Die Schlinge zieht sich immer weiter zu!
Rapids Befreiungsschlag ließ mit dem 1:1 in St. Pölten einmal mehr auf sich warten. Nach 8 Spielen ohne Sieg wird der Druck auf Trainer Damir Canadi immer größer.
Vor allem, weil am Mittwoch im ÖFB-Cup-Viertelfinale ein weiteres Schicksalsspiel wartet. Ob der Wiener da noch auf der Bank sitzt?
"Das kann ich nicht beantworten. Wenn du sechs, sieben Spiele nicht gewinnst, stehst du in der Kritik. Das ist nicht nur bei Rapid, sondern auf der ganzen Welt so."
Canadi am Mittwoch "hundertprozentig" noch Trainer
Die Frage bei der Pressekonferenz, ob vor dem Spiel der letzten Chance um einen Europacup-Platz mit einer Personalrochade möglicherweise ein neuer Impuls gesetzt werden könnte, ist verständlich.
Denn sollte am Mittwoch am selben Platz, gegen den selben Gegner St. Pölten etwas schiefgehen, ist das Verfehlen aller Ziele für Rapid Gewissheit. Zusätzlich droht in der Bundesliga sogar noch der Absturz in den Abstiegskampf.
"Dass du kritisiert wirst und unter Druck kommst, ist dann eines der normalsten Dinge der Welt", gibt sich Canadi in dieser Hinsicht cool. Weniger cool werden die nächsten Stunden und Tage wohl für Sportdirektor Fredy Bickel, der die Verantwortung für die weitere Zukunft trägt.
Eines kann der Schweizer aber schon jetzt bei "Sky" aufklären: "Der Trainer heißt am Mittwoch hundertprozentig Damir Canadi."
"Es bleibt absolut kompliziert"
Der Trainer bleibt weiterhin voll in seinem Element und setzt die Arbeit (vorerst) fort. "Dass es nach sieben Spielen im Frühjahr ohne Sieg nicht passt, ist ganz normal. Wir sind sicher in keiner leichten Position, aber es heißt trotzdem weiter zu arbeiten."
Denn auch in der niederösterreichischen Landeshauptstadt war nicht alles schlecht, zumindest in den ersten 45 Minuten. Stefan Schwab fasste das Spiel bei "Sky" folgendermaßen zusammen:
"Es bleibt absolut kompliziert. Die erste Halbzeit war in Ordnung, in der zweiten steckte wieder Verunsicherung drin, wir haben dann nur mehr auf zweite Bälle gespielt. Das ist über 90 Minuten zu wenig. Hätten wir so weitergespielt, wie in der ersten Hälfte, wären wir vielleicht als Sieger vom Platz gegangen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir uns nicht mehr verdient als einen Punkt."
Canadi sah es ähnlich: "Das hilft uns überhaupt nicht weiter. Wir waren nach zehn Minuten sehr gut im Spiel, in einem Rhythmus und haben die Führung erzielt. Aber es ist momentan so, dass, wenn was passiert wie das Gegentor vor der Halbzeit, fehlt die Stabilität, um drauf zu bleiben, unsere Qualität abzurufen, spielstark zu bleiben und nach vorne zu spielen. Die zweite Halbzeit war nicht mehr schön anzusehen."
Standard-Schwäche zieht sich durch Saison
Einmal mehr war eine Standardsituation dafür verantwortlich, dass Rapid einen Rückschlag hinnehmen musste. Michael Huber köpfte nach Ambichl-Flanke ein und löste bei Rapid einen wahren Knacks aus.
10 der 17 Gegentreffer unter dem Neo-Coach kassierte man aus Freistößen, Rapid kassierte seit 2002 nie mehr als acht Standard-Tore. In dieser Saison kassierte kein Liga-Konkurrent mehr als sechs Gegentore bei Standards.
Eine mit Sicherheit ausbaubare Statistik. "Ganz klar. Wir machen uns da das Leben auch selbst schwer. Ich denke, dass das der Knackpunkt war für unser Spiel heute."
"Wir hatten dann eine niedergeschlagene Mannschaft, das haben wir nicht mehr verarbeiten können. Kleinigkeiten schmeißen uns aus dem Rhythmus. Das tut mir persönlich weh, dass wir an die erste Halbzeit nicht anschließen konnten."
Bickel versichert: "Wir versuchen alles, jeden Tag"
Versucht wird viel, das bestätigt auch Sportchef Bickel.
"Wir versuchen alles, jeden Tag und haben gute Gespräche. Sonst würde ich nicht daran glauben. Wir haben auch in der Länderspielpause die Köpfe zusammengesteckt mit der Mannschaft und alles wurde versucht. Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, um da rauszukommen."
Der richtige Zeitpunkt dafür wäre der Mittwoch, denn da steht für Rapid sehr viel auf dem Spiel. "Es ist wieder eine Chance, endlich zu einem Erfolgserlebnis zu kommen, das würde uns allen gut tun. Aber ich denke noch nicht europäisch, das ist erst das Viertelfinale. Es wäre heute auch wichtig gewesen, weil wir in der Realität auf alles vorbereitet sein müssen", gesteht der Sportdirektor.
Denn der Abstiegskampf wird immer realistischer. Wenn dazu noch am Mittwoch die Mission Cup-Aufstieg schiefgeht, wird Canadis Job wohl nicht mehr zu retten sein.