Endstand
1:1
0:0, 1:1
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Dauermeister Salzburg? Kühbauer: "Geht vielen auf den Nerv"

Der LASK schrammte am 10. Bundesliga-Spieltag nur haarscharf an einem Sieg in Salzburg vorbei. Doch können die Linzer die "Bullen" langfristig gefährden?

Dauermeister Salzburg? Kühbauer: Foto: © GEPA

Keine 30 Sekunden haben den LASK davon getrennt, dem FC Red Bull Salzburg erstmals seit mehr als zweieinhalb Jahren drei Punkte abzunehmen.

Bis zur 96. Minute führten die Stahlstädter beim Bundesliga-Spitzenspiel in der Mozartstadt mit 1:0, erst ein Lucky Punch durch Oumar Solet verhinderte den Dreier der Athletiker in der Salzburger Festung und damit ein Heranrücken des LASK an den Salzburger Tabellenführer (Spielbericht>>>).

"Es ist ein bissl schmerzhaft, weil ich denke, es war heute echt ein beherztes Spiel von uns. Wir haben uns gut verkauft und hinten raus wäre der Sieg verdient gewesen", trauert LASK-Coach Didi Kühbauer auf der Pressekonferenz nach der Partie dem Auswärtssieg nach.

Michorl: "Sieg wäre verdient gewesen"

Auch bei Peter Michorl überwiegt nach dem Punktgewinn in der Red Bull Arena die Enttäuschung: "Der Sieg wäre heute verdient gewesen. Klar hatte Salzburg mehr Spielanteile, aber die besseren Chancen hatten wir. In der zweiten Halbzeit haben wir fast gar nichts mehr zugelassen, bis auf die letzten zehn Minuten. Morgen und übermorgen wird es noch weh tun, aber danach werden wir auf der Leistung aufbauen", so der 27-Jährige gegenüber LAOLA1.

Die Linzer Enttäuschung rührt auch daher, dass der LASK in Salzburg beinahe mit Anpfiff überraschend forsch im Spiel gegen den Ball agierte und die "Bullen" mit einem hohen und giftigen Pressing vor unerwartete Probleme stellte.

Hätten die Stahlstädter den ein oder anderen Konter im ersten Durchgang etwas besser zu Ende gespielt, wären sie mit einer verdienten Führung in die Pause gegangen.

Kühbauer will erfolgreichen Matchplan nicht verraten

Kühbauer adjustierte das von ihm in Linz eingeführte 4-2-3-1-System am Samstag etwas und ließ die Athletiker im Spiel gegen den Ball in einem 4-3-3 agieren, um die spielstarke Salzburger Mittelfeld-Raute zu spiegeln und somit nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

"Sie haben im Aufbau riesige Probleme gehabt, weil wir die Räume ganz gut verdichtet haben und hinten haben wir den Rücken auch gut schließen können. Sie haben nie wirklich Möglichkeiten vorgefunden. Auch nach vorne haben wir immer wieder Nadelstiche gesetzt. Wenn wir da etwas genauer gewesen wären, hätten es schon in Halbzeit eins anders ausschauen können", sprüht Kühbauer vor Stolz.

Auch dass sein extra für diese Partie adaptiertes Spielsystem so gut aufging, freut den Burgenländer: "Du musst gegen Salzburg anders reagieren, weil das alles Kreativspieler sind. Wenn du jeden frei herumlaufen lässt und nur auf das eigene Spiel schaust, wäre das schlecht."

Genauer will der ehemalige Rapid-Coach, der bei den Duellen seiner Hütteldorfer mit Salzburg oftmals auf eine äußerst defensive und destruktive Spielweise setzte, nicht auf die taktischen Feinheiten eingehen. Nur so viel: "Wir haben versucht, sie frühzeitig zu stören. Ich will nicht verraten, was wir genau machen wollten, aber es war schon ein Plan dahinter."

Kein Vorwurf an Marin Ljubicic

Und dieser Plan ging beinahe voll auf. Nach Seitenwechsel landete eine der vielen Linzer Torchancen nämlich endlich im Mozartstädter Tor. Top-Torjäger Marin Ljubicic kam nach seiner zwei Spiele andauernden Sperre zurück in die Mannschaft des LASK und knipste prompt.

Umso tragischer war die Rolle des Kroaten gegen Spielende. Er war es, der Strahinja Pavlovic in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ball am Sechzehner mit einem schwerwiegenden Fehlpass servierte. Der Salzburger Serbe bedankte sich prompt mit einem Assist auf Oumar Solet, Ljubicic schlug, noch bevor die Kugel im Linzer Netz zappelte, die Hände verzweifelt über dem Kopf zusammen.

