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Austrias Mühl: Von Anfang an eine geile Geschichte

Der Austria-Kapitän spricht über seine bisherige Zeit, Hierarchie und Morddrohungen:

Austrias Mühl: Von Anfang an eine geile Geschichte

Lukas Mühl ist seit seinem Abgang von Jugendklub 1. FC Nürnberg im Juli 2021 Teil der Wiener Austria - bereut hat der Kapitän den Schritt nie.

Nach seinen Jugendstationen TSV Regen sowie dem 1. FC Nürnberg verließ der 25-jährige Mühl im Sommer 2021 Fußball-Deutschland und wagte den Schritt zu den "Veilchen" aus Wien. Was daraus wurde: Binnen eines Jahres wurde er zur festen Vereinsgröße und spielte nicht mehr in der 2. Deutschen Bundesliga, sondern in der UEFA Europa Conference League auf.

Im Sky-Podcast "DAB - Der Audiobeweis" spricht Mühl über seine Erfahrungen mit dem deutschen Fußball, seinen bisherigen Weg bei und mit der Austria, Trainer Manfred Schmid und warum in der UEFA Europa Conference League mehr gehen könnte, als nach der 1:4-Niederlage gegen Lech Posen vermuten mag.

Liebe zum Verein, aber keine Scheuklappen in der Kabine

Als ablösefreier Spieler verließ Mühl die Mittelfranker und dockte ohne jegliche Erfahrungen über den österreichischen Fußball in der Admiral Bundesliga und beim 24-fachen Meister an. Dem Empfang in Wien-Favoriten und seinen ersten Eindrücken ein Jahr später lassen Mühl ein positives Zeugnis ausstellen: "War von Anfang an wirklich eine geile Geschichte. Mit dem Orti (Manuel Ortlechner, Anm.) gleich ein super Gespräch geführt, mit dem Trainer passt es optimal, wie er die Mannschaft führt und wie er es immer wieder hinbekommt, dass wir eine eingeschworene Truppe werden. Macht richtig Spaß, bei der Austria zu spielen und mit den Werten, die die Austria lebt, fühle ich mich richtig wohl."

Die "eingeschworene Truppe" ist allerdings nicht nur Aufgabe Ortlechners, sondern auch die eines Kapitäns, wie Mühl weiß. Der Innenverteidiger weiß, dass nicht nur mit dem guten Ton gesprochen werden kann: "Man hört in den letzten Jahren immer von einer flachen Hierarchie. Da bin ich überhaupt kein Freund davon. Du brauchst in der Kabine einfach drei, vier Leute, die sagen, wo es lang geht und auch mal ernste Worte sprechen, wo du dich nicht beliebt machst in der Mannschaft."

Denn: "Als Leader ist man dafür verantwortlich, dass in der Kabine alles mit rechten Dingen zugeht und dass alle gleich behandelt werden." Vergessen, dass Fußball keine "One-Man-Show", sondern ein Team-Sport ist, will der Deutsche aber nicht: "Es ist wichtig, dass ich meine Jungs um mich herum habe. Die Kapitänssache ist ja keine One-Man-Show. Wir schauen, dass mit Manfred Fischer, James Holland, Georg Teigl und auch Matthias Braunöder als Junger jeder Verantwortung übernimmt. Am Platz gibt es da auch kein Alter. Jeder in seiner Position hat eine Verantwortung, dass er seinem Vorder- und Nebenmann hilft. Das ist die Basis für unsere Spiele und wenn wir das bringen, sind wir schwer zu schlagen."

Schmid "gibt dir Mut"

Nicht nur seine Mitspieler am Rasen beeindrucken Mühl. Auch Trainer Manfred Schmid, der das Spiel der "Veilchen" an der Seitenlinie begleitet, kommt beim Ex-Nürnberger mit Bestnote weg: "Erstmals muss man den Mensch Schmid hervorheben. Du kannst mit jeder Sache zu ihm kommen. Auch die Teamführung macht er richtig gut und man hat einfach Spaß im Training. Eine seiner Stärken ist auch, dass er dir Mut gibt und als Spieler ist das schon entscheidend, wenn du weißt: Der Trainer reißt dir nicht den Schädel ab, wenn du einmal einen Fehlpass spielst."

Ob Schmid und Mühl künftig ein Trainer-Kapitän-Gespann bleiben, wird sich mit Wintereinbruch zeigen: "Man spricht darüber (Vertragsverlängerung, Anm.) aber man hat ja keinen zeitlichen Druck. Bis November stehen ja noch richtig viele Spiele an und dann kann man sich einmal entspannt hinsetzen. Klar ist, dass ich mich bei der Austria und in der Stadt Wien richtig wohlfühle. Für mich die beste Stadt Europas, von der Lebensqualität her. Besser geht es nicht. Und auch unglaublich geschmeidige Leute."

