Vor wenigen Jahren galt Zlatko Junuzovic noch als einer der gefährlichsten Freistoßschützen Europas. In der Saison 2014/15 verwandelte der heute 32-Jährige im Dress von Werder Bremen gleich fünf ruhende Bälle innerhalb einer Bundesliga-Spielzeit direkt in den gegnerischen Kasten.
Mittlerweile trägt der Ex-ÖFB-Teamspieler das Trikot des FC Red Bull Salzburg, das Freistoß-Schießen hat der Mittelfeldspieler aber nicht verlernt:
In Minute 94 des Bundesliga-Schlagers zwischen Salzburg und Rapid (Spielbericht>>>) zirkelte Junuzovic einen Standard von der Strafraumgrenze wunderschön ins Tormanneck und brachte dem zuletzt leicht strauchelnden Serienmeister drei ganz wichtige Punkte ein.
"Es war schon geil: Auf die Bank zuzulaufen, jeder hüpft, jeder schreit. Fußball ist schon geil!", freut sich der Siegtorschütze.
Wie einst gegen Salzburg
Für Junuzovic war es nicht der erste direkt verwandelte Freistoß in der Red Bull Arena. Der letzte gelang ihm in der Vorsaison beim 5:1-Heimsieg über den SKN St. Pölten, der vorletzte ausgerechnet gegen Salzburg:
In der 35. Runde der Saison 2009/10 gastierte Junuzovic mit der Wiener Austria bei den "Bullen" und brachte den "Veilchen" ebenfalls mit einem direkt von der Strafraumgrenze verwandelten Freistoß in der Nachspielzeit einen späten Dreier ein.
Der Routinier erinnert sich mit einem Lächeln noch gut daran, kehrt aber schnell ins Jahr 2019 zurück: "Ich hatte zuerst eigentlich einen anderen Gedanken, wie ich den Freistoß schießen will, weil er sehr nah beim Tor war. Aber Richie (Strebinger, Anm.) stand sehr mittig. Ich wusste, wenn ich den Ball gut treffe, ist er drinnen."
Marsch erklärt emotionalen Jubel
Was folgte, war ein hochemotionaler Jubel mit der gesamten Salzburg-Bank, bei dem auch Coach Jesse Marsch mittendrin statt nur dabei war.
"Es gibt immer viele Emotionen auf dem Platz, wenn wir gegen Rapid spielen. Dieses Tor war ein emotionaler Moment für die ganze Mannschaft. Das war auch das Gefühl auf der Bank", erklärt der US-Amerikaner den ekstatischen Jubel mit der ganzen Mannschaft in seiner Coaching Zone.
"Unnötig, dass es ein Happy End braucht"
Junuzovic freut sich zwar über das Salzburger Happy End einer umkämpften Partie, konstatiert aber auch: "Es war unnötig, dass es so ein Happy End braucht."
Salzburg war nämlich in Hälfte eins klar überlegen, fand zahlreiche Torchancen vor, brachte aber "nur" eine 2:1-Halbzeitführung in die Kabine. "Solche Siege sind immer schön - gerade gegen Rapid. Aber mich ärgert, dass wir in der ersten Halbzeit überlegen waren, viel mehr Tore schießen hätten können und dann laden wir sie zum Anschlusstreffer ein", knirscht Junuzovic.
Im zweiten Durchgang ließen es die Mozartstädter etwas ruhiger angehen, wollten den Sieg herunterspielen und wurden mit dem 2:2 durch einen Kopfball-Treffer von Mateo Barac bestraft.
"Müssen cleverer sein"
"Wenn du dann nicht das 3:1 machst, ist Rapid am Leben, es kann immer was passieren. Umso ärgerlicher war es, dass wir es nicht früher entscheiden. So ein Last-Minute-Treffer passiert auch nicht immer", fährt der als Sechser aufgebotene Mittelfeldmann fort.
Dass Salzburg am Ende einer harten Europacup-Woche mit dem Highlight gegen den SSC Napoli am Mittwoch stand, lässt Junuzovic nicht als Ausrede durchgehen:
"Wir müssen da cleverer und auch zielstrebiger sein, mehr Druck entwickeln und von der ersten bis zur letzten Sekunde durchziehen. Aber ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Es ist nicht immer so einfach, am höchsten Level in höchster Form zu agieren und jedes Spiel gleich durchzuziehen."