„Beschissen“, antwortet Alexander Grünwald kurz und knapp auf die Frage nach dem Gefühl des Gangs in die Kabinen.
Die Wiener Austria hat ihre Heimpremiere in der neuen Bundesliga-Saison gegen den LASK mit 0:3 verloren und wurde von den Fans mit einem gellenden Pfeifkonzert und jeder Menge Unmutsäußerungen verabschiedet. Tabelle >>>
Grünwald weiter: „Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, dass die Stimmung so kippt. Wir wissen, dass es hier sehr schnell in alle Richtungen gehen kann. Leider haben wir es nicht geschafft, das Publikum auf unsere Seite zu holen.“
Michael Madl zeigt Verständnis: „Ich verstehe jede Unzufriedenheit absolut – die ist ja nicht nur bei den Fans und den Verantwortlichen da, sondern auch bei uns Spielern. Dass es nach dem zweiten Spieltag schon brennt, ist bei einem großen Verein wie der Austria zu akzeptieren. Nichtsdestotrotz müssen wir diese Niederlage verarbeiten.“
"Wir dürfen uns nicht gegenseitig zerfleischen, das wäre nach der zweiten Runde der falsche Weg"
Kapitän Grünwald appelliert nach der zweiten Niederlage en suite an alle: „Wir dürfen uns nicht gegenseitig zerfleischen, das wäre nach der zweiten Runde der falsche Weg.“
Dass der Start in die Ära Christian Ilzer in die Hosen gegangen ist, lässt sich an der Tabelle leicht ablesen. Neo-Sportvorstand Peter Stöger stellt klar: „Da gibt es keine zwei Meinungen, wir sind uns einig, dass das nicht der Anspruch der Austria ist.“
Geknickter Ilzer
Und auch Ilzer zeigt sich entsprechend geknickt: „Uns ist die erhoffte Steigerung zum Auftaktspiel nicht gelungen. Wir sind alle sehr, sehr enttäuscht.“
Der steirische Trainer stellt seine bisherige Arbeit durchaus schon infrage: „Wir müssen uns intensivst Gedanken darüber machen, wie wir die Qualitäten auf den Platz bringen und in welchen Positionen wir sie bringen. Ich muss mir Gedanken machen, ob diese Ausrichtung für die Mannschaft ideal ist.“
Es fehlt im Spiel der Veilchen hinten und vorne. Stöger weiß: „Es ist einiges zu verbessern, klar. Wir haben relativ viele Tore bekommen, nur eines geschossen und wenige Torchancen herausgespielt. Es ist noch nicht ganz stimmig.“
Wenngleich die Spieler schon irgendwo das Gefühl hatten, dass der Auftritt gegen den Vizemeister insgesamt ein besserer war als jener gegen Aufsteiger WSG Tirol zum Start. Grünwald meint: „Bis zum 0:1 hat man schon gesehen, dass die Mannschaft will, wir haben vor allem gegen den Ball sehr gut gearbeitet. Sicher gibt es auch gegen den Ball noch einiges zu verbessern, aber der Wille war da.“
Madl stößt ins selbe Horn: „Das erste Spiel war extrem schlecht, von dem her war es diesmal ein besseres Spiel von uns, auch wenn es das Ergebnis nicht sagt.“ Der Abwehrchef sagt aber auch: „Es gilt knallhart alles, was wir falsch gemacht haben, anzusprechen. Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass wir noch viel zu tun haben.“
Probleme bei Cornern
Vor allem bei ruhenden Bällen klappt es noch gar nicht. Sowohl das 0:1 in Innsbruck als auch die ersten beiden Gegentreffer gegen den LASK sind nach Eckbällen gefallen. Grünwald ärgert sich: „Das müssen wir abstellen! Wir spielen Mann-gegen-Mann, wenn man dann aber mit dem Mann nicht mitläuft und den Zweikampf verliert, ist es einfach erklärt. Vielleicht ist es auch eine Sache der Bereitschaft, den Ball fressen zu wollen und in den Ball reinzugehen.“
"Fakt ist, dass wir schleunigst Änderung brauchen"
Madl ergänzt: „Es gibt eine klare Zuteilung, die beim ersten Tor nicht funktioniert hat. Beim zweiten Tor habe ich das Duell verloren. Wir müssen schneller im Kopf sein und robuster. Daran gilt es zu arbeiten.“
Ilzer wirkt diesbezüglich ein wenig ratlos: „Ich habe in den letzten zwei Jahren vielleicht drei, vier Mal defensive Standards trainiert und wir haben eineinhalb Jahre lang kein Gegentor aus Standards bekommen. Jetzt haben wir sehr, sehr viel trainiert und wir kriegen in den ersten zwei Partien drei Gegentore aus Eckbällen. Es gibt viele, viele Dinge, über die ich mir intensiv Gedanken mache. Fakt ist, dass wir schleunigst Änderung brauchen.“
Am Donnerstag, im Heimspiel gegen AEL Limassol, haben die Veilchen die Chance, die Stimmung wieder in eine positive Richtung zu drehen. Grünwald ist die Lage freilich bewusst: „Wir brauchen ein gutes Ergebnis. Fußball ist ein Ergebnissport, da reicht es oft auch mal, wenn man nicht so gut spielt, aber ein gutes Ergebnis einfährt. Deswegen würde ich sagen, wir legen den Fokus mal auf Ergebnisse.“
Auch Madl weiß, dass die Zeit zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon drängt: „Wir wissen, dass wir kicken können, aber wir müssen es auch schon langsam zeigen.“