Cup mit dem Wiener Sport-Club eine recht einfache Aufgabe vor der Brust.

Und irgendwann ist der Oktober dann auch wieder vorbei.

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