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Sturm zwischen Ärger und Ratlosigkeit

Grazer hadern mit sich und einer Schiedsrichter-Entscheidung:

Sturm zwischen Ärger und Ratlosigkeit Foto: © GEPA

Lange Zeit war der Schlager der siebenten Bundesliga-Runde zwischen dem SK Sturm und dem LASK von Langeweile geprägt. Die Oberösterreicher nutzen zwei individuelle Fehler der Grazer eiskalt aus und machen den 2:0-Sieg (Alle Infos >>>) innerhalb von wenigen Sekunden klar.

Dabei nimmt das Spiel erst Mitte der zweiten Halbzeit Fahrt auf - mit der Einwechslung von Kiril Desopodov. Der Bulgare läutet die beste Phase der Steirer ein und ist auch bei jener Szene beteiligt, die nach Spielende für Gesprächsstoff sorgt.

Keine zwei Meinungen

"Ich brauch es gar nicht anschauen, das ist klar Rot."

Sturm-Kapitän Hierländer zur Trauner-Aktion

Es läuft die 70. Minute, als sich Despodov den Ball mit dem Kopf vorlegt und von LASK-Kapitän Gernot Trauner umgerempelt wird. Trauner geht nur auf den Mann, hat keine Chance auf den Ball.

Sturm-Kapitän Stefan Hierländer gibt am "Sky" Mikrofon zu, dass ihn diese Szene mehr schmerzen würde, als die Tatsache, dass die "Blackies" das erste Gegentor aus einem Einwurf erhalten. "Ich brauch es mir gar nicht noch einmal anschauen, das ist klar Rot", so Hierländer. Es sei bezeichnend für dieses Spiel gewesen, dass diese Entscheidung nicht auf ihre Seite gefallen sei, sagt er weiter.

Sogar LASK-Trainer Valerien Ismael weiß, dass seine Mannschaft in dieser Situation glimpflich davon gekommen ist: "Ich glaube, man kann es so oder so pfeifen. Wir hatten in den vergangenen Wochen auch nicht immer Glück mit Schiedsrichterentscheidungen, heute hatten wir dieses Glück vielleicht", so der Franzose diplomatisch. Eine Rote Karte hätte, logischerweise, viel ändern können am Spielverlauf.

"Wir haben nicht gejammert, als wir kein Glück hatten, also werde ich mich jetzt auch nicht beschweren, dass wir zu elft weitergespielt haben", erklärt der Linzer Übungsleiter. Sein Gegenüber, Sturm-Trainer Nestor El Maestro, hingegen findet deutliche Worte. "Ich spreche ungern über Rote Karten für den Gegner. Trauner mag ich als Spieler sehr, deshalb wäre es mir lieber gewesen, wenn er unserem Spieler keine Kopfnuss gibt und Despodov alleine auf das Tor laufen kann. Denn dann verschießt er nicht, das weiß ich."



Tore im richtigen Moment

Trotz der Brisanz - und abgesehen von der Trauner-Aktion - liefern sich beide Teams ein hartes, aber faires Match. Und auch nach Spielende finden die Beteiligten nur anerkennende Worte füreinander.

"Ich will nicht sagen, dass sich es sich der LASK nicht verdient hätte. Es war einfach nicht das Spiel, das wir uns gedacht haben und das ist sehr bitter", gesteht Stefan Hierländer. Auch Thorsten Röcher, der nach überstandener Verletzung sein Comeback bei Sturm feiert, hadert mit den verschenkten Punkten: "Es war sehr von Kampf geprägt. Dann bekommen wir in  einer Phase, in der es für uns eigentlich besser läuft, die Tore. In so einem Spiel entscheiden Kleinigkeiten. Leider nicht für uns."

Sturm war im zweiten Spielabschnitt tonangebend, wirklich zwingend kamen die Grazer aber nur einmal, in Person von Despodov vor das Tor von Alexander Schlager. "Wir waren zweimal knapp davor. Viel mehr bekommt man gegen den LASK auch nicht. Man muss dem LASK ein Kompliment machen für ihren Pragmatismus", so El Maestro.

"Wir haben in der zweiten Halbzeit in den richtigen Momenten die Tore gemacht, als Sturm vielleicht mehr Druck gemacht hat", bilanziert LASK-Trainer Ismael, der voll des Lobes für sein Team ist.

Stolze Linzer

"Mit dem heutigen Spiel kann ich sagen, dass ich angekommen bin"

LASK-Coach Ismael ist zufrieden

"Es war einfach großartig was wir auf den Platz gebracht haben. Die Mannschaft war absolut konzentriert und fokussiert", so der Franzose. Er nennt das Spiel eine "Referenz", denn: "Mit dem heutigen Spiel kann ich sagen, dass ich angekommen bin. Die Kombination aus Pressing und Ballbesitz-Fußball will ich sehen. Das war eine reife Leistung, wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel komplett kontrolliert, auch alle Sturm-Konter abgefangen."

Und noch einer zeigt sich erleichtert. Thomas Goiginger, zuletzt ja auch ins Nationalteam einberufen, hat endlich seinen ersten Saisontreffer erzielt. Dabei hätte er bereits ausgetauscht werden sollen. "Es hat in letzter Zeit nicht so geklappt mit dem Tore schießen, darum bin ich sehr froh, dass ich ihn heute reingehaut habe. Ich wollte nach dem Nationalteam mit breiter Brust auftreten, das ist mir Gott sei Dank gelungen", sagt er.

Auf die Frage, ob der "alte Goigi" wieder da sei, antwortet der Offensivspieler: "Noch nicht, aber er kommt wieder." Auf die Oberösterreicher wartet nun bereits die nächste Herausforderung, am Donnerstag geht es in der Europa League gegen Rosenborg.

"Wir haben jetzt viele geile Spiele vor uns und wollen jedes Spiel mit Freude angehen und unser Bestes auf den Platz bringen. Wenn uns das gelingt, schaut es ganz gut aus", so Torschütze Goiginger. Auch Rückkehrer Petar Filipovic freut sich auf die kommenden Aufgaben: "Es ist eine super interessante Gruppe. Dass der LASK international vertreten ist, hat auch dazu beigetragen, dass ich das Angebot angenommen habe."

Aus dem Europacup hat sich Sturm bekanntlich bereits frühzeitig verabschiedet. Die Grazer blicken nun bereits in die kommende Woche zum Gastspiel in Mattersburg. "Köpfe in die Höhe und weiter gehts. Wir müssen an uns arbeiten und nächste Woche dann den Dreier holen", gibt Thorsten Röcher die Marschroute vor.

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