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Salzburg: "Tempo war der Unterschied zum LASK"

Das Spitzenspiel der Bundesliga wurde aufgrund von Feinheiten entschieden:

Es war das erwartet intensive und auch enge Spitzenspiel zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem LASK.

Das Duell um die Bundesliga-Tabellenführung in der Red Bull Arena fand auf Augenhöhe statt und wurde erst in Halbzeit zwei entschieden, in welcher der Serienmeister aus der Mozartstadt den längeren Atem besaß und schlussendlich verdient mit 3:1 gewinnen konnte (Spielbericht>>>).

Obwohl beide Teams am Ende einer intensiven Zeit mit vielen englischen Wochen stehen, hatte Salzburg schlussendlich noch ein paar Körner mehr als der LASK auf Lager und konnte über 90 Minuten die volle Intensität aufs Feld bringen.

Sinnbildlich für diesen Umstand war das 3:1 durch Enock Mwepu in der Nachspielzeit, der nach 90 Minuten purer Laufleistung von der eigenen Hälfte aus allen Linzern davonrannte und den Deckel auf den Bundesliga-Kracher drauf machte.

Salzburgs Rotation zahlt sich endlich aus

Salzburgs Vorteil gegenüber den Linzern war schlicht die Kaderdichte. Während Salzburg in der Bundesliga oft - aber nicht immer erfolgreich - rotieren konnte, machten die Linzer die letzten paar Wochen mit den gleichen 14, 15 Spielern durch. An Rotation war auch aufgrund von zahlreichen schwerwiegenden Verletzungen zuletzt nicht zu denken.

So gingen die Athletiker selbst ihr letztes, leider schon unbedeutendes Europa-League-Spiel bei Ludogorets Razgrad (fast) in Bestbesetzung an und konnten gewinnen. Das ist dem LASK hoch anzurechnen, kostet aber auch Kräfte.

"Es ist nicht einfach für sie, sie haben am Donnerstag eine Reise gemacht. Die erste Halbzeit war nicht schlecht, es war ein Hin und Her, ein knappes Spiel. Aber am Ende glaube ich, dieses Tempo ist der Unterschied", spricht Salzburg-Coach Jesse Marsch gegenüber "Sky" den Salzburger Trumpf im Spitzenspiel an. Der US-Amerikaner fügt an: "Für den LASK ist es schwer, dieses Tempo zu halten. Das ist unser Vorteil: Wir sind körperlich stark, haben viel Qualität, spielen mit viel Tempo und haben dieses Niveau in der Champions League gespielt."

Marsch fand in der Kabine die richtigen Worte

Im ersten Durchgang konnten die Linzer dieses Tempo noch besser mitgehen und boten den läuferisch starken "Bullen" Paroli. Chancen ließen die Stahlstädter keine zu, trafen aber selbst durch Johannes Eggestein.

Salzburg, wo Patson Daka aufgrund seines besseren Tiefgangs etwas überraschend anstelle von Sekou Koita starten durfte, versuchte es mit vielen direkten, weiten Bällen auf den schnellen Sambier, doch der LASK stand gut. Auch wenn die Oberösterreicher Glück hatten, dass Schiedsrichter Harald Lechner nach einem Laufduell zwischen Andres Andrade und Daka, bei dem Letzterer kurz vor dem Strafraum zu Fall kam, nicht auf Notbremse und Rot entschied.

Salzburg ließ sich von der unzufriedenstellenden ersten Hälfte nicht beirren und kam wie so oft deutlich verbessert aus der Kabine. Marsch, der für seine emotionalen Halbzeit-Ansprachen bekannt ist, lobt die Moral seines Teams: "Es ist einfach, in der Halbzeit zu sagen: Es ist nicht unser Tag und es hätte Rot für den LASK geben müssen. Aber wir haben gesagt, dieses Spiel ist unser Spiel und wir kommen da wieder rein. Und die ersten 15 Minuten der Halbzeit waren überragend und wir haben zwei Tore erzielt."

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

"War ein Mentalitätsspiel"

Zuerst war Daka erfolgreich, dann nutzte Mergim Berisha einen seltenen Patzer von LASK-Keeper Alexander Schlager aus und schließlich machte Mwepu dank eines Energieanfalls alles klar.