Sein Arbeitspapier bei der Wiener Austria endet mit 30. Juni 2023. Weil Mühl aber bereits über 23 ist, darf ein Verein bei einer Rest-Vertragslaufzeit von sechs oder weniger Monaten, an Mühl herantreten und einen Vorvertrag mit ihm abschließen, der ab dem 1. Juli 2023 in Kraft treten würde.

"In der Bundesliga versuchen alle Fußball zu spielen"

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Mühl im Einsatz: Kopfballduell gegen Tomer Hemed (Hapoel Beer Sheva) in der UEFA Europa Conference League
Foto: © GEPA

Noch in der Vorsaison wurde die Wiener Austria mit elf Siegen, 13 Unentschieden und acht Niederlagen Dritter in der Abschlusstabelle der Admiral Bundesliga. Damit löste man das Ticket für das Playoff in der UEFA Europa League, nach einer 6:1-Niederlage gegen Fenerbahce Istanbul wanderte man in die UEFA Europa Conference League ab.

Doch neben dem internationalen Bewerb hat ihn die Qualität der Bundesliga überzeugt, denn: "In der Liga versuchen wirklich alle Mannschaften Fußball zu spielen, was für mich wirklich ein Kompliment ist."

Im Vergleich zur 2. Deutschen Bundesliga hinkt die heimische Liga nichts nach, im Gegenteil. Er mahnt: "Wenn ich von der zweiten deutschen Liga komme, aber von den Jungs höre: 'Ich möchte nach Deutschland in die 2. Liga', dann sage ich: Moment, ich weiß nicht, ob das für euch so schön ist, dort Fußball zu spielen. (Denn) da geht es mehr um Flanken, lange Bälle, zweite Bälle. Da geht es nicht darum, wie man von hinten nach vorne sauber durchkommt, sondern da werden die einfachen Mittel gewählt."

Nicht nur der Spielstil hat ihm den Anreiz gegeben, "dem Club" den Rücken zuzukehren und in der Generali Arena anzuheuern: "Für mich war es nach zehn Jahren Nürnberg an der Zeit, auch mit so Geschichten wie Morddrohungen, dass ich was Neues mache. Und dann ist die Wiener Austria gekommen, mit der unglaublichen Stadt Wien. Es war auch ein Ziel, dass man da international spielen kann."

Mühl gehört in der Causa Morddrohungen nicht zu den einzigen Spielern, denen so etwas widerfahren ist. Gerade auf Social Media sind Profis leicht angreifbar, eines der wohl geschmacklosesten Beispiele für Fan-Gewalt in verbaler Sprache musste Arsenal-Keeper Bernd Leno über sich ergehen lassen: "Ich hatte ein wirklich schlechtes Spiel und ein Typ hat auf Social Media geschrieben: Mach es wie Enke." Damit referierte der Typ auf den Schienensuizid von Ex-DFB-Nationaltorhüter Robert Enke, der sich am 10. November 2009 bei einem Bahnübergang das Leben nahm.

"Können gegen Villareal etwas machen"

Einen wahrlich einfachen Einstand in die UEFA Europa Conference League hatte die Austria bislang nicht. Nach einem 0:0 gegen Hapoel Beer Shava folgte eine deftige 1:4-Niederlage gegen den polnischen Gruppen-Gegner Lech Posen. "Das nackte Ergebnis schaut natürlich blöd aus, aber meines Erachtens war die erste Halbzeit richtig gut. Wenn man an Posen bedenkt, vor 30.000 Zuschauern, haben die wenigsten Mannschaften so viel Ballbesitz gehabt wie wir, auch Villarreal nicht", reflektiert Mühl mit Abstand den bitteren Abend und führt fort:

"Wir haben dann einfache Gegentore bekommen. International scheppert es dann halt schon öfter, als in der Liga. Und wenn wir den Elfmeter gemacht hätten, wäre das Spiel auch vielleicht anders gelaufen."

Nun steht der Europa-League-Sieger der Saison 2020/21, FC Villareal, vor der Tür. Am 6. Oktober wartet das Hinspiel in der Generali Arena: "Wir spielen in der Gruppe mit, um weiterzukommen. Jetzt kommt Villarreal. Großer Gegner, großer Name, aber man hat auch in den letzten Spielen gesehen, dass man gegen sie was machen kann und vor allem zu Hause fühlen wir uns wohl."

"Wir müssen einen Tick besser werden, was die Erfahrung und die Cleverness angeht und dann haben wir jeden Falls eine Chance, dort zu gewinnen. Wir gehen da rein und wollen das Spiel gewinnen."


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