"Ich glaube, er freut sich heute selbst nicht über sein Tor. Das ist der Fußball, man kann nichts dagegen tun. Von meiner Seite gibt es keinen Vorwurf, er hat es natürlich nicht absichtlich gemacht. Aber wir wissen genau, wenn es nicht so passiert wäre, hätten wir das Spiel gewonnen", knirscht Kühbauer.

Dauermeister Salzburg? "Das geht vielen schon auf den Nerv"

So trennen Salzburg und den LASK nach zehn Runden weiterhin vier Punkte. Auf dem Papier ist nach einem guten Meisterschaftsdrittel im Rennen um die Schale damit noch alles offen.

Wer die Leistungen der Mozartstädter in der Bundesliga in den letzten Jahren allerdings verfolgt hat, weiß, dass der Weg zur Meisterschaft auch heuer kaum an den "Bullen" herumführen wird.

Ein Umstand, der Kühbauer maßlos ärgert: "Auf Dauer gesehen ist es nicht machbar, sie zu schlagen. Aber ich würde es mir wünschen, weil ich glaube, es geht vielen schon ein bissl auf den Nerv, dass sie immer vorne sind. Aber es ist leider so."

Der 51-Jährige vergaß in der Vergangenheit nur selten darauf, den enormen Vorteil an strukturellen und finanziellen Mitteln der Salzburger zu erwähnen, wenn er nach ihnen gefragt wurde. Auch am Samstag enttäuscht er in dieser Hinsicht nicht:

"Ich will keine Mannschaft in Österreich schlechtreden, aber wenn du einen Spieler kaufst, der so viel kostet wie die ersten beiden Ligen nicht ausgeben, muss auf die Saison gesehen ein Unterschied zu sehen sein", spricht Kühbauer die Salzburger Ablösesumme in Höhe von 13 Millionen Euro für Lucas Gourna-Douath an. Die restlichen Bundesligisten und die 16 Zweitligisten gaben gemeinsam nur knapp elf Millionen Euro im vergangenen Transferfenster aus.

Salzburg zu fordern "auf Dauer nicht machbar"

In einzelnen Spielen sei Salzburg durchaus schlagbar, "aber auf Dauer ist es nach wie vor nicht machbar. Von den Möglichkeiten, die die haben, sind die auf einem anderen Niveau als alle anderen", konstatiert Kühbauer.

Zumindest bis zum Ende des Grunddurchgangs sollten die Mittel des LASK allerdings sehr wohl ausreichen, um mit den Mozartstädtern mitzuhalten. Während Salzburg unter anderem durch die noch anstehenden vier Champions-League-Highlights mindestens bis zum Jahresende doppel- bzw. dreifachbelastet ist, muss eine gute eingespielte Linzer Mannschaft in den allermeisten Fällen nur ein Spiel pro Woche absolvieren.

Michorl: "Müssen das gegen die Kleineren auch abrufen"

Zuletzt zerschossen sich die Oberösterreicher ihren starken Saisonstart mit Patzern gegen Ried (1:1), Austria Lustenau (1:1) und die WSG Tirol (1:4). Wenn sie mit Salzburg mithalten wollen, müssen diese Spiele gegen die "kleinen" Bundesligisten einfach gewonnen werden.

Das weiß auch Michorl: "Natürlich ist es ein anderes Leistungsniveau, wenn du gegen Salzburg spielst, aber wir müssen es vom Kopf schaffen, das auch gegen kleinere Mannschaften abzurufen. Dann wird es ganz schwierig, uns zu biegen."

Und Thomas Goiginger fordert: "Wir müssen versuchen, in jedem Spiel so eine mannschaftliche Leistung wie heute zu bringen. Für uns muss das Linie sein, dass wir an die Leistungsgrenze kommen."

Kann der LASK Salzburg ernsthaft gefährlich werden?

In der Saison 2019/20 wäre es dem LASK beinahe gelungen, den Salzburgern den Meistertitel streitig zu machen. Geheime Trainings während des ersten Corona-Lockdowns verhinderten schlussendlich ein ernsthaftes Duell um die Meisterkrone.

In dieser Saison ist die Ausgangslage allerdings eine andere. Der LASK verfügt momentan über eine homogene Mannschaft, viel Offensivqualität und darf sich zudem ab dem Frühjahr 2023 über eine neue Heimstätte auf der Gugl freuen.

Es wird auch an den Coaching-Fähigkeiten Kühbauers liegen, ob das laut seiner Aussage "nervige" Salzburger Meisterteller-Dauerabo in der Saison 2022/23 zu Ende geht. Die Möglichkeiten, die "Bullen" hinter sich zu lassen, hätte der LASK jedenfalls. Das wurde am Samstag deutlich.

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