Der erste Platz der Qualigruppe ist dahin, die ohnehin nicht besonders glänzende sportliche Leistung ist an einem neuem Tiefpunkt angelangt. Kurzum: Bei der Wiener Austria ist nach der klaren 0:2-Niederlage gegen den SCR Altach (Spielbericht >>>) ganz schlechte Stimmung angesagt.
Schon nach 21 Sekunden, also zu dem Zeitpunkt als Daniel Nussbaumer die Vorarlberger am Verteilerkreise in Führung brachte, war klar, dass der so lange herbeiersehnte Aufschwung auch in der 25. Runde nicht beginnen soll. Nach 31 Minuten waren die "Veilchen" nach einem Komplett-Aussetzer von Max Sax nur mehr zu zehnt und das Spiel quasi schon verloren.
Bei Sportvorstand Peter Stöger kommt die nächste mehr als dürftige violette Leistung naturgemäß überhaupt nicht gut an, der letzte Austrianer Meistertrainer hat einiges zu kritisieren.
Stöger verärgert und enttäuscht
"Es ärgert mich, dass man so fahrig in ein Spiel reingeht und die Anfangsphase total verschläft. Dann ein bisschen eine Reaktion zeigt und dann so einen Ausschluss kassiert. Da habe ich kein Verständnis dafür", fasst Stöger bei "Sky" seine Ansicht der ersten Halbzeit zusammen.
Nach dem Seitenwechsel und in Unterzahl kam von der Austria aber noch weniger, von einer Reaktion war man ungefähr so weit entfernt, wie im Grunddurchgang von der Meistergruppe. Für Stöger eine Riesen-Enttäuschung: "In der zweiten Halbzeit war gar keine Gegenwehr da, ich weiß, dass wir Einen weniger sind, aber das war viel zu wenig von dem, was ich mir erwarte."
Die "Veilchen" setzten auch im dritten Spiel der Qualigruppe auf totale Rotation. Nachdem Christian Ilzer nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen die Admira gleich an sieben Positionen im Spiel gegen St. Pölten (1:1) rotierte, durfte gegen Altach die exakt gleiche Elf wie beim Re-Start gegen die Admira wieder ran.
Ilzer steht nicht erst seit heute in der Kritik, auf die Frage, ob der Steirer denn die Mannschaft noch erreiche, erklärt Stöger: "Von meiner Warte aus schon. Ich bin der Letzte, der etwas schönreden will, aber wir haben vor heute elf Spiele nicht verloren. Das heißt noch lange nicht, dass alles gut ist, aber es war jetzt auch nicht so, dass wir von Niederlage zu Niederlage torkeln."
Ilzer: "Das muss man sich schon selbst umhängen"
Tatsächlich konnte die Wiener Austria vor der Pleite gegen Altach auf eine ansehliche Unbesiegt-Serie verweisen. Da bei den elf Spielen ohne Niederlage gleich acht Remis dabei waren, befinden sich die "Veilchen" nun in der Misere namens Qualifikations-Gruppe. Überhaupt befindet sich die Austria in einer Saison der ganz schlechten Sorte, was auch die Zahlen bestätigen.
Noch nie musste die Austria nach 25 Spielen 36 Gegentore verkraften, der Treffer von Eric Palmer-Brown in den eigenen Kasten gegen Altach zum 2:0 war bereits das vierte Eigentor in dieser Saison - auch das ist Negativ-Rekord.
"Bei allem Respekt vor Altach, die verdient gewonnen haben, muss man sich das schon selbst umhängen. Mit einem frühen Gegentor, Gelb-Rot und einem Eigentor ist gegen starke Altacher nichts zu holen", bedauert Ilzer, dass sich die Austria in dieser Saison zu oft selbst schlägt.
"Schlüsselmoment" lässt weiter auf sich warten
Vor allem der frühe Gegentreffer durch Tor-Debütant Nussbaumer stieß der Austria erkennbar besonders sauer auf, besonders in den 15 Minuten danach sollte überhaupt nichts mehr gelingen. "Nach 15 Minuten Schockstarre haben wir eine gute Energie in der Mannschaft gefühlt, wir haben viele Halbchancen kreiert und durch 'Grüni' (Alexander Grünwald, Anm.) auch die Stange getroffen. Das war die Phase, wo wir das Gefühl gehabt haben, das Spiel zu drehen", findet Ilzer.
Die Pläne seines Trainers hat nach 31 Minuten Max Sax durchkreuzt: Zuerst senste der Flügelspieler Manfred Fischer böse um, dann ließ er sich noch zu einer Watsch'n gegen Emanuel Schreiner hinreißen. "Rot war der Schlüsselmoment in diesem Spiel", muss auch der FAK-Coach zugeben.
Am Ende war es wieder ein bitterer Nackenschlag einer ohnehin schon katastrophalen Saison. Der "Schlüsselmoment", wie ihn Ilzer sich wünscht, blieb erneut aus. Der 42-Jährige führt aus: "Wenn wir ein gewisses Selbstverständnis hätten, muss das 0:1 komplett egal sein. Aber das gelingt uns im Moment nicht. Wir hätten das Spiel in Unterzahl drehen müssen, damit dieser Schlüsselmoment passiert. Die Saison hat schwierig begonnen und wird auch bis zum Ende richtig zäh bleiben."
Monschein: "Mir fehlen die Worte"
Auch der wieder reinrotierte Christoph Monschein konnte nicht mal ansatzweise für einen Schlüsselmoment sorgen. Die einstige violette Torversicherung ist mittlerweile schon fünf Partien ohne Treffer. Für den 27-Jährigen war der Gegentreffer nach 21 Sekunden Match-entscheidend:
"Ich glaube, alle, die das Spiel gesehen haben, wissen, was los ist. Wenn man mit der ersten Aktion in Rückstand gerät, ist jeder Matchplan hinüber. Wenn wir nach ein paar Sekunden führen würden, können auch wir defensiv kompakter stehen und besser spielen", findet der Blondschopf und vergisst dabei, dass die Austria erst vor wenigen Tagen beim 1:1 gegen St. Pölten ebenfalls früh führte, von einer dominanten Vorstellung war aber überhaupt nichts zu sehen.
Auf einen diesbezüglichen Einwand von "Sky"-Report Johannes Brandl, erklärt Monschein etwas überrumpelt: "Dann fehlen mir auch die Worte, ich habe keine Ahnung, warum das so ist bei uns."
Worte, die in der aktuellen Situation der Wiener Austria Bände sprechen.