Der LASK musste aufgrund der starken zweiten Salzburger Hälfte nicht nur drei Punkte sondern auch die Tabellenführung in Wals-Siezenheim lassen. Wie viel Bedeutung hat Platz eins in der Tabelle nach elf Spieltagen, also genau zur Halbzeit des Grunddurchgangs, Jesse Marsch?

"Es ist gut, wenn wir auf die Tabelle schauen, aber insgesamt war es ein wichtiges Spiel, weil der LASK eine so gute Mannschaft und eine so große Konkurrenz ist. Es war ein Mentalitätsspiel, das ist gegen den LASK immer so", sagt der US-Amerikaner nach der Rückeroberung der Tabellenführung.

Nun haben die Salzburger zwei Zähler Vorsprung auf den LASK, viel Bedeutung hat dieser Umstand für Marsch zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft aber nicht: "Diese Saison wird bis zum Ende knapp. Besonders in der Meisterrunde, das wird die wichtigste Zeit."

"...das ist auch gut für die Liga"

Der LASK schwingt sich aktuell zum heißesten Titelkonkurrenten der Mozartstädter auf, nachdem sich die Linzer bereits in der Vorsaison anschickten, dem Serienmeister den siebten Titel in Folge streitig zu machen. Nach Ende des Grunddurchgangs lagen die Athletiker sechs Zähler vor den "Bullen", nach der Punkteteilung wären es immerhin noch drei Punkte Vorsprung gewesen, wären nicht die Trainingsvergehen der Linzer in der Corona-Pause passiert.

Aber auch mit Rapid, dem zuletzt allerdings völlig die Kräfte ausgingen, sowie einem wiedererstarkten Sturm, das die erste Begegnung mit Salzburg in dieser Saison für sich entscheiden konnte, wird zu rechnen sein.

"Sturm spielt super in der Liga, Rapid ist sicher eine große Konkurrenz und dann der LASK. Der LASK ist eine super Mannschaft", streut Marsch den Linzern Rosen. Gegen den LASK taten sich die "Bullen" in den vergangenen Jahren oft besonders schwer, durch die intensive Spielweise der Oberösterreicher wurde Salzburg auch auf nationaler Ebene richtig gefordert.

"Ich mag diese Spiele. Sie sind eine große Chance für uns, eine große Herausforderung. Wir können nur reifen, wenn wir solche Spiele jede Woche spielen, das ist gut für uns und auch gut für die Liga", erklärt Marsch.

Marsch zum BVB? "Keine Zeit zu überlegen"

Der Name des US-Amerikaners tauchte am Sonntag auch in deutschen Sportmedien vermehrt auf. Marsch wird schon längere Zeit als Kandidat bei Borussia Dortmund gehandelt, sollte Lucien Favre gefeuert werden. Dieser Fall ist nun eingetreten, der Schweizer musste nach einem blamablen 1:5 gegen den VfB Stuttgart in Dortmund gehen.

Bis Saisonende übernimmt der bisherige Co-Trainer Edin Terzic, dann soll eine externe Lösung gefunden werden. Diese könnte Jesse Marsch heißen, wenngleich mit Marco Rose aktuell eine andere Personalie mit Salzburg-Bezug in der Pole-Position liegen soll.

Marsch geht mit den Gerüchten offen um, er sagt: "Wir haben über dieses Thema letztes Jahr gesprochen und vielleicht im Sommer wieder. Jetzt ist meine Arbeit in Salzburg so wichtig. Ich habe keine Zeit zu überlegen, was mit anderen Vereinen passiert. Ich habe genug Arbeit hier." Der US-Amerikaner betont immer wieder, wie wohl sich seine Familie und er in Österreich fühlen und wie sehr er seinen Job in der Mozartstadt aktuell genießt. Auch am Sonntag ist das nicht anders:

"Ich mag unseren Verein, ich mag unsere Mannschaft. Die Arbeit mit allen hier ist angenehm, schwierig, aber macht auch viel Spaß. Meine Konzentration bleibt immer bei unserer Mannschaft", sagt Marsch, dessen Vertrag in Salzburg bis 2022 läuft.

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