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Trainingsskandal: Die falschen Impulse des LASK

Jürgen Werner und Valerien Ismael müssen sich Vorwürfe gefallen lassen:

Trainingsskandal: Die falschen Impulse des LASK Foto: © GEPA

Am Tag nach Bekanntwerden der Trainingsaffäre bei Bundesliga-Tabellenführer LASK treten ein sichtlich geknickter LASK-Vizepräsident Jürgen Werner, Trainer Valerien Ismael und LASK-Boss Siegmund Gruber vor die versammelte Presse, um sich für die mehrfachen Verstöße gegen die Corona-Regeln zu entschuldigen - Letzterer stellt für die Dauer des Bundesliga-Verfahrens gegen die Oberösterreicher sein Mandat im Liga-Aufsichtsrat ruhend.

"Wir haben viermal trainiert, wo wir die Abstandsregeln nicht eingehalten und ein schärferes Training durchgeführt haben, als es erlaubt war", bestätigt Vizepräsident Jürgen Werner. Trotz offen zur schau gestellter Reue, von der am Vortag im Vereins-Statement keine Spur war, geben die Linzer offen zu, dass man die Corona-Richtlinien in den zugegebenen Trainings mutwillig missachtet hatte.

"Hatten gutes Gefühl"

"Im Nachhinein muss man sagen, es war ein Blödsinn, ein großer Fehler unsererseits. Aber der Pfeil ist abgeschossen, den können wir nicht mehr zurücknehmen. Wir haben uns von den Emotionen leiten lassen", sagt Werner.

Er bittet allerdings auch darum, die Verhältnismäßigkeit zu betrachten. "Wir haben übers Ziel hinausgeschossen, aber wir haben nichts gestohlen, keinen umgebracht, wir haben viermal falsch trainiert", so der skurrile Vergleich Werners.

Werner entschuldigt sich jedenfalls bei Sponsoren, Fans, und der Öffentlichkeit. "Wir haben es nicht gemacht, weil wir uns einen Vorteil verschaffen wollten, sondern wir haben auf die Gesundheit der Spieler geschaut, da diese viele englische Wochen spielen müssen", erläutert der 58-Jährige. Die elf anderen Bundesligisten haben dem Tabellenführer dies allerdings vorgeworfen. Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund ist über das Verhalten der Linzer erbost.

Werner war genauso wie Trainer Valerien Ismael und die Spieler in die Entscheidung eingebunden. "Alle sind an einem Tisch gesessen, alle hatten ein gutes Gefühl. Im Nachhinein wissen wir, das war falsch, ein Fehler und dafür stehen wir auch gerade", sagt der Franzose. Man habe einen Impuls setzen wollen, um die Kleingruppentrainings abzurunden. Die Einheiten hätten über die vergangenen Wochen verteilt stattgefunden.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Wir haben in den ersten zehn Tagen jeden Tag PCR-Tests durchgeführt und dann auf jeden 2. Tag umgestellt. Seit 20. April hat es keinen einzigen positiven Fall in der Mannschaft gegeben, dann haben wir die Trainings durchgeführt", gibt Werner Einblick.

Gruber wusste angeblich nichts

LASK-Präsident Siegmund Gruber will erst am Donnerstag von der Liga über die Sache in Kenntnis gesetzt worden sein. Er bestätigt allerdings auch, dass es Überlegungen gegeben habe, ein Trainingslager in Schweden durchzuführen, um dort aufgrund von geringeren Einschränkungen besser trainieren zu können. "Das haben wir dann verworfen. Im Nachhinein betrachtet wäre Schweden die bessere Entscheidung gewesen, wenn man sieht was da abgegangen ist", so Gruber.

Werner bot ihm seinen Rücktritt an. "Den habe ich abgelehnt", erläutert Gruber. Werner habe in den vergangenen Jahren einen tollen Job gemacht und jetzt halt eben einmal danebengegriffen.

Gruber selbst ist auch Teil des Aufsichtsrates der Bundesliga. "Ich habe heute in der Früh ein E-Mail an Philip Thonhauser geschickt, wo ich mitgeilt habe, dass ich die Position des Aufsichtsrat vorerst ruhend stelle", erklärt der LASK-Boss. Falls vom Senat 1 eine Verurteilung des Klubs erfolgen sollte, werde er selbstverständlich zurücktreten. Gruber rechnet aber scheinbar nicht zwingend damit. "Ich glaube, dass wir eine sehr gute Rechtsposition haben."

Eines der Argumente ist scheinbar, dass auch von anderen Klubs Fotos kursieren würden, wo die Inhalte der von der Regierung erlassenen Verordnung zum Kleingruppentraining im Training ebenfalls nicht eingehalten werden. "Es gibt Fotos, wir haben einiges mitbekommen, das ist aber nicht Thema heute", hält sich Gruber da bedeckt. Auch zu den Einbrüchen in die Raiffeisen-Arena, wodurch die Aufnahmen möglich gemacht wurden, will sich der LASK-Chef nicht äußern. "Wir wollen keine Täter-Opfer-Umkehr", betont Gruber. Auch von der Polizei gibt es am Freitag keine Neuigkeiten. Die Sachverhaltsdarstellung werde an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, heißt es.

Was den Senat 1 betrifft, hat der LASK bis Mitte kommender Woche die Möglichkeit zu einer Stellungnahme zur Causa, das Urteil sollte noch vor dem Liga-Wiederbeginn am 2. Juni gefällt werden. Danach bliebe den Linzern 14 Tage Zeit, Einspruch beim Protestkomitee einzulegen. "Wir wollen mit dem Senat vollständig kooperieren", verspricht Werner. Am Freitag absolvierten sie ihr erstes offizielles Mannschafstraining, danach bekamen Gernot Trauner und Co. drei Tage frei. Danach erfolgt ein Trainingslager. Den Ort wollte die LASK-Führung noch nicht verraten.

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