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Das Wiener Derby der Youngsters

Vor einem Derby mit besonderer Ausgangslage ist Erfahrung nicht unbedingt Trumpf:

Das Wiener Derby der Youngsters Foto: © GEPA

Das 330. Wiener Derby am Sonntag (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker) zwischen Rapid und der Austria steht unter interessanten Vorzeichen. Während die tabellarischen Kämpfe der Erzrivalen an unterschiedlichen Fronten stattfinden, gehen beide Klubs mit klaren Erfolgserlebnissen vom letzten Wochenende ins Duell im Allianz Stadion.

Besonders das 5:0 der "Veilchen" über Hartberg ließ neue Hoffnung in Favoriten aufleben, deren Saat auf jungem Boden keimt: Mit Benedikt Pichler, der in seinem zweiten Bundesliga-Spiel mit einem Tor und einem Assist glänzte, Manprit Sarkaria und Dominik Fitz, der zurück in die Startelf kam, waren drei Youngsters mitverantwortlich für einen möglichen ersten Schritt zur violetten Trendwende.

Während sich Pichler überhaupt erst an die Bundesliga herantastet, hat Fitz 63, Sarkaria fünf Einsatzminuten in Wiener Derbys zu Buche stehen. Am Sonntag scheint die Möglichkeit durchaus gegeben, dass alle drei in der Austria-Startelf aufscheinen könnten.

Überrascht Rapid wieder mit einem Debütanten?

Und auch bei Rapid gibt es mit Kelvin Arase (21 Derby-Minuten) einerseits einen Youngster, der sich in den letzten Wochen in die Startformation gespielt hat, nachdem er zu Beginn der Saison gar kein Teil der engeren Planungen war - und andererseits die (auch durch Verletzungen bedingte) Neigung von Didi Kühbauer, immer wieder Nachwuchs-Hoffnungen von Rapid II ins kalte Bundesliga-Wasser zu werfen.

Zuletzt etwa Verteidiger Lion Schuster (19), der sein Debüt in der Schlussphase des 4:0 beim LASK feiern durfte, während Adrian Hajdari (19) und Supertalent Yusuf Demir (16) in Pasching ebenfalls auf der Bank saßen.

Oder Dalibor Velimirovic, der sein Bundesliga-Debüt gleich über 90 Minuten ausgerechnet beim 3:1 im ersten Wiener Derby der Saison bestritt. Nicht ausgeschlossen, dass der Rapid-Trainer gerade im hochbrisanten Duell zumindest für einen Kurzeinsatz wieder auf eine ganz neue Kraft vertraut.

Ein erfrischendes Element von den Young Violets

Bei der Austria deutete sich bereits beim 0:0 bei der Admira an, dass die Mittelfeld-Variante mit Sarkaria, Fitz und Pichler dringend benötigten Schwung in das Offensiv-Spiel neben Alexander Grünwald und Christoph Monschein bringen könnte. So vergab Benedikt Pichler nach seiner Einwechslung in der Schlussphase zwei dicke Chancen auf den Sieg.

Gegen Hartberg startete Pichler erstmals und mimte mit Sarkaria jenes Flügel-Paar, welches auch bei den Young Violets zuletzt gut funktionierte. Seit Ende September, als sich der schlechte Saisonstart in der HPYBET 2. Liga langsam ins Gegenteil umkehrte, hatte Sarkaria in vier Spielen vier Tore und drei Assists zu Buche stehen - Pichler fünf Treffer und zwei Vorarbeiten.

Das Duo besorgte gegen Hartberg, den Konkurrenten um das obere Bundesliga-Playoff, gleich das frühe und wichtige 1:0 in Zusammenarbeit.

"Es war ein erfrischendes Element, welches die Jungen in unser Spiel gebracht haben. Aber es wird zu viel in Siege oder Niederlagen reininterpretiert", bremst der Austria-Trainer dennoch und erinnert auch an die Leistungen von Fitz: "'Fitzi' hat die ganze Saison gespielt und sein Talent immer wieder unter Beweis gestellt. Aber es ist normal bei einem jungen Spieler, der seine erste volle Saison spielt, dass es Phasen gibt, in denen er ein bisschen abfällt."

Pichlers Austria-Start mit Bedacht

Benedikt Pichler drängt sich nicht nur aufgrund des guten Einstands, sondern auch als naheliegender Ersatzmann für den verletzten Maximilian Sax auf.

"Bei Benni hatten wir Überlegungen zum Hartberg-Spiel, aufgrund derer wir meinten, er wäre dafür absolut passend. Er hat sich auch über Wochen bei den Young Violets für diese Aufgabe empfohlen. Sarkaria hat jetzt schon das vierte Spiel von Beginn weg gespielt. Sie haben es richtig gut gemacht und sind vom Charakter her so aufgestellt, dass sie sicher nicht abheben und auch für das Derby bereit sind", lässt auch Christian Ilzer einen möglichen erneuten Einsatz des ursprünglichen Young-Violets-Duos anklingen.

Bei Pichler fiel die Entscheidung, ihn zunächst in der zweiten Mannschaft antreten zu lassen, im Spätsommer. "Wir haben versucht, ihn an unser Niveau anzupassen, er hatte am Anfang auch Verletzungsprobleme. Aber wie er sich schon die ganze Zeit über bei uns präsentiert - er ist definitiv ein Spieler, dem eine große Zukunft gehört. Für Hartberg war er definitiv ein Überraschungsfaktor, wie weit er diese Rolle auch gegen Rapid spielen könnte, werden wir sehen", so Ilzer über den 22-Jährigen, der im Sommer von Austria Klagenfurt kam.

Arase als Rapids offensives Multifunktions-Werkzeug

Wer aus dem Trio Pichler, Fitz und Sarkaria bei einem Derby-Einsatz auf dem Platz öfter einmal auf Kelvin Arase treffen könnte, hängt indes ganz davon ab, wo Didi Kühbauer den 20-Jährigen diesmal einsetzt.

In den letzten drei Runden spielte sich der Offensiv-Mann, der anfangs der Saison kurzzeitig sogar noch an die SV Ried verliehen war, in die Startelf. Die Position war aber stets eine andere.

Beim 3:0 in Altach noch als echter Stürmer aufgestellt (und mit Tor und Assist im Rampenlicht), rückte er gegen Sturm auf die linke Seite, um schließlich beim LASK im 3-5-2, auch bedingt durch zahlreiche Verletzungen, seine Premiere als Rechtsaußen feierte und auch dort zu überzeugen wusste.

"Ich glaube, dass er mit seinen Leistungen in den letzten Wochen auf mehreren Positionen einen Stammplatz erkämpft hat. Er wird am Sonntag auflaufen - aber auf welcher Position, das wird sich zeigen", bestätigt auch Kühbauer.

Vielleicht findet der Rapid-Trainer für Arase einen ganz anderen Verwendungszweck - oder überträgt den Faktor Überraschung auf einen kompletten "Newbie". Aus (Verletzungs-)Not oder als Tugend: Bei Rapid sind die Grenzen zwischen diesen Kategorien in Sachen "Youngster" schon länger fließend.

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