Noch vor einigen Monaten schien es schwer vorstellbar, dass Mario Leitgeb als Dreifach-Torschütze für den WAC bei seinem Ex-Klub FK Austria Wien als Matchwinner hervorgeht.
"Es ist eine unglaubliche Geschichte. Ich kann es noch immer nicht ganz fassen", schüttelte der 30-Jährige im LAOLA1-Interview nach dem verdienten 3:2-Erfolg der Kärntner in der Generali Arena den Kopf.
Speziell wenn er seine persönliche Leidenszeit Revue passieren lässt. Aufgrund einer Augenerkrankung verlor der Steirer Anfang des Jahres beinahe seine Sehkraft, war aufgrund extremer Lichtempfindlichkeit fast zwei Monate bettlägerig.
Leitgeb verlor acht Kilo, auch ein Karriereende schien zwischendurch nicht ausgeschlossen. Der WAC schenkte ihm aber das Vertrauen und verlängerte seinen Vertrag.
"Es ist schön, wie mich die Mannschaft aufgenommen und der Verein sowie der Trainer mir geholfen haben. Jeder hat mir gut zugesprochen", zeigte sich Leitgeb gegenüber "Sky" dankbar.
Ausgerechnet gegen die Austria? "Hat vielleicht Schicksal so gewollt"
Das in ihn gesetzte Vertrauen zahlte er bislang mit überzeugenden Leistungen zurück. Unter Neo-Trainer Christian Ilzer verpasste der defensive Mittelfeldspieler seit Runde fünf keine Bundesliga-Minute mehr.
Der Triplepack gegen die Austria ist die vorläufige Krönung seiner starken Herbstsaison. War gegen den Ex-Klub eine Extra-Portion Motivation dabei?
"Nein, die brauche ich nicht. Ich spiele für den Klub, dessen Logo ich auf der Brust trage, mit hundert Prozent. Egal bei welchem Gegner. Dass es gerade gegen die Austria passiert, hat vielleicht das Schicksal so gewollt", so Leitgeb, der den gesamten Auftritt seines Teams hervorstreicht.
"Über allem steht, dass wir eine sensationelle zweite Halbzeit gespielt haben. Wie wir die Austria immer wieder in die eigene Hälfte gedrückt haben, war wirklich sehr toll. Da hat man gesehen, was für eine Qualität wir haben. Wenn wir die immer auf den Platz kriegen, können wir noch viele Punkte machen", ist sich Leitgeb sicher.
Ilzer gab Leitgeb den Glauben an die eigene Stärke
Obwohl der WAC auch aus dem Spiel zahlreiche Möglichkeiten vorfand, waren einmal mehr gefährliche Standards der Schlüssel zum Erfolg. Ein Geheimrezept von Ilzer.
"Der Trainer legt sehr viel Wert darauf. Sie sind im modernen Fußball ein sehr wichtiges Mittel. Wir haben mit Liendl und Wernitznig sehr gute Schützen, die die Bälle dort hinbringen, wo sie hinmüssen. Und wir haben gute Kopfballspieler. Diesmal ist er mir dreimal vor die Füße bzw. den Kopf gefallen. Das ist natürlich ein Wahnsinn", so Leitgeb.
Bis dieser Wahnsinn Realität wurde, sei einiges an Überzeugungsarbeit notwendig gewesen, wie Ilzer erklärt.
"Leiti hat in dieser Saison schon mehrmals bewiesen, dass er bei Standards sehr stark ist. Wir haben ihm da auch immer mehr den Glauben gegeben, dass er wirklich stark ist. Er hat sich in diesem Spiel für eine Leistung, die er seit Wochen schon auf einem sehr hohen Niveau bringt, belohnt."
Rückstand kein Problem: Eine Frage der Überzeugung
Michael Liendl, dem an seiner alten Wirkungsstätte am Sonntag seine Assists Nummer sechs und sieben dieser Saison gelangen, freut sich für Leitgeb besonders.
"Drei Tore schießt man nicht immer und dann auch noch gegen den Ex-Klub. Das ist eine wunderschöne Sache für ihn und speziell für die Mannschaft. Wir wissen, dass er extrem kopfballstark ist. Wir haben in diesem Spiel aber beides gezeigt. Dass wir über Standards unheimlich gefährlich sein können, aber auch aus dem Spiel sehr viele Chancen herausspielen können", so der 33-Jährige.
Während die Austria trotz Cup-Erfolg unter der Woche und Pausenführung den Glauben an sich selbst in der Kabine ließ, behielt der WAC auch nach dem Rückstand die Ruhe.
"Man sieht, dass wir untereinander ein Vertrauen gefunden haben. Dass wir an uns glauben. Das hat uns über das Spiel hinweg getragen", meint Leitgeb.
Sein Trainer machte sich daher auch nach den Gegentoren keine Sorgen: "Ich habe, auch als wir in Rückstand waren, ein sehr gutes Gefühl gehabt. Wir haben uns vorgenommen, einen überzeugenden Fußball zu spielen, überzeugt von unserer Idee zu sein. Die Mannschaft hat das von Beginn weg sehr gut umgesetzt. Daher war ich relativ entspannt."
Liendl: "Jetzt haben wir die Latte hoch gelegt"
Das kann Ilzer auch beim Blick auf die Tabelle sein. Während Rapid, Austria und Sturm um einen Platz in der Meistergruppe kämpfen müssen, verfügen die Lavanttaler nun schon über einen Polster von fünf Punkten auf einen Platz in der unteren Tabellenhälfte.
"Wir haben uns ein bisschen abgesetzt und jetzt schon über 20 Punkte. Aber nicht nur der Sieg war wichtig, auch das gesamte Erlebnis, wie das Spiel gelaufen ist, war für uns als Mannschaft sehr wertvoll", sagt Ilzer.
Besonders für Mario Leitgeb. "Der Sieg war extrem wichtig, aber es gibt kein Ausruhen. Wenn du zweimal verlierst bist du wieder mittendrin. Wir schauen, dass wir so weitermachen", so der Mann des Nachmittags.
Für Liendl ist klar: "Jetzt haben wir uns die Messlatte sehr hoch gelegt, daran heißt es in den nächsten Wochen anknüpfen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir eine sehr gute Saison spielen."