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Pacult: "Wenn ich nicht 62 Jahre alt werde..."

Der Krimi von Klagenfurt: Pacults Schmäh und Russ' Enttäuschung.

Es gibt diese Fußballspiele, von denen man sich nichts Besonderes erwartet, die dann aber noch monatelang in Erinnerung bleiben, weil sie so unfassbar spektakulär waren.

Der 4:3-Heimsieg des SK Austria Klagenfurt gegen den TSV Hartberg in der 3. Bundesliga-Runde war so eine Partie. Die Gastgeber in den violetten und die Gäste in den rosa Trikots lieferten ein Feuerwerk ab. Spielbericht >>>

Und am Ende jubelte Pink! Klagenfurt-Goalgetter Markus Pink nämlich. „Uns ist eine Riesenlast abgefallen. Wir sind sehr glücklich, die ersten drei Punkte in der Bundesliga geholt zu haben“, atmet der Angreifer bei „Sky“ auf.

Wäre Peter Pacult, Trainer des Aufsteigers, nicht schon ergraut, diese 90 Minuten hätten das erledigt. Der SKA-Coach grinst: „Ich habe zu der Mannschaft gesagt: Wenn sie mir verderben, dass ich 62 Jahre alt werde, müssen wir ein ernstes Wort reden.“ Am 28. Oktober ist es übrigens soweit, sollte es jemand ganz genau wissen wollen.

VIDEO: Highlights der Partie

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Wer dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter schon so nahe ist, der hat in seiner beruflichen Laufbahn als Trainer freilich schon viel erlebt. Zu Beginn dieser Woche musste Pacult auch all seine Erfahrung aufbringen, nach dem 0:4 bei der Admira inklusive zweier Roter Karten nach VAR-Intervention erschienen seine Schützlinge eher gramgebeugt zu den Übungseinheiten.

Aber Pacult wusste, was zu tun war: „Nach dem letzten Spiel, das mehr als unglücklich verlaufen ist, war die Stimmung am Anfang der Woche nicht so, wie wir uns das erhofft hätten. Ich konnte die Mannschaft aber wieder aufrichten, ihr den Spaß wieder zurückbringen.“

Keine jugendfreien Gedanken zum VAR

Und weil seine Elf am Samstagabend gegen Hartberg Spaß hatte, hatten das auch die Zuschauer. 3.129 Fans waren ins Wörthersee Stadion gekommen. „Für das morgige Spiel wurde mehr Werbung gemacht als für unser Spiel“, grummelte Pacult ob der Aufmerksamkeit für das Testspiel zwischen dem AC Milan und Real Madrid in Klagenfurt am Sonntag ein wenig.

Wie dem auch sei. Seine Mannschaft habe das „bravourös gemacht“, fand Pacult nach dem 4:3-Sieg. Aber restlos zufrieden war er dann auch wieder nicht: „Es waren vermeidbare Tore dabei, im Zweikampf fehlt den Spielern noch die Erfahrung, man sieht, dass wir aus der 2. Liga kommen. Auch vom Tempo her haben wir noch Defizite. Nichts gegen Hartberg, aber gegen andere Gegner wie Salzburg oder Rapid würde das schon ins Auge gehen.“

Ins Auge gegangen wäre fast auch ein kleiner Check von Maximiliano Moreira gegen Hartbergs Gabriel Lemoine in der Nachspielzeit der Partie. Referee Sebastian Gishammer entschied auf Elfmeter, der VAR hatte nichts dagegen.

Pacult aber schon. Auf die Rolle, die der Video-Schiedsrichter in der bisherigen Saison spielt, angesprochen, hält sich der Klagenfurt-Coach zurück. Also einigermaßen zumindest. „Meine Gedanken dazu sind nicht jugendfrei. Diese VAR-Entscheidungen… Wenn ich mir die Elfer-Szene bei LASK-Rapid letzte Woche anschaue, weiß ich nicht, wo der VAR da hingeschaut hat. Aber gut, wir werden jede Woche diskutieren können“, sagt der Wiener.

Weil aber Phillip Menzel den Elfmeter von Dario Tadic parieren konnte, hielten sich die Diskussionen darüber danach in Grenzen.

Enttäuschung bei Russ

Naturgemäß weitaus weniger gut gelaunt war nach der Partie Kurt Russ, der Trainer der Hartberger. Er ging mit seinem Team hart ins Gericht: „Ich habe gedacht, dass meine Mannschaft schon weiter ist.“

Russ führt aus: „Ich bin enttäuscht. Ich hätte nicht geglaubt, dass wir so auftreten. Ich war überzeugt, dass wir mutiger sind, die Zweikämpfe besser annehmen werden. Ich glaube, der Sieg gegen Rapid hat uns vielleicht nicht gutgetan. Wir haben heute bei den Gegentoren schülerhafte Fehler gemacht.“

Zu Beginn der kommenden Woche wird der Coach der Steirer in jener Situation sein, in der Pacult vor einer Woche war. Die Stimmung in Hartberg wird überschaubar gut sein.

Ob Russ auf den Tisch hauen wird, wollte er nicht beantworten: „Ich brauche jetzt nicht darüber reden, ob ich ein harter Hund bin oder nicht. Die Spieler wissen genau, was wir ändern müssen. Und das werden wir auch ändern. Gegen Ried wird eine ganz andere Mannschaft auflaufen. Wir wissen, dass wir nicht gut waren, dass einige schlecht waren.“

Am Ende des Samstagabends bleiben jubelnde Kärntner, enttäuschte Steirer und bestens unterhaltene Fans.

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