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Klaus Schmidt nach SVM-Aus: "Gnadenloses Geschäft"

Der Ex-Mattersburg-Coach über den Abschied und das Verwirrspiel mit St. Pölten.

Klaus Schmidt nach SVM-Aus: Foto: © GEPA

Zum Lachen waren die vergangenen Tage und Wochen für Klaus Schmidt eher weniger, seinen trockenen Humor hat er dennoch nicht verloren.

"Nach einem Jahr Pappel-Stadion muss man aufs Empire State Building schauen. Das hab' ich mir zumindest eingebildet", schmunzelt er im Gespräch mit LAOLA1 im Hinblick auf seinen Kurztrip in die USA nach dem Saisonende:

"Ich war mit meiner Familie fünf Tage in New York und habe mir den Großstadt-Flash gegeben. So gesehen tut es jetzt ein paar Tage lang eh gut, dass ich zu Hause in Aflenz wieder auf die Wiese rausschaue und es beschaulich und ruhig ist."

In den Genuss dieser Ruhe kommt Schmidt nach seinem Abschied vom SV Mattersburg nun ein wenig länger als erhofft. Die Hektik des Bundesliga-Geschäfts verfolgt er zumindest vorerst quasi von der "Trainer-Ersatzbank" aus.

Das Wie und Warum wirft zumindest Fragen auf.

Denn letztlich gibt es die offiziellen Begründungen und parallel auch jene Story, dass Liga-Rivale SKN St. Pölten eine Rolle gespielt hat. Aber der Reihe nach.

Schmidts Begründung

"In den vergangenen Wochen, in denen ich ohne Sportlichen Leiter auskommen musste, hat sich abgezeichnet, dass es Meinungsverschiedenheiten in der Personalplanung beziehungsweise der Kadersituation gibt. Es war dann irgendwo klar, dass es ein Ende nehmen und nicht mehr weitergehen wird", begründet Schmidt aus seiner Sicht die einvernehmliche Trennung von den Burgenländern.

"Die Bestellung eines Sportlichen Leiters hat sich sehr, sehr lange hingezogen. Zwei, drei Monate vor einer Transfer-Periode gilt es, neue Ideen auf die Welt zu bringen. Das war natürlich schwierig ohne Sportlichen Leiter."

Nachdem Robert Almer, der inzwischen beim ÖFB angeheuert hat, seinen Abschied als Sportdirektor und Tormanntrainer angekündigt hat, blieben beide Positionen vorerst vakant. Nach einem Coach für die Goalies wird nach wie vor gefahndet. Die Personalie des Sportchefs ist inzwischen gelöst - Franz Ponweiser wurde am Sonntag in Personalunion als Schmidt-Nachfolger und Sportlicher Leiter vorgestellt (LAOLA1-Interview: "Bin nicht blauäugig").

"Die Bestellung eines Sportlichen Leiters hat sich sehr, sehr lange hingezogen. Zwei, drei Monate vor einer Transfer-Periode gilt es, neue Ideen auf die Welt zu bringen. Das war natürlich schwierig ohne Sportlichen Leiter", meint Schmidt, der einer möglichen Zusammenarbeit mit Ponweiser aber durchaus nachzutrauern scheint:

"Franz Ponweiser ist relativ spät bestellt worden. Das ist natürlich schade, weil Franz ein sehr guter und agiler Typ ist, der sicher etwas weiterbringt."

Länger überlegte Geschichte

Schmidts Entscheidung war da jedoch schon gefallen, obwohl sein Vertrag erst Ende März um zwei Jahre verlängert wurde. "Es war eine länger überlegte Geschichte", meint der 51-Jährige und verweist darauf, dass es für beide Seiten passen müsse, wenn man sich auf einen gemeinsamen Weg für zwei Jahre einlässt:

"Daran, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen ist, hat man gemerkt, dass es auch vom Präsidenten in irgendeiner Art und Weise nicht von der Hand zu weisen war. Insofern war der Gedanke vielleicht gar nicht so falsch."

Dass SVM-Boss Martin Pucher in Zukunft Spieler aus der eigenen Akademie vermehrt forcieren möchte, sei für ihn jedoch kein Grund zur Uneinigkeit gewesen: "Gar nicht. Wir haben versucht, David Nemeth zu forcieren und haben schon in der vergangenen Saison Christoph Halper eine gute Bühne gegeben. Das Bekenntnis, junge Spiele zu integrieren, hätte ich mitgetragen."

Das Verwirrspiel um St. Pölten

Dies ist die eine Seite, die andere Seite ist das angebliche Interesse des SKN St. Pölten. Folgende Geschichte kursiert - medial beispielsweise von der "Kleinen Zeitung" beschrieben:

Schmidt soll sich mit dem SKN geeinigt und in Mattersburg um eine Vertragsauflösung gebeten haben. Inzwischen soll es sich der SKN jedoch anders überlegt und einem anderen Schmidt, nämlich Alexander Schmidt, den Vorzug gegeben haben. Eine Version, die so kaum offizielle Bestätigung finden wird.

