Neo-Sportdirektor Franz Schiemer blickt auf eine "spannende und intensive" erste Amtswoche bei der SV Ried zurück. "Es prasseln sehr viele Dinge auf einen ein, aber das ist bei jedem neuen Job so", erklärt der 30-Jährige.
Im Duell gegen Salzburg (So., 16:30 Uhr) streben die Innviertler einen ersten Schritt aus den unteren Tabellenrängen an. "Unsere Priorität ist, so schnell wie möglich hinten wegzukommen", sagt Schiemer, der viel beim Team war und in regen Austausch mit Coach Benbennek steht.
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"Ich habe sehr viel Gestaltungsfreiheit"
Geht dieser Tage im Innviertel gar das Abstiegsgespenst um, soll der aus dem Hausruckviertel stammende Schiemer die "Wikinger" in sportlich rosigere Zeiten führen. Drei Jahre läuft sein Vertrag vorerst. "Ich habe sehr viel Gestaltungsfreiheit, das ist für mich das Reizvolle an der Geschichte. Aber ich muss zeigen, dass ich es auch kann", sagte der Ex-Teamspieler.
25 Länderspiele absolvierte Schiemer für Österreich. Auf Clubebene holte der Verteidiger mit der Austria (2006) und Red Bull Salzburg (2010, 2012, 2014) viermal den Meisterteller. Schiemer ist der erfolgreichste Kicker, der bis dato aus dem Rieder Nachwuchs hervorgegangen ist. Innerhalb des Vereins sind die Hoffnungen groß. "Er ist einer von uns. Wir sind froh, dass er wieder zurück ist", betonte beispielsweise der aktuelle Ried-Profi Thomas Reifeltshammer.
Ehrgeizige Ziele
Mit Kritik weiß der als Aktiver stets für großen Einsatzwillen gelobte Schiemer umzugehen. Vor allem sein Alter war bei der Bestellung zum Sportdirektor Hauptangriffsfläche. "Das ist legitim", bekannte der Familienvater. Seine Motivation sei es nun, "zu beweisen, was ich kann und mir zutraue". Dabei sei im Hinblick auf die heikle Tabellensituation jedoch Fingerspitzengefühl gefragt. "Wenn man jetzt versucht, etwas radikal umzudrehen, kann das nach hinten losgehen."
Eine Mannschaft zu formen, "die nicht jedes Jahr ums Überleben kämpft", ist ein großes Ziel für die nähere Zukunft. Dann soll auch der Kampf um die Europacup-Plätze wieder Thema werden. Zuletzt spielte Ried im Herbst 2012 international.
14 Verträge laufen aus
Arbeit kommt auf Schiemer, der sein Büro nahe des neu errichteten Trainingsgeländes beziehen wird, genug zu. 14 Verträge laufen im Sommer aus, darunter jene von Gernot Trauner, Clemens Walch, Patrick Möschl oder Dieter Elsneg. Nicht unbedingt ideal sei diese Situation, bekannte Rieds Sportchef. Unterstützung bekommt er von seinem Vorgänger. Der von der Clubspitze entmachtete Stefan Reiter hat angekündigt, dem 26 Jahre jüngeren Schiemer im Bedarfsfall mit Rat zur Seite zu stehen.
Schiemers Vision ist ambitioniert. So soll langfristig gesehen eine neue Vereinsphilosophie aufgebaut werden. Selbst habe er aus seiner Zeit in Wien ebenso wie beim Liga-Dominator in Salzburg viel mitnehmen können, betonte Schiemer.
"Eine klare Strategie, nach der sich alles im Verein ausrichtet", ist das Ziel. Besonderes Augenmerk soll dem Rieder Nachwuchs gelten, die hauseigene Akademie die Basis für die Profi-Mannschaft bilden. Schiemer selbst war der erste Spieler aus der AKA SV Ried, der es ins Profigeschäft und ins ÖFB-Team geschafft hat.
"Geld spielt nicht Fußball"
Der gängigen Meinung zum Trotz sei es laut Schiemer nämlich nicht der finanzielle Hintergrund, der Salzburg in Österreich die Topposition beschert. "Geld spielt nicht Fußball. Es geht um Strukturen und professionelle Arbeit. Das macht den Unterschied aus."
Ried habe dabei noch genug Potenzial nach oben. Erwähnt werden muss diesbezüglich aber auch, dass der Verein seit Monaten kein klares Organigramm vorgelegt hat. Die Oberösterreichischen Nachrichten schrieben deshalb über Schiemer als "einzigem Rettungsanker für eine völlig planlose SV Ried".