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LASK: Das emotionale Ende des "Glasner-Fluchs"

von Peter Altmann
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Nachdem der Torschuss von Philipp Wiesinger in der 89. Minute die Torlinie überquerte, hielt Oliver Glasner genau nichts mehr an der Seitenlinie.

Das Trainer des LASK stürmte auf das Feld und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Pures Glücksgefühl! Der dramatische 2:1-Sieg im Schlager gegen Rapid (VIDEO) musste natürlich mit dem richtigen Jubel unterlegt werden.

Diese wichtigen drei Punkte für die Linzer haben für den Coach zudem einen angenehmen Nebeneffekt. Von einem "Glasner-Fluch" wird vor Duellen mit den Hütteldorfern so bald wohl nicht mehr gesprochen werden.

"Das ist die unwichtigste Statistik, was mich betrifft", schwört der 43-Jährige, "wir haben jetzt viel mehr den dritten Sieg innerhalb einer Woche gefeiert - in der Südstadt, gegen Besiktas und jetzt vor ausverkauftem Haus gegen Rapid. Das zählt! Ob Oliver Glasner gewinnt oder nicht, ist völlig zweitrangig."

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2:1-Sieg ist nicht gleich 2:1-Sieg

Eine unwichtige, aber ebenso unschöne Statistik. Vor diesem emotionalen Sieg gingen bekanntlich alle neun Duelle von Glasner als Ried- und LASK-Trainer mit Rapid verloren. Für den LASK war es in der Liga der erste Sieg gegen Grün-Weiß seit dem 29. August 2010, in der Vorsaison zog man in allen vier Begegnungen den Kürzeren.

Das Ende seiner Negativserie scherte den Oberösterreicher nach der Partie dennoch relativ wenig, vielmehr war für ihn an diesem heißen Sommerabend die Mannschaft der Star:

"Viel wichtiger ist, wie die Spieler auftreten, wie der Zusammenhalt ist. Nach dem Tor von Philipp Wiesinger schmeiße ich noch Emanuel Pogatetz rein und der gewinnt noch seine drei Kopfbälle - genau das zeichnet uns aus: Dass die Spieler an ihre Grenzen gehen, egal ob sie für 30 Sekunden oder für 95 Minuten gebraucht werden. Genau das macht mir Freude!"

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2:1-Sieg ist nicht gleich 2:1-Sieg - diese bittersüße Erfahrung mussten der LASK und seine Fans in der vergangenen Woche machen. Nach dem Last-Minute-Aus in der Europa-League-Qualifikation gegen Besiktas Istanbul vergoss man trotz des Heimsiegs bittere Tränen, umso süßer schmeckte der Erfolg gegen Rapid.

Eine Watsche gekriegt und wieder aufgestanden

Letztlich war es vor allem ein Erfolg der Mentalität. "Das war eine richtige Energieleistung von den Spielern", lobte Glasner, der bis auf eine Position (Wiesinger für Pogatetz) auf Rotation verzichtete und somit den Besiktas-Helden die Chance gab, sich den Frust von der Seele zu laufen.

"Das gibt's ja net, nicht schon wieder!", sei laut Glasner die kollektive Reaktion auf der LASK-Bank nach dem späten Ausgleich zum 1:1 für Rapid gewesen - wieder ein später Nackenschlag wie drei Tage zuvor gegen Besiktas.

"Vor dem, was die Spieler dann geleistet haben, habe ich den allerallergrößten Respekt. Sie sind nicht zusammengebrochen, haben zwar wieder eine Watsche gekriegt, sind aber wieder aufgestanden und haben das Siegtor erzwungen. Großes, großes Kompliment für diese Einstellung. Sie wollten nicht hinnehmen, wieder völlig unverdient nicht als Sieger vom Platz zu gehen."

Was sagt uns das über die LASK-Mannschaft?

Was sagt uns das über die LASK-Mannschaft des Sommers 2018? Einiges. Also lauschen wir den Ausführungen Glasners:

"Das ist, was ich den Spielern immer zu vermitteln versuche: Wenn du daran glaubst und wenn du alles dafür tust, bekommst du immer noch eine Torchance. Das ist so! Da geht es um Glauben und unbedingten Willen."

Oliver Glasner

"Das sagt uns, dass wir mittlerweile auf einem sehr guten Niveau sind und uns nicht von den Ergebnissen abhängig machen, sondern auf die Leistung und das, was wir machen wollen, schauen - egal gegen welchen Gegner, egal ob daheim oder auswärts. Das bewerten wir, so gehen wir raus und schauen, dass wir das auf den Platz bringen - so gut es geht! Es gibt immer wieder Phasen im Spiel, wo es sehr gut geht, und dann gibt es immer wieder Phasen, in denen wir vielleicht Probleme haben. Aber die Mannschaft zeichnet aus, dass sie vom Anpfiff des Schiedsrichters bis zum Abpfiff des Schiedsrichters immer durchzieht, so gut sie kann. Alleine dafür bin ich sehr froh, dass ich Trainer so einer Mannschaft sein darf."

Wie schon gegen die Admira eine Woche zuvor wurde der Sieg gegen Rapid quasi in letzter Minute sichergestellt - zwei späte Tore, die zusätzliche vier Punkte sicherten. Glasner weiter:

"Man darf dabei aber nicht vergessen, wir haben gegen Besiktas diesen Nackenschlag in der 90. Minute gekriegt und haben dann in der 93. Minute noch eine Torchance. Das ist, was ich den Spielern immer zu vermitteln versuche: Wenn du daran glaubst und wenn du alles dafür tust, bekommst du immer noch eine Torchance. Das ist so! Da geht es um Glauben und unbedingten Willen. Ich möchte einfach, dass die Spieler, wenn das Match aus ist, runtergehen und sagen: 'Ich habe alles dafür getan, damit wir als Sieger vom Platz gehen.' Manchmal reicht's, manchmal reicht's nicht, das ist eine andere Geschichte. Aber sie sollen heimgehen und sich sagen, sie haben alles getan, damit die Mannschaft erfolgreich ist. Das haben sie verinnerlicht. Dazu brauchst du die Typen und die Charaktere, und die haben wir."

"Wir wären eigentlich lieber am Mittwoch nach Belgrad geflogen, aber ich glaube, die Spieler sind froh, dass sie mich einmal nicht sehen und vor allem hören müssen."

Oliver Glasner

Dies sei nicht nur auf dem Feld zu beobachten: "Die Truppe schenkt sich nichts, in keinem Training. Okay, zuletzt haben wir außer Regeneration eigentlich eh nichts mehr trainiert. Dennoch: Diese Mannschaft lebt hochprofessionell, sie hat einen unglaublichen Zusammenhalt. Das sieht man auch daran, dass Philipp Wiesinger vier Monate verletzt war und jetzt den Siegtreffer erzielt hat. Das sind die Kleinigkeiten, die die Mannschaft noch mehr zusammenschweißen. Wir haben uns gefragt: Reicht der Kader für eine Doppel- und Dreifachbelastung? Wir hatten eine Phase, in der wir nur 15 fitte Feldspieler hatten. Aber auch die sind durchmarschiert. Wir lassen uns nicht beirren. Jetzt kommen die Spieler zum Glück wieder zurück. Wir hätten die Phase der Dreifachbelastung gerne ein bisschen länger gehabt, aber wir nehmen es so, wie es ist. Jetzt tun wir einmal zwei Tage lang nichts!"

Die Spieler werden Glasner nicht "vermissen"

Glasner hoffte, dass seine Spieler nach dem Rapid-Match länger nicht heim gehen würden ("Das haben sie sich verdient"). Die zwei trainingsfreien Tage sind für alle Beteiligten beim LASK nach intensiven Wochen eine angenehme Belohnung.

"Wir haben jetzt vier Wochen jeden Tag trainiert, gespielt oder sind irgendwohin geflogen. Das war natürlich eine sehr intensive Phase für uns alle", verdeutlicht Glasner.

Wie sehr er seine Spieler während des "Kurzurlaubs" vermissen werde und sie ihn?

"Wir wären eigentlich lieber am Mittwoch nach Belgrad geflogen, aber ich glaube, die Spieler sind froh, dass sie mich einmal nicht sehen und vor allem hören müssen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich auch froh, dass ich einmal ein bisschen Zeit mit meiner Familie verbingen kann, denn die vermisst mich auch schon."

Textquelle: © LAOLA1.at