"Wer weiß, ob das mit St. Pölten gepasst hätte, das kann man alles nicht sagen. Außerdem denke ich, dass St. Pölten nicht erst seit Samstag einen Trainer hat, sondern diese Entscheidung sicher schon länger getroffen hat."

Auch Schmidt betont, dass das St.Pölten-Gerücht "gar nicht" in seine Trennung von Mattersburg reingespielt habe: "Ich habe für mich selbst gegen Ende der Meisterschaft hin den Schluss gezogen, dass es Dinge oder Ereignisse gab, die nicht gepasst haben, die nicht produktiv waren. So wurde diese Entscheidung geboren."

Dass es Kontakt mit dem SKN gab, leugnet der Steirer jedoch nicht: "Im April gab es ein loses Gespräch, aber da habe ich gesagt, dass ich vertraglich gebunden bin. Somit war das erledigt."

Wie ärgerlich es so gesehen im Hinblick auf St. Pölten wäre, dass der SKN kurz vor seinem Abgang aus Mattersburg einen neuen Coach bestellt hat?

"Wer weiß, ob das mit St. Pölten gepasst hätte, das kann man alles nicht sagen. Außerdem denke ich, dass St. Pölten nicht erst seit Samstag einen Trainer hat, sondern diese Entscheidung sicher schon länger getroffen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie erst zwei Tage vor Trainingsstart einen Trainer bestellen."

Ein gnadenloses Geschäft

Wie auch immer es im Hintergrund tatsächlich gelaufen ist, fest steht, dass Schmidt vorerst ohne Job dasteht - allerdings in einem Business, in dem die Beschäftigungsverhältnisse von Trainern immer kürzer werden. Er selbst hatte den SVM vergangenen Sommer in der 6. Runde übernommen und war damit inzwischen einer der am längsten dienenden Bundesliga-Trainer.

"Ich verabscheue und hasse es eigentlich, irgendwo zu sitzen und auf eine Möglichkeit zu warten. Denn wenn man selbst einen Job hat und sich im Karussell befindet, weiß man, dass es das Grausigste ist, wenn man vor die Tür gesetzt wird."

"Es ist natürlich ein gnadenloses Geschäft", meint Schmidt, der sich nun einmal der Aufarbeitung des Kapitels Mattersburg widmen möchte: "Jetzt kommt die Phase, in der man reflektieren muss, was man gut und was weniger gut gemacht hat. Irgendwann kommt dann die Phase: Was passiert in Zukunft? Aber noch bereite ich mich nicht auf irgendetwas Neues vor, weil ja nicht anzunehmen ist, dass in den nächsten Wochen irgendwo etwas passiert, da alle Positionen besetzt sind."

Natürlich hofft der 51-Jährige, dass sich "in ein paar Monaten jemand daran erinnert, dass der Klaus Schmidt in Mattersburg eine gute Arbeit geleistet hat, wenn er wirklich glaubt, dass er den Trainer wechseln muss".

Öffentlich aufdrängen möchte er sich aus gutem Grund jedoch nicht, während er sich in der Warteschleife befindet: "Ich verabscheue und hasse es eigentlich, irgendwo zu sitzen und auf eine Möglichkeit zu warten. Denn wenn man selbst einen Job hat und sich im Karussell befindet, weiß man, dass es das Grausigste ist, wenn man vor die Tür gesetzt wird. Deswegen wünscht man das keinem anderen Trainer."

Schmidt kann in den Spiegel schauen

Ob sich besagtes Karussell auch in der kommenden Spielzeit in einem derart atemberaubenden Tempo drehen wird, wird sich weisen.

"Man wird sehen, wie die Meisterschaft läuft und ob die Funktionäre auch dieses Jahr so nervös werden, schnell aus der Hüfte schießen und die Trainer wechseln. Aber das hieße ja noch lange nicht, dass Klaus Schmidt der Erste ist, der in der Verlosung ist. Man muss zu einem Verein und dessen Philosophie passen. Man muss den Entscheidungsträgern zu Gesicht stehen - und das ist keine Selbstverständlichkeit. Deswegen kann man im Moment noch nicht sagen, ob es vier Wochen, vier Monate oder vier Jahre bis zu einem neuen Job für mich dauert", meint Schmidt.

Seine Arbeit in Mattersburg sei jedenfalls eine gute Grundlage für eine weitere Bundesliga-Chance, zumindest zieht Schmidt ein positives Fazit:

"Aufgrund des geänderten Liga-Formats kann man es zwar nur schwer vergleichen, aber in den letzten zehn Jahren war der SV Mattersburg vom Punkteschnitt her nie so gut , wenn er in der höchsten Spielklasse war. Wir waren knapp dran, europäisch zu spielen, das wäre natürlich das Sahnehauberl gewesen. Aber ich habe meinen Job erfüllt und kann schon in den Spiegel schauen, zumal ich ja die Saison-Vorbereitung nicht mit der Mannschaft verbracht habe, sondern erst nach Runde 5 eingestiegen bin, als es kurz lichterloh gebrannt hat."

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