Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Fußball-Welt in Hütteldorf derzeit Kopf steht.
Die Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen haben Spuren hinterlassen. Zuerst der Derby-Skandal und seine Folgen, die Fans, die weiterhin ihren Kurs gegen Verein, Medien und eigentlich alle fahren und auch sportlich ist der SK Rapid weit von der Top-Form entfernt.
Nach dem 1:1 gegen Sturm Graz hat sich Ernüchterung eingestellt, samt Geständnis von Kapitän Max Hofmann: "Man spürt die Unruhe im ganzen Stadion."
Negativerlebnisse haben mentale Auswirkungen
Nach dem fünften Heimspiel in Folge ohne vollen Erfolg und nur zwei Punkten aus drei Frühjahrs-Spielen beginnt Rapid zu grübeln. Selbst um das Ziel Europacup müssen die Grün-Weißen nach dem Rückfall hinter die Admira auf Rang vier (punktegleich mit dem LASK) zittern.
Auch gegen Sturm Graz kippte die Stimmung schnell, daraus macht Hofmann kein Geheimnis. "Das ist dann nicht einfach. Auch, weil wir jedes Mal einem Rückstand nachlaufen. Im Endeffekt müssen wir eh zufrieden sein, dass wir den Punkt noch geholt haben."
Damit sprach der Innenverteidiger knallhart die Unzufriedenheit über das Remis an, während Richard Strebinger etwa auf der Leistung aufbauen will und er kämpferisch gesehen haben will, "was in uns steckt."
Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass die Negativerlebnisse sehr wohl mentale Auswirkungen auf die Mannschaft haben.
Djuricin: "Das wäre nur eine Ausrede"
Dies stritt Goran Djuricin bekanntlich ab. Der Trainer wollte davon gar nichts wissen und schloss aus, dass sich die Unruhe im Umfeld des Vereins auch auf das Geschehen auf dem grünen Rasen auswirkt.
"Das wäre nur eine Ausrede, darüber mache ich mir null Gedanken. Ich muss mich um das Sportliche kümmern. Wir müssen trocken analysieren, der Rest ist uninteressant", meinte der 43-jährige Wiener.
Und auch Strebinger sieht dieses Problem nicht: "Ich glaube, da hat man gesehen, was in uns steckt. Und dass es kompletter Blödsinn ist, dass wir mental nicht stark sind und nicht alles geben."
Dass die Mannschaft jedoch sensibel ist, ist schon länger bekannt. Hofmann spricht jedenfalls von einer Kopfsache, die es dem einen oder anderen erschwert, seine Leistung abzurufen.
"Ja sicher, das ist ganz normal. Im Fußball spielt sich viel im Kopf ab. Sicher versucht man es auszublenden, aber es ist nicht einfach. Es ist nicht die erste Situation, aber es rennt natürlich leichter, wenn du eine Siegesserie hinter dir hast. Das hat man im Herbst gesehen. Wenn man mal drei, vier Spiele hintereinander gewinnt, dann fliegen einmal ein paar Bälle rein, die sonst nicht reingehen. So ist es jetzt halt nicht, aber da müssen wir uns selber rausholen."
"Dann geht alles nach hinten los"
Die große Frage lautet jedoch: Wie? Derzeit überwiegt mehr die Orientierungs- und Ratlosigkeit bei den Hütteldorfern, die voller Selbstvertrauen das Frühjahr in Angriff nehmen wollten und bisher bitter enttäuscht wurden.
"Insgesamt über alle Spiele gesehen müssen wir sicher der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor arbeiten. Wenn wir die Tore machen, können wir alle drei Spiele gewinnen. Dann redet wahrscheinlich keiner von einer Krise. Aber wir machen die Tore nicht und schießen sie uns auch noch selber. Dann geht das alles nach hinten los", streicht Hofmann den wohl eklatantesten Makel in dieser Saison hervor.
"Es wird wichtig sein, dass wir einmal in Führung gehen, uns das Sicherheit gibt und das Stadion da ist. Das würde jedem von uns auch weiterhelfen", hoffen der Ersatzkapitän für Stefan Schwab, Christopher Dibon und Louis Schaub auf einen Umschwung - auch auf der Tribüne.
In dieser Hinsicht hängt jedoch die sportliche Leistung mit der Zufriedenheit der Fans zusammen. Rapid hat viel Kredit verspielt, diesen gilt es nun, sich wieder zu erarbeiten. Auch wenn dieses Vorhaben durch die mentale Herausforderung noch erschwert